Forenbeitrag

Wie und wo wohnen mit Kind, Stadt oder Land

von: Moritz

Seitdem wir unseren Sohnemann haben, stellen wir uns öfter die Frage, ob wir unsere Wohnsituation verändern sollen. Was findet ihr besser für Kinder, in der Stadt oder am Land aufzuwachsen?

Noch ist unser Sohn so klein, dass er den Unterschied nicht wirklich mitbekommt. Aber was ist in ein paar Jahren. Ich bin am Land groß geworden und konnte immer raus wenn ich wollte, bin sehr frei in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Unserem Sohn können wir das jetzt nicht bieten. Wir haben eine Wohnung. Fahren klarerweise so oft es geht ins Grüne.

Wir schauen uns nach Immobilien um, bei den Häuserpreisen in Wien wird einem übel. Einen zu hohen Kredit wollen wir uns auch nicht aufnehmen. Schwierige Situation und wir sind total unschlüssig.

Wie seht ihr das? Ist jemand in der ähnlichen Situation?

Grüße Moritz

 

 

Hallo Moritz,

Also bei uns stellt sich auch im Moment die Frage des passenden Lebensraums. Ich bin als klassisches Stadtkind groß geworden. Bin in der Großstadt aufgewachsen, hab hier meine ganze Jugend verbracht und es als Erwachsener auch nicht wirklich über die Stadtgrenze geschafft. Bisher hab ich mich immer sehr wohl gefühlt und meine Ausflüge aufs Land auf die Wochenenden oder die Urlaube begrenzt. Ich wollt eigentlich nie aus der Stadt und habe das pulsierende Leben sehr genossen.

Seitdem sich mein Junior ankündigt sieht das bei mir anders aus - die Bedürfnisse ändern sich - die gesamte Lebenssituation stellt sich um und ich habe nicht das Gefühl, dass sich meine Anforderungen an mein Umfeld derzeit in der Großstadt erfüllen lassen. Mich zieht es zu meiner eigenen Überraschung aufs Land. Ich möchte zwar nicht den Stadtbezug verlieren, aber leben muß ich hier nicht mehr unbedingt. Bin auch gerade am schauen, wie sich das alles unter einen Hut bekommen läßt.

liebe Grüße & gute Nacht,
leo

 

 

Eine objektiv "bessere" Alternative gibt es bei dieser Wahl nach meiner Meinung nicht. Ich bin noch nie einem (erwachsenen) "Stadtkind" begegnet, das gesagt hätte: "Ach, wären meine Eltern nur damals aufs Land gezogen, dann hätte ich eine glücklichere Kindheit gehabt"  - oder umgekehrt. Da sind andere Faktoren wichtiger.

Aber Du hattest ja nach unseren persönlichen Meinungen gefragt. Nun denn: ich bin ein "Landkind", habe später ein Jahrzehnt im Zentrum einer Großstadt gelebt (hat viel Spaß gemacht) - und bin dann für den Nestbau auf's Land gezogen. Warum? Ich glaube, weil ich meine eigene Kindheit schön fand und meine Vision für die Kindheit meines Sohnes genauso aussieht.

Ich genieße also die Vorteile:

- gleich hinter der Terrassentür beginnt der Garten, in dem unser Kind viel Zeit verbringt und Spaß hat. Und dafür muss ich keine Wickeltasche packen oder den Buggy holen - ist ja alles nur ein paar Schritte entfernt.

- in unserem Haus müssen wir auf Niemanden Rücksicht nehmen

Und ich arrangiere mich mit den Nachteilen:

- man verbringt sowohl für Kind als auch Job eine Menge Zeit im Auto (und das noch für viele viele Jahre)

- es gibt weniger Angebote für Kinderbetreuung und -aktiväten als in der Stadt - und die sind sowohl schlechter als auch teurer (!)

 

Aber ich beschwer mich nicht. Ich hab's so gewollt, habe bekommen was ich wollte und bin glücklich mit der Entscheidung.

Wo wohnen denn bei Euch die künftigen Großeltern (=Eure Eltern)? Wir wohnen nun wieder in deren Nähe, und ehrlich gesagt: die sind ein gigantischer "Standortvorteil" für unseren aktuellen Wohnort und waren damals wichtiger Pluspunkt für die Alternative "zurück aufs Land".

Grüße,

Andreas

 

Danke Euch für die schnellen Antworten.

@Leo, also bist du in einer ähnlichen Situation, nur dass du sogar in der Stadt aufgewachsen bist. Wie hast du deine Kindheit in der Stadt empfunden?

@Andreas: fehlt dir eigentlich manchmal das Stadtleben, das du früher hattest?

Mit dem Kind verändert sich soviel und wir gehen mittlerweile sehr wenig ohne Kind weg. Gerade das Angebot an Lokalen, Kino, Veranstaltungen habe ich immer so geschätzt hier. 

Die Eltern meiner Frau sind in Wien, aber in einem anderen Bezirk. Wir brauchen zu ihnen mit den Öffis 20 min und mit dem Auto auch. Meine Eltern wohnen am Land und es würde sogar die Möglichkeit geben, direkt in der Nähe von ihnen zu leben. Diese Nähe zu den Eltern ist halt auch so eine Sache - wir sind ganz froh, wenn wir auch unsere Ruhe haben können. In wiefern es möglich ist, sich dort dann abzugrenzen, weiß ich noch nicht. Wir fahren jetzt etwa alle drei Wochen zu meinen Eltern, weil es dort von der Natur her super schön ist. Aber dauernd die Eltern neben sich zu haben, ist halt auch gewöhnungsbedürftig.

Zur Zeit haben wir niemanden zu dem wir gleich mal unseren Sohn bringen können, wenn wir jemanden brauchen. Das wäre bei meinen Eltern am Land dann natürlich kein Thema mehr. Wir könnten im Haus der Eltern leben oder uns auch ein eigenes Haus bauen. Möglichen Bauplatz haben wir schon besichtigt (aber halt 2 min von den Eltern entfernt).

Muss jetzt zu einem Termin, danke für euren Input - bin gespannt, wie wir uns da entscheiden.

 

Hey,

Also da kann ich Andreas nur Recht geben. Die Wahl des "richtigen" Wohnortes kann man schwer objektiv beurteilen. Da spielen einfach viel zu viele subjektive Faktoren mit. Ich bin in der Stadt aufgewachsen und hatte hier auch eine wunderbare, behütete Kindheit.

Wobei ich dazu sagen muß, dass ich das Glück hatte in einem Haus mitten in der Stadt aufzuwachsen, das einen recht großen begrünten Innenhof hatte. Damit konnten meine Eltern quasi auch die Tür aufmachen und mich ins Grün "entlassen". Es ist aber auch schwer zu sagen, ob mir damals was angegangen wäre - ich glaube gerade als Kind lernt man damit umzugehen, was einem geboten wird. Ich war es ja so gewohnt, wie es war.

Heute möchte ich meinen Kinder aber etwas anderes bieten und sie auch anders aufwachsen sehen und ja, der Gedanke aufs Land zu ziehen ist sicher nicht ganz "uneigennützig". Es ist nun mal in der Stadt schwieriger und aufwendiger die Kinder aus dem Haus zu bringen und etwas zu unternehmen. Auch das Thema Sicherheit spielt für mich eine große Rolle. Ich glaube, das in der Stadt einfach - Eigenheimunfälle mal ausgenommen - einfach viel mehr passiert vor dem ich als Vater einfach großen Respekt habe.

Das Thema fehlendes Angebot am Land ist sicher ein Thema, wobei ich hier den Bezug zur Stadt nicht verlieren möchte. MIt regelmäßigen Fahrten in die Stadt muß man sicher leben lernen, aber vor allem die Kinderbetreuung ist sicher ein serh wesentlicher Faktor. Gibt es Kinderberteuung in der Umgebung? Gibt es einen guten Kindergarten? Wohnen Verwandte in der Umgebung?

Wir sind gerade dabei eine Liste mit Vor- und Nachteilen anzufertigen um auch genau eingrenzen zu können, wo wollen wir hin. Land ja, aber wieweit von der Großstadt weg, wieweit von den Verwandten, wie lange Fahrten will man rgelmäßig in Kauf nehmen,....

 

 

 

Ich vermisse das Stadtleben weniger, als ich befürchtet hatte. Zeit für Kultur haben wir mit Kind weniger als vorher – die verbliebenen Dinge sind es auch wert, ins Auto zu steigen. Einkäufe kommen sowieso inzwischen vornehmlich aus dem Internet, und wenn wir mal Einkaufen fahren, ist das in der nächstgelegenen Kleinstadt mit einigen zehntausend Einwohnern viel entspannter, als ich das aus der Großstadt in Erinnerung habe.

Interessante Parallelen tun sich hier allerdings zum Thema „Eltern“ auf...wir wohnen nämlich nur 5-6 Gehminuten von meiner Schwiegermutter entfernt und hatten damals auch erwogen, in ihr (Zweifamilien-)Haus einzuziehen - das wäre mir persönlich aber zu heftig gewesen. Andererseits: meine Schwester und Ihr Mann wohnen mit zwei Kindern glücklich bei meiner Mutter, kann also gutgehen.

Ich hatte dieselben Bedenken wie Du hinsichtlich Abgrenzung (Albtraum: täglich steht Schwiegermuttern in der Tür). In einem Anfall von Todesmut habe ich die frontal angesprochen – und siehe da, meine Schwiegermutter möchte auf keinen Fall als nervtötend gelten und hält sich freiwillig zurück. Bevor unser Kind kam, habe ich sie auch nur alle 2-3 Wochen(!) gesehen.

Selbst heute nimmt sie unseren Sohn meist mit, statt ihn hier zu betreuen – vermutlich immer noch eine Folge der damaligen Aussprache. Ist aber auch gut so, weil so unser „Nichtangriffspakt“ am besten funktioniert: ich nörgel nicht an ihrem Erziehungsstil rum (und lasse ihr bewusst Freiheiten, Dinge anders zu regeln als wir), und sie dafür nicht an meinem.

Ich muss sagen, sie tut unserem Kind wirklich gut – sie gibt ihm ganz andere Impulse/Erfahrungen, als wir das tun, das ergänzt sich prima. Der Kleine liebt sie abgöttisch (klar, bei Oma ist alles erlaubt). Und der Gewinn an Lebensqualität und Flexibilität ist enorm…wir gehen z.B. weiterhin 1x die Woche abends gemeinsam zum Sport (Tanzen) - und wenn das Training mal ausfällt oder wir keinen Bock haben, halt was Essen, ins Kino etc.

Grüße,

Andreas

 

@Leo: Die Entscheidung ist gut zu überlegen. Und es ist sicher sinnvoll eine + und - Liste anzufertigen, damit man das abwägen kann. Was ist einem selbst wichtig. Wir haben sowas schon mal begonnen, doch irgendwie kamen wir auf kein Ergebnis. Aber wir haben herausgefunden, dass ich und meine Frau dabei sehr ähnlich denken, Sicherheit ist uns beiden wichtig, eine schöne Umgebung auch und die passenden Bildungsmöglichkeiten.

@Andreas: Schön zu wissen, dass es bei euch klappt, trotz der Nähe zu den Schwiegereltern. In einem Haus mit ihnen wohnen kann ich mir auch nicht vorstellen. Obwohl es sich sogar um meine Eltern handelt. Wenn man mal darüber anfängt nachzudenken, was ist für das Kind besser, Land oder Stadt, dann sind wir uns einig, dass wir unser Kind gerne freier aufwachsen lassen würden.  Zumindest nicht in unserer jetzigen Wohnung in Wien.

Wir stellen uns das mit Oma und Opa in der Nähe eigentlich toll vor, gerade was die Unterstützung bei der Kinderbetreuung betrifft. Da wir ausschließen, dass wir im gleichen Haus mit ihnen wohnen wollen, müssten wir uns ein eigenes Haus bauen. Das ist der Traum meiner Frau - wenn Land dann will sie eine schöne Wohlfühloase mit schönem Designerhaus. Dass wir beide keinen Schimmer von Haus bauen haben, kommt aber noch dazu.

Es wird wahrscheinlich noch etwas dauern bis wir uns entscheiden. Mit den Eltern ein offenes Gespräch führen und auch die Problematik bezüglich notwendiger Distanz diskutieren ist sicher sinnvoll und notwendig, bevor man sich entscheidet.

Hätte mir nicht gedacht, dass ich hier gleich Antworten bekommen, von Menschen, die in ähnlichen Situationen sind bzw. Andreas, dass du sogar in die Nähe deiner Eltern gezogen bist.

Freut mich, eure Meinungen dazu zu lesen. Spannend.

So Essen ist fertig - heute habe ich mal gekocht. Mahlzeit.

Viele Grüße Moritz

 

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