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Interview mit Jörg Mathieu, dem Herausgeber des Magazins Papa-ya
Seit etwa einem Jahr gibt es ein wirklich tolles Printmagazin, das sich für mehr Fairness im deutschen Familienrecht einsetzt. FRESHDADS konnte jetzt exklusiv mit dem Herausgeber Jörg Mathieu über seine
Einstellung, Beweggründe und Ziele sprechen.
FRESHDADS: Vor kurzem ist die fünfte Ausgabe Ihres Magazins PAPA-YA für mehr Fairness im deutschen Familienrecht erschienen. Was waren Ihre Beweggründe für dieses Printmagazin und was möchten Sie damit erreichen?
Jörg Mathieu: Die Gründe, ein solches Magazin zu produzieren, sind so vielschichtig wie einfach. In erster Linie war es die ungleiche Behandlung der Geschlechter vor Gericht, im speziellen in Familienrechtssachen. Das journalistische Aufarbeiten dieser Thematik ist deshalb so wichtig, weil das, was in Deutschland als Familienrecht praktiziert wird, in weiten Bereichen mit Gerechtigkeit und Fairness rein gar nichts mehr zu tun hat. Leidtragende sind in erster Linie die Kinder. Sie werden häufig zum Spielball von Machtinteressen und sie werden instrumentalisiert im Trennungs- und Scheidungskrieg. Familienrichter, die im Übrigen keinerlei fachspezifische Ausbildung haben, fällen Urteile, welche Kapitulationserklärungen gleichen. Solange sich an diesem Missstand und an der aktuellen Scheidungsrate in Deutschland nichts ändert, machen wir uns um mangelnde Leser keine Sorgen. Die Zeit für ein solches Magazin, das den Menschen in dieser schwierigen Situation mit viel Kompetenz wichtige Fragen beantwortet, war einfach reif. Meine persönliche Betroffenheit war somit nur ein Motivator für PAPA-YA. Nicht nur der Kampf in meiner eigenen Sache, sondern das Leid von Tausenden von Kindern in Trennungssituationen hat mich lebhaft beschäftigt. Mitstreiter in dieser Sache zu finden, war ein leichtes. Niemand, der selbst erlebt hat, was in Deutschland vor einem Richter passiert, wird behaupten können, dass es da immer gerecht oder fair zugeht.
FRESHDADS: Der Name des Magazins gefällt uns sehr gut. Wie kam es dazu und an wen richtet sich das Magazin PAPA-YA? Wer sind Ihre Leser bzw. welche Menschen möchten Sie damit ansprechen?
Jörg Mathieu: Der Name PAPA-YA hat gleich mehrere Aussagen. Zum einen wollten wir damit klar zum Ausdruck bringen, dass sowohl das JA zum Vater als auch das JA zur Vaterschaft eine Grundvoraussetzung für Trennungskinder darstellt. Andererseits ist der Name sehr einprägsam und klingt als Frucht verstanden genau so gut wie als Apell. Wir wollen jedoch richtig stellen, dass PAPA-YA kein reines Vätermagazin ist und auch nie sein wird. Die alten „Väterprobleme“ sind auch die neuen „Mütterprobleme“. Somit sprechen wir alle an, die sich zum großen Kreis der „Familie“ zählen – Mutter, Vater, Oma, Opa, Kinder und alle Verwandten. Uns geht es aber auch um die Professionen in Familienangelegenheiten. Um die vielen Mitarbeiter/innen auf den Ämtern, um das Lehrpersonal in den Schulen, um Anwälte und Richter und um die Politiker. Schließlich müssen auch diese Personen umdenken und über den Tellerrand schauen. Und das nicht nur in Deutschland, sondern im kompletten deutschsprachigen Raum. Auch in Österreich und in der Schweiz sind die Probleme die gleichen, wenn auch die Gesetzeslage leicht variiert. Ein österreichisches Kind leidet genau so unter der Trennung der Eltern wie ein deutsches.
FRESHDADS: Der Untertitel „Magazin für mehr Fairness im deutschen Familienrecht“ lässt vermuten, dass Sie primär Rechtsthemen aufgreifen. Bedarf daran ist sicherlich vorhanden, aber gibt es auch andere Themenbereiche, denen Sie sich widmen?
Jörg Mathieu: Ja, in der Tat ist die Rechtslage einer unserer Schwerpunkte. Neben diesen juristischen Themen, die wir gleich durch drei Anwälte erörtern und prüfen lassen, gibt es viele wichtige Tipps im Umgang mit Behörden (z. B. Jugendamt), Leserbriefe, Veranstaltungshinweise, News, Erfahrungsberichte unsrer Leser u.v.m. Wir greifen jedoch auch gesellschaftspolitisch heiße Themen auf, wie zum Beispiel Kinderarmut in Deutschland oder Väter im Justizvollzug und beschäftigen uns mit Erscheinungen wie Depression (in der jüngsten Ausgabe) und dem Leiden der Kinder in auseinanderbrechenden Familienstrukturen.
FRESHDADS: Ein Magazin in dieser hohen Qualität bedeutet viel Arbeit, wer sind die Menschen hinter PAPA-YA?
Jörg Mathieu: Auch wenn es nicht danach aussieht (was es auch nicht soll) arbeiten die 27 Redaktionsmitglieder alle ehrenamtlich für PAPA-YA. Darauf sind wir sehr stolz. Neben Anwälten haben wir Verfahrenspfleger, Autoren, Gleichstellungsbeauftragte, Geistliche und natürlich viel Betroffene in der Redaktion. Wir sind immer versucht, ein Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen zu schaffen, damit das Magazin seine geschlechtliche Neutralität wahren kann.
FRESHADS: Das Magazin ist für € 2,50 erhältlich. Vermutlich sind damit nicht alle Kosten gedeckt, die vorhanden sind. Wie finanzieren Sie dieses Magazin?
Jörg Mathieu: Eine gute und wichtige Frage. Die Wirtschaftlichkeit ist der Hauptfaktor, wenn man vorhat, nicht als Eintagsfliege aufzutreten sondern ein fester Bestandteil auf dem Zeitschriftenmarkt zu werden. Das Magazin ist über den Direktvertrieb zu beziehen. Somit kommen dann noch Porto- und Verpackungskosten hinzu. Die Kostendeckung ist bei einer Auflage von 7.500 bundesweit damit aber noch nicht gewährleistet. Wir versuchen, den Anteil von Anzeigen im Heft so gering zu halten wie möglich, sind aber auf Buchungen der Umschlagseiten angewiesen. Wir sind auch auf der Suche nach Sponsoren. In Österreich und in der Schweiz suchen wir noch Vertriebspartner.
FRESHDADS: Wir haben noch einige Begriffe vorbereitet und es wäre toll, wenn Sie uns ein kurzes Statement zu jedem Begriff geben würden.
J.M.: Kinder sind unser Leben, unsere Zukunft! Kinder sollen Kinder sein dürfen! Jedes Individuum soll gefördert und nicht unterdrückt und instrumentalisiert werden. Wir brauchen Kinderlachen, leuchtende Kinderaugen und müssen den Tatendrang und die pure Lebenslust spüren. Für all das müssen wir kämpfen. Kinder brauchen Regeln und trotzdem Förderung, aber vor allem haben sie das Recht auf die Liebe beider Eltern! Man darf Kinder nicht als alleinigen Besitz eines Elternteils sehen, jede Kinderseele braucht Mutter und Vater.
J.M.: Eltern sein, bedeutet Verantwortung und Liebe. Eltern haben Rechte, aber auch Pflichten. Eltern muss es gelingen, die Paarebene von der Elternebene zu trennen. Eltern haben ihren Kindern gegenüber für ein ausgeglichenes Verhältnis zum anderen Elternteil zu sorgen. Und alle Kinder haben das Recht auf beide Eltern zu gleichen Bedingungen und Voraussetzungen.
J.M.: Vaterschaft ist 50 % der kindlichen Identität. Vaterschaft will gelebt werden und ist notfalls einzufordern.
J.M.: Gleichberechtigung ist eines unserer Maxime. Keine Fairness ohne Gleichberechtigung und Gleichstellung zwischen den Geschlechtern. Schluss mit Diskriminierung wegen dem „falschen“ Geschlecht und Schluss mit radikalem Gender-Mainstreaming.
J.M.: Fairness haben vor allem Hunderttausende von Scheidungskindern verdient. Eine „faire“ Chance haben aber auch alle Mütter und Väter verdient, die ihre Elternrolle leben wollen.
J.M.: Engagement für Kinder in Trennungssituationen. Lasst auch die Kinder zu Wort kommen. Für die immer wieder benachteiligten Väter, die ihre Kinder genauso lieben wie die Mütter und oft sogar unbeschwerter mit ihnen umgehen können aufgrund der nicht alltäglichen Situation an den Wochenenden. Raus aus dem Alltag, rein ins Papa- Wochenende. Für Mütter, die um ihre Kinder kämpfen müssen oder darum, dass vereinzelte Väter ein Interesse an ihren Kindern und deren Entwicklung zeigen. Für andere Familienmitglieder wie Großeltern. Auch sie leiden unter der Kindes-/ Enkelentziehung. Erhaltung der Ursprungs-Familien-Konstellation. Bindungstoleranz muss wieder einen hohen Stellenwert in der Rechtsprechung bekommen.
FRESHDADS: Wir möchten natürlich auch wissen, wie und wo Interessierte das Magazin kaufen bzw. bestellen können?
Jörg Mathieu: Unter www.papa-ya.de, oder direkt über redaktion@papa-ya.de kann man das Magazin auch aus dem Ausland anfordern.
Wir danken für das interessante Interview und wünschen Ihnen und dem Magazin PAPA-YA alles Gute und viel Erfolg.
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