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Reizüberflutung durch Medien: Konzentration der Kinder leidet - was kann man dagegen tun?
Gravierende Konzentrationsschwächen bei Kindern und Jugendlichen ortet der Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Walter Dorner, vor dem Hintergrund der aktuellen PISA-Studie. Um diese Schwächen auszugleichen, müssten Schule und privates Umfeld gleichermaßen und mit vereinten Kräften an einem Strang ziehen, erklärte Dorner am Montag in einer Aussendung.
Spezielle Konzentrations- und Entspannungsübungen in der Schule könnten die Merkfähigkeit deutlich fördern, aber auch in den Familien könne wirksam gegengesteuert werden, zeigte sich Dorner überzeugt. "Wir müssen danach trachten, die Konzentrationsfähigkeit unserer Jugend wieder zu heben, denn wer sich nicht konzentrieren kann, wird entsprechende Probleme im Unterricht, aber auch außerhalb der Schule haben", erklärte Dorner.
Passive Berieselung eingrenzen:
Sinnvoll sei es beispielsweise, die Zeiten für passive Berieselung durch den Fernseher zu begrenzen, erklärte Gudrun Weber, Referentin des ÖÄK-Schulärztereferats. Auch die Nutzung des Computers solle geregelt werden, appellierte Weber an die Erwachsenen.
"Die unkontrollierte, übermäßige Konfrontation mit leicht konsumierbaren Medien ist eine der Hauptursachen für Konzentrationsstörungen", so Weber.
Schon die Kleinsten seien von Aufmerksamkeitsdefiziten betroffen:
Viele Eltern machten den Fehler und würden Fernseher oder Playstation aktivieren, um die Kinder quasi ruhig zu stellen. Weber: "Das verstärkt das Problem aber nur noch, anstatt es zu lösen." Die ständige Reizüberflutung wirke sich auch auf die Erwachsenen aus, deren Verhalten wiederum von Kindern nachgeahmt werde. "Wenn Kinder es gewohnt sind, dass beim Abendessen der Fernseher läuft, während die Familie womöglich noch versucht, sich zu unterhalten, dann färbt das natürlich auf den Nachwuchs ab", erklärte Weber. Fehle der Input durch mediale Reize, seien Kinder auf sich selbst gestellt und würden nach kürzester Zeit Anzeichen von Unruhe und Anspannung zeigen - typische Symptome für Konzentrationsstörungen. "Wenn man ein Kind permanent beim Spielen unterbricht und es sozusagen aus der Konzentration reißt, wird es sich in absehbarer Zeit daran gewöhnen, sich in immer kürzeren Zeiteinheiten zu beschäftigen", warnte Weber.
Konzentrationsübungen und ruhige Atmosphäre:
Dem Kind zu befehlen, es möge sich konzentrieren, sei nicht hilfreich, im Gegenteil: "Das erzeugt Erfolgsdruck und Anspannung", weiß die Sprecherin der Schulärzte. Sie empfiehlt, als ersten Schritt zur Steigerung der Konzentration Fernseher und Radio abzudrehen und sich stattdessen auf eine Unterhaltung zu konzentrieren bzw. eine ruhige Atmosphäre zu schaffen, in der Kinder nicht mit verschiedenen Sinneseinflüssen überfordert werden, sondern in der sie zur Ruhe kommen können. Auch in der Schule seien Konzentrationsübungen wichtig. Alt, aber gut seien die LÜK-Konzentrationsspiele; auch eigene Bücher mit Konzentrationsübungen speziell für Kinder seien empfehlenswert. "Dabei wird das logische Denken ebenso geschult wie visuelle Fähigkeiten oder das Beachten von Details", so Weber. Pausen seien in jedem Fall unerlässlich. Am besten sei es, die Hausaufgaben des Kindes in kleine "Portionen" einzuteilen und nach jeder erledigten Einheit eine Pause einzulegen.
Quelle: ärztekammer.at