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Sicherheit am Schulweg: Schulweg mit den Kindern üben
Eltern sollten öfters mal für ihre Kinder in die Knie gehen. Dann zum Beispiel, wenn es darum geht, die Welt aus kindlicher Augenhöhe zu erfassen und zu erklären. "Besonders im Straßenverkehr sind Kinder gefährdet.
Kinder sehen die Gefahren aus einer anderen Perspektive: Sie werden aufgrund ihrer Körpergröße schlechter gesehen und erleben die Straße aus einer ganz anderen Perspektive als Erwachsene", sagt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. Daher geht es beim Schulweg nicht nur darum, eine fixe Strecke festzulegen und zu üben. Den Kindern muss auch vermittelt werden, welche besonderen Gefahren es für sie im Straßenverkehr gibt.
"Als Elternteil erkennt man die am besten, wenn man sich auch körperlich in die Situation des Kindes begibt, also in die Hocke geht", sagt Seidenberger. Man darf nicht übersehen, dass Kinder Autos, Fahrräder und andere Verkehrsteilnehmer aus einem anderen Blickwinkel wahrnehmen. Sie haben auch ein kleineres Sichtfeld. "Bei einem Erstklässler ist der Kopf in etwa in Höhe der Kofferraumoberkante, bei SUV sogar darunter", sagt die ÖAMTC-Expertin. "Ein Kind nimmt vielleicht die winkende Mutter auf der anderen Straßenseite wahr, nicht aber den Kleinlastwagen, der sich seitlich nähert."
Beim Üben des Schulwegs ist es auch wichtig, auf die persönlichen Stärken, Schwächen und Bedürfnisse des Kindes einzugehen.
Die ÖAMTC-Verkehrspsychologin nennt einige weitere Aspekte, die Eltern dringend berücksichtigen sollten:
- Bei Festlegen der Wegstrecke geht es darum, den sichersten Weg zu finden, nicht den kürzesten. "Lieber einen kleinen Umweg in Kauf nehmen, aber dafür die Straße an einem gesicherten Schutzweg überqueren", rät die ÖAMTC-Expertin.
- Auf Vorbildwirkung achten. Kinder sind gute Beobachter. Deshalb ist es wichtig, dass Erwachsene dem Kind das richtige Verhalten immer vorzeigen und mögliche Gefahrenquellen kindgerecht erklären. Das Kind muss wissen, worauf es achten muss - beispielsweise beim Verlassen des Schulbusses, bei Ampeln, Zebrastreifen oder Toreinfahrten.
- "Kinder, die bereits im Vorjahr alleine in die Schule gegangen sind, sollten die Strecke mit ihren Eltern nochmals abgehen", rät die ÖAMTC-Expertin. Neue Baustellen, Ein- und Ausfahrten, Ladezonen, Schaufenster oder neue Plakate können die Aufmerksamkeit der Kinder trotz "Schulwegerprobtheit" abziehen.
- Kinder können oft noch schwer zuordnen, aus welcher Richtung ein Geräusch, z. B. ein herannahendes Auto, kommt. Ebenso können sie Geschwindigkeiten und Bremswege schlecht einschätzen. "Umso wichtiger ist es, dass man dem Kind einschärft, dass es niemals einfach über die Straße laufen darf", betont die ÖAMTC-Expertin.
- Nicht alle Kinder sind gleich. Manche sind durch ihren starken Bewegungsdrang oder mangelnde Aufmerksamkeitsleistung mehr unfallgefährdet. Extrovertierte Kinder beispielsweise interessieren sich für alles und jeden und das am besten gleichzeitig. Sie sind gefährdeter als ruhigere Kinder. Besonders introvertierte Kinder dagegen neigen zu Tagträumen - in unfallträchtigen Situationen fehlt es ihnen an den nötigen Handlungsmustern.
- Das Kind soll seine Hände frei haben. Alle für die Schule notwendigen Sachen sollten unbedingt in die Schultasche und nicht in eine extra Tasche. Auch Spielsachen, Handy oder ähnliches in der Hand lenken das Kind vom Verkehrsgeschehen ab. Ebenso irritierend können sich ein neues Styling oder Outfit mit Accessoires, Bändern und Taschen auf die Aufmerksamkeit des Kindes auswirken.
- Wenn es möglich ist, sollte man jüngere Kinder gemeinsam mit älteren Kindern auf den Schulweg schicken.
"Mit allen diesen Vorbereitungen sind die Eltern noch nicht aus ihrer Verantwortung entlassen", sagt die Clubexpertin. "Ein Schulweg-Begleitdienst von Erwachsenen gerade in den ersten Wochen ist zu empfehlen." Ebenso sollte man sich von Zeit zu Zeit durch unbemerktes Beobachten des Kindes vergewissern, dass der Sprössling sich am Schulweg an die vereinbarten Regeln hält.
"Für Autofahrer heißt es am Schulanfang besonders vorsichtig und aufmerksam zu sein", sagt die ÖAMTC-Verkehrspsychologin abschließend.
Quelle: oeamtc.at
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