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Welcher Kindergarten passt zu meinem Kind
Durch die Wahl des Kindergartens entscheiden Eltern nach welchem pädagogischen Ansatz das Kind in dieser Zeit aufwächst. Eine nicht unwichtige Entscheidung, deshalb sollt man sich darüber informieren, welche verschiedenen Konzepte es gibt und welches davon am besten für das eigene Kind geeignet ist.
Ab drei Jahren gibt es die Möglichkeit, dass das Kind einen Kindergarten besucht. Die Anmeldung ist in der Regel kostenlos. Erst wenn man einen fixen Platz für das Kind zugesichert bekommen hat und das Kind die Bildungseinrichtung besucht, wird auch der monatliche Elternbeitrag fällig.
Bei der Wahl des Kindergartens gibt es einiges zu beachten. Das Kind steht im Mittelpunkt und die Bildungseinrichtung soll bestmöglich auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen. Damit das Kind gut betreut ist, sollte man sich über die Gruppengröße und die Anzahl der MitarbeiterInnen informieren. Ein persönlicher Besuch der Bildungseinrichtung und das Kennenlernen der BetreuerInnen sowie des pädagogischen Ansatzes, sind unablässig. Als Faustregel des Kinderbetreuungsnetzwerks der Europäischen Union gilt, dass ein Pädagoge/eine Pädagogin für sechs bis acht Kinder zuständig ist bzw. maximal 15 Kinder in einer Gruppe sind.
Eine grundlegende Entscheidung ist die Wahl eines Kindergartens mit dem passenden pädagogischen Konzept. Doch man muss wissen, welche Konzepte es überhaupt gibt. Die wichtigsten stellen wir euch hier vor:
Offener Kindergarten
Dieses Konzept versucht Kindern die Möglichkeit einzuräumen, sich mit selbstgewählten Aktivitäten zu beschäftigen sowie Freiraum in die Wahl der Spielgruppen zu bringen. Alle Beteiligten sind aktive Gestalter und Akteure. Das Kind steht mit seinen Wünschen im Mittelpunkt und darauf soll bestmöglich eingegangen werden. Die BetreuerInnen erfüllen die Rolle als Begleiter, Lernpartner, Zuhörer, Berater, Coach und Unterstützer. Man geht davon aus, dass das Kind grundsätzlich aktiv, neugierig und interessiert ist. Deshalb braucht es nicht unentwegt von den ErzieherInnen Ideen oder Motivation. Wert wird auf die passende Umgebung gelegt, die das Kind anregt, wie beispielsweise Funktionsräume, ausreichend Spielzeug und Beschäftigungsmaterialien. Geeignet ist diese Art des Bildungskonzeptes für alle Kinder, da es davon ausgeht, dass jedes Kind anders ist.
Situationsansatz
Der Situationsansatz stellt soziales Lernen und die alltäglichen Lebensbedingungen in den Mittelpunkt. Das Ziel ist, Kinder, unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft, darin zu unterstützen, ihre Lebenssituationen zu verstehen und diese selbstbestimmt, kompetent und verantwortungsvoll zu gestalten. Es werden alltägliche Situationen von Kindern und ihren Familien aufgegriffen, anhand deren versucht man Projekte abzuleiten und diese mit den Kindern zu erarbeiten. Die Kinder lernen somit an realen Situationen, das soll sie bestmöglich auf ihr zukünftiges Leben vorbereiten. Themen sind das Erlernen von Selbständigkeit, Selbstbewusstsein, Konfliktfähigkeit, Toleranz und soziale Kompetenz.
Montessori Kindergarten
Er verfolgt das Motto: „Hilf mir, es selbst zu tun“. Dieses Konzept von Maria Montessori (1870-1952) soll die Entwicklung der Eigenkräfte des Kindes fördern. Das Kind soll die Welt in größtmöglicher Freiheit kennenlernen und erkunden. D.h. die Kinder bestimmen selbst, wie lange und womit sie sich beschäftigen wollen. Die Betreuer fungieren primär als Helfer, da das Kind selbst bestimmt. Dadurch sollen die Kinder lernen Schwierigkeiten selbst zu meistern, kreative Lösungsansätze zu finden und eine eigenverantwortliche Persönlichkeit auszubilden. Unterstützt wird das Handeln des Kindes durch die passenden Materialgruppen. Davon gibt es fünf Verschiedene: Materialien für Übungen des täglichen Lebens, Sinnesmaterialien, Sprachmaterialien, Mathematikmaterialien sowie Materialien zur kosmischen Erziehung (Wissenschaft).
Freinet Konzept
Benannt ist dieses Konzept nach dem französischen Dorfschullehrer Célstin Freinet (1896-1966). Auch bei diesem Kindergarten Konzept übernimmt der Nachwuchs die Regie. Man geht davon aus, dass die kindliche Entwicklung an Bewegungslust, Eigentätigkeit, Forschungsdrang und Experimentierfreude gebunden ist. Diesen Bedürfnissen sollen sie bestmöglich nachgehen können. Perfektion ist dabei nicht wichtig. Kinder dürfen Fehler machen, da sich dadurch lernen und ihre eigenen Stärken herausarbeiten können. In den Kindergärten mit diesem Konzept gestalten Kinder das Tagesprogramm aktiv mit. Ausgehend davon worauf die Kinder Lust haben, wird dann der Tagesablauf festgelegt.
Friedrich Fröbel
Das Konzept von Friedrich Fröbel (1782-1852) sieht den Menschen als bildbares Wesen, das zu Bewusstsein und Vernunft strebt. Im Mittelpunkt seiner Pädagogik steht das Spiel als typisch kindliche Lebensform. Die Kinder sollen durch das Spiel zur Erkenntnis kommen. Da Kinder offen und neugierig sind, lernen sie lernen, indem sie sich eigenständig Wissen erschließen. Die Spielmaterialien (Ball, Würfel, Kugeln, Sand, etc.) sollen den Kindern helfen Ideen, Vorstellungen und Begriffe zu veranschaulichen und sich bewusst zu machen. Die Kinder lernen selbsttätig. Die BetreuerInnen sind Helfer, die die Kinder zu den Antworten und Erkenntnissen führen sollen.
Waldorfpädagogik
Das Konzept wurde von Rudolf Steiner (1861-1925) entwickelt. Schwerpunkt dieses Prinzips sind künstlerische und handwerkliche Beschäftigungen, die mit Hilfe von Nachahmung vermittelt werden. Die BetreuerInnen haben eine Vorbildfunktion, an denen sich die Kinder orientieren. Das Hauptanliegen der Waldorf-Pädagogik ist die individuelle, ganzheitliche Entwicklung von Körper, Geist und Seele. Im Kindergarten wird das in Form von fantasievollen Spielen mit Naturmaterialen und dem Nachspielen von alltäglichen Situationen gefördert. Das Konzept versucht die Grundbedürfnisse: Geborgenheit, Sicherheit, Vertrauen, innere Werte, Raum für freie Entfaltung aufzugreifen.
Waldkindergarten
Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich dabei um einen Kindergarten, der mit Natur zu tun hat. Die Kinder werden hauptsächlich in der freien Natur betreut. Das Konzept kommt aus Skandinavien, der erste Waldkindergarten wurde 1968 in Deutschland gegründet. Unabhängig vom Wetter sind die Kinder mit ihren BetreuernInnen im Wald unterwegs und spielen mit dem was der Wald bzw. die Natur zu bieten hat, wie Matsch, Holz, Blumen, Insekten. Bei extremen Witterungsverhältnissen zieht man sich in Schutzunterkünfte zurück. Dieses Konzept fördert die Kreativität, ihre Sinne, sowie die Grob- und Feinmotorik. Zudem werden die Kinder auf das Verstehen der ökologischen Zusammenhänge geschult.
Reggio Pädagogik
Die Reggio-Pädagogik präsentiert sich nicht als fertiges Modell. Im Mittelpunkt stehen Kooperation und Gemeinschaft, ausgehend vom Kind, das sich aktiv mit sich und seiner Umwelt auseinander setzen soll. Gelernt wird durch Projekte, die auf den täglichen Erfahrungen der Kinder basieren. Ein Reggio Kindergarten ist wie eine italienische Stadt aufgebaut. Auf dem zentralen Platz (Piazza) trifft man sich, von dort können die Kinder in die anderen Räume (Werkstätten, Rückzugs- und Denkecken, Bewegungsräume, Ateliers) gehen. Das Lernen ist bei diesem Konzept ein Wechselspiel von praktischen Erfahrungen und theoretischer Reflexion.
Integrative Erziehung
Dieses Konzept bedeutet, dass Kinder mit Behinderungen gemeinsam mit Kindern ohne Behinderungen betreut und unterrichtet werden. Damit soll bei den Kindern bereits sehr früh Toleranz, Hilfsbereitschaft und soziales Verhalten gefördert werden. Im Mittelpunkt steht das soziale Lernen. Durch das Miteinander von Kindern mit unterschiedlichem Entwicklungsstand ergeben sich intensive Lernmöglichkeiten, von denen Kinder mit und auch ohne Behinderung profitieren können. Man fokussiert sich auf die Möglichkeiten, die trotz Behinderung da sind und nicht auf die Defizite von Kindern.
Interkulturelle Erziehung
Dieses Konzept basiert darauf, dass Kinder mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund gemeinsam betreut werden und diese voneinander lernen können. Gefördert werden dabei das Wissen und Kennen von anderen Kulturen, der Umgang mit kulturellen Differenzen, Mehrsprachigkeit, Konfliktfähigkeit und Toleranz.
Das Ziel ist, den Kindern die kulturelle Vielfalt als Chance und als Bereicherung zu vermitteln. Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit von Menschen unterschiedlicher Herkunft wird als Basis für ein vorurteilsfreies und selbstverständliches Miteinander gesehen.
Spielzeugfreier Kindergarten
Dieses Konzept basiert auf dem gesellschaftskritischen Gedanken, dass das Leben der Kinder und auch der Erwachsenen immer mehr von Konsumverhalten geprägt ist. Spielzeug wird dabei nicht generell als negativ angesehen. Man versucht den Kindern die Möglichkeit einer eigenen kreativen Freizeitgestaltung zu geben, indem man für einen gewissen Zeitraum Spielzeug und vorgefertigte Strukturen aus dem Alltag verbannt. Damit sollen die Kinder mehr Entscheidungsspielraum erhalten, ihre Kreativität fördern und ihre persönlichen Bedürfnisse entdecken. Denn es gibt auch ein spielzeugfreies Spielen, indem Kinder neue Spielideen entwickeln, sich ausdenken und die anderen dafür begeistern.
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