Forenbeitrag

Leben mit der Kleinen ("arbeisttitel", Teil Eins)

von: zerenato

Schönen guten abend oder morgen, abhängig von eure zeitzone;

Nachdem meine kleine Tochter gerade zwei monate alt geworden ist, und mich gerade die senile bettflucht gepackt hat, will ich versuchen, eine art zwischenbilanz zu ziehen. ich werde versuchen, erst mal die erste Zeit- quasi den auftakt - in ein post zu packen, ob's gelingt  - keine ahnung.

Unsere Geschichte beginnt am 4. 2 2010, frühmorgens um vier. (natürlich beginnt die geschichte eigentlich viel früher, aber dass muss ich hier anwesenden mit-freshdads ja nicht extra erklären) Vier Wochen zu früh, mit am Tag zuvor eben erst gebautem wickeltisch und natürlich nicht gepackter kliniktasche kündigt sich meine erste Tochter per blasensprung an - yay! Unsere Hebamme Daniela (explizit weiterzuempfehlen und via www.ei-sprung.at zu erreichen) erkennt via telefon, sie kann jetzt noch duschen gehen und muss sich dann erst auf den weg machen. Ich mach mir inzwischen eine liste, was ich alles an Terminen absagen muss, die beste aller freundinnen konzentriert sich aufs atmen, nimmt das ganze aber für mich beeindruckend relaxed hin. Daniela kommt, untersucht und bestätigt auf meine unglaubliche kluge frage: "und, örm, was heißt das jetzt?", dass wir auf jeden Fall heute noch unser Baby in den armen halten werden. Darob setzt es mich kurzfristig auf meine Bürzel, reality has really kicked in now. Dann geht's allerdings flott und für schwächeln bleibt keine zeit mehr. Die freundlichen jungs vom Samariterbund kommen, schleppen sich ab - denn aus dem zweiten stock runterspazieren wie geplant - war irgendwie nicht mehr drin. die wehen sind da und für den rest sorgt das kopfsteinplaster auf dem weg zur klinik. ich darf hinten mitfahren und inzwischen hand halten und gleichzeitig dinge ausfüllen. Im krankenhaus angekommen, wartet Daniela auf uns - und schon geht alles ganz schnell: Nach zweieinhalb Stunden Wehen (die ich hier überspringe - nicht weil es euch nicht intressiert, sondern eher aus Wahrung der Privatsphäre, denn toll findet diese Schmerzen keine Frau) tönt aus kleiner Lunge ein lauter Schrei und damit ist es fix: Unsere kleine Tochter ist da. Die Emotionen sind gewaltig. Das Durchschneiden der Nabelschnur gelingt mir mit zitternder Hand und dann ist alles still. Kurz hab ich den Moment in Erinnerung, in dem irgendwie die Welt still steht und ich gar nichts mehr mitkriege. Nur das Wunder Leben. Klingt kitschig, war bei mir aber so. Dann reisst es mich, weil Gedanken durch den Kopf zucken, Ratschläge und Sprüche, die ich von meinen Freunden mit auf den Weg bekommen habe ("musst schon schauen, ob sie alle finger und zehen hat" und dergleichen) Nachdme ich die kleine wiegen, waschen und der länge nach vermessen gehen darf - in Hebammenbegleitung natürlich, komme ich aber schnell dahinter, dass alles an ihr dran ist, und dass sie bereits spürt, wenn der Papa ruhig ist, muss ich mich auch nicht aufregen. Es ist gefühlsmäßig das fantastischste, was ich je erlebt habe - und ich bin enorm froh bei der Geburt meiner gesunden Tochter dabei gewesen zu sein.

Nach einigen notwendigen Checks und Aktionen, die bei einer Geburt einfach dazugehören, geht es ab ins Zimmer. Ein Familienzimmer war aufgrund logistischer Umstände leider nicht zu erhalten, deshalb teilen wir ein Doppelzimmer mit einer anderen frisch gebackenen Mutter. Es folgen Untersuchungen wie Hörtest (negativ!) Hüft-Ultraschall (positiv), stillwiegen und so vieles anderes, was man einfach vergessen hat. Auch wenn ich es im Geburtsvorbereitungskurs gehört habe, dieses dauernde Rein- und Raus-Gerenne nervt ziemlich, speziell die Mütter scheinen nicht zur Ruhe zu kommen. Und dann kommt der Tiefpunkt. Um Neun Uhr abends taucht wieder einmal eine Schwester auf und verstampert mich, diesmal endgültig, da die "wöchnerinnen" - Ein mehr als schwacher Ausdruck für diejeinigen, die gerade solch schwere Arbeit mit solch perfektem Ausgang getan haben - nun Ruhe brauchen. Bis raus vor die Kranken-Anstalts-Tür schaff ich es, dann holen mich die Emotionen ein, und wie beim sprichwörtlichen Schloßhund fließen die Tränen. Jetzt nach Hause zu müssen, getrennt von den beiden, die alles für mich bedeuten, trifft mich tief. Dem Ansinnen der Jungs, die mittels multipler Anrufe auf die "Geburtsbenachrichtigungs-SMS" antworten und meinen, das müsse nun aber zumindest "schnell mit einem Schnaps" begossen werden, sie warten ja schon in einem Lokal "quasi um die Ecke" werden abgewimmelt. ich fühle mich nicht nach Gesellschaft, sondern gleichzeiig voll von Emotionen, aber leer, was die Power angeht. Und ich kann um 7:00 Wieder im Spital sein. Da brauch ich keinen Brummschädel.  

Wie es weiter ging, das Drama der ersten Blutabnahme, der Abschied aus dem Krankenhaus, was der zweite Hörtest ergeben hat und vom Schnefall und eis auf dem Gehsteig, die zusammen das erste mal Windeln kaufen gehen zum Abenteuer machen, in nächster Zukunft. Vielleicht schaff ich's schon morgen. ihr wißt ja, so viel Zeit hat man als FreshDad nicht unbedingt, das muss man nehmen, wie's grade kommt.

PS: Euer Feedback ist mein Gewinn. Ich schreibe das ganze aus zwei Gründen zusammen: Einerseits, um mich selbst bessre an Details zu erinnern, und andererseits, um meine Zeit mit eurer zu vergleichen. Deshalb würde ich mich freuen, wenn ihr mir mitteilt, dass mein Geschreibsl Blödsinn ist, weil'S bei euch ganz anders war, oder dass ihr euch in der einen oder anderen Passage widerfindet. Und ich: ich geh jetzt flascherl machen :)

 

Gratulation zur Tochter und für den Daddy. Die Geburt meiner Kinder liegt jetzt doch schon ein paar Jahre zurück und meine Ex hat mir bei den Geburten echt leid getan. Wollte eine natürliche Geburt, ist bei unserem ersten Sohn in Summe sicher 12 Stunden in den Wehen gelegen und erst ganz zum Schluß haben sich die Ärzte dann eher spontan für einen Kaiserschnitt entschieden. Ich war fast die ganze Zeit dabei und fertig und genervt. Laufend hat das Telefon geklingelt. Die engsten Verwandten wussten natürlich dass wir im Spital sind und immer wieder die Fragen und was ist nun?! Diverse Ratschläge und Besserwisseraussagen. Irgendwann hab ich dann einfach mein Handy ausgeschalten. 

Dann wie unser Sohn da war und ich ihn als erstes in die Hände gelegt bekam, war ich nur noch überwältigt und musste einfach heulen. War so froh, dass er nun da war und meine Frau endlich die Geburt hinter sich hatte. Waren furchtbare Stunden davor, es hat sich so dahingezogen und die Gedanken, kommt er eh gesund zur Welt, werden die beiden das eh überleben... Danach diese Erleichterung. Wahnsinn, das war schon das Besonderste was ich jemals erlebt hab. Bei der zweiten Geburt wollte meine Frau alleine sein, war wieder ein Kaiserschnitt und eigentlich wollte sie nach dem ersten Kind kein weiteres mehr, weil es damals richtig an ihre Grenzen ging.

Schon lässig, wenn ich deine Geschichte lese und bereits nach 2,5 h Wehen das Baby da ist. Hörtest negativ ist aber sicher auch ein Schock.

Muss nun aber, meine Kids sind heute bei mir. bis später

 

Hi Zerenato,

Vielen Dank, dass Du Deine Erfahrungen und Deine intimen Momente, Freuden, Ängste und Wünsche mit uns teilst. Bei mir ist es zwar noch nicht soweit, aber das Lesen Deines Berichtes hat mit sehr beeindruckt. Ich freu mich auf jeden Fall sehr mehr von Deiner Geschichte zu lesen und hoffe aufs erste, dass der zweite Hörtest bei Deiner Kleinen positiv ausgegangen ist.
Damit kann ich zwar meine Geschichte nicht mit Deiner vergleichen - aber Dir gleich auch mitgeben, dass es kein Blödsinn ist, weils mich bewegt und zum Nachdenken gebracht hat. Zum Nachdenken, wann es soweit ist, dass ich meine Geschichte mit Deiner vergleich kann - wann es soweit ist, dass ich ähnliches empfinden kann.

Danke dafür!

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