Forenbeitrag

Würdet ihr in Vaterkarenz gehen?

von: silversurfer

Habe gerade im Standard einen Artikel gelesen, angeblich nehmen in Deutschland schon gut 20% der Väter Elternzeit in Anspruch http://derstandard.at/1266541021010/derStandardat-Interview-Vaeter-muessen-sich-nicht-mehr-schaemen

Wir wollen noch ein Kind bekommen und meine Frau hat mich gefragt, ob ich auch in Karenz gehen würde. Bei unserem ersten Kind war es kein Thema bzw. wollte sie zuhause bleiben. Kurze Zeit zuhause bleiben, würde ich schon wollen, aber richtig in Karenz gehen, nicht wirklich. Wie seht ihr das?

 

Hallo,

ja, das ist unser erstes Kind, und da will ich mir das nicht entgehen lassen, ein paar "Intensiv-Monate" mit dem Kleinen zu verbringen. Habe derzeit auch einen Job, bei dem ich das problemlos machen kann, was ja auch nicht immer selbstverständlich ist.

In Deutschland gibt es übrigens nur 67% des Nettogehalts als Elterngeld (bzw. findet heute eine Finanzklausur der Regierung statt, bei der u.a. das Elterngeld zur Disposition steht - möglicherweise wird es auf 60% gekürzt!), da habt ihr es in Österreich also etwas besser. Aber es sollte auch bei uns finanzierbar sein.

Was wir danach machen ist uns auch noch nicht klar, wir informieren uns jedenfalls schon bzgl. Krippen oder Tagesmütter, da es dort ja immer lange Wartezeiten gibt. Wenigstens in Teilzeit wäre das eine Überlegung - kommt Zeit, kommt Rat...

 

 

Ich habe den Sprung tatsächlich gewagt: inzwischen befinde ich mich in Monat 9 meiner einjährigen Elternzeit, die vom ersten bis zum zweiten Geburtstag unseres Sohnes geht.
Bislang habe ich die Entscheidung nicht bereut - die Zeit ist wunderschön. Unterm Strich sind Kind und Haushalt/Garten weniger anstrengend als gedacht, nur höchstens seeehr zeitaufwändig. Aber wenn man alles gelassen angeht, kann man die viele Zeit einfach genießen.
Meine Hoffnungen hinsichtlich einzigartiger "erster Male" und einer viel tieferen Beziehung zu meinem Kind haben sich außerdem voll und ganz erfüllt.

Und die Nachteile? Nun, eigentlich gibt's für mich nur einen Nachteil: die Sache hat einen Preis. Den zahlt man gleich doppelt: finanziell und karrieretechnisch.
Da ich der deutlich besser Verdienende bin (war), fällt die finanzielle Lücke z.B. ziemlich auf, da sie inzwischen das Elterngeld weit übersteigt.
Und karrieretechnisch (ich bin/war Führungskraft bei einem Mittelständler) wirft mich die Sache voraussichtlich ca. 2 - 4 Jahre zurück - genau werde ich das erst in einigen Jahren wissen.
Aber es ist nunmal so: wenn man erstmal "genug" Geld und Karriere hat, dann macht einen noch mehr davon im Regelfall nicht glücklicher. Man schraubt einfach seine Ansprüche hoch und ist genauso zufrieden/unzufrieden bzw. glücklich/unglücklich wie vorher.
Die Zeit mit meinem Kind aber macht mich glücklich (ziemlich sogar). Ich finde deshalb, dass es den Preis wert war.
Ausschlaggebend für die Entscheidung war schlussendlich die Erkenntnis, dass ich 30 Jahre Zeit habe, um die Sache in meiner Karriere auszubügeln. Aber mein Kind in dieser einmaligen Phase zu belgeiten (Laufen lernen, Sprechen lernen, die Welt kennenlernen!!) - diese Chance ist einzigartig.

Beste Grüße,
Andreas

 

Hallo Andreas,
Man liest bei Dir wirklich, dass Du den richtigen Schritt gemacht hast - die richtige Entscheidung für Dich. Ich kann mir vorstellen, dass es gar nicht so einfach ist die Karierre aufzugeben und so einen Schnitt zu machen. v.a. wenn man auch der deutlich besser verdienende war. Aber wie Du schon sagst, Geld macht nicht glücklich - es macht das Leben vielleicht in einigen DIngen einfacher, aber es ersetzt nicht die Momente, die Du erlebst, wenn Du die Kinder aufwachsen siehst.

Ich haben einige Freunde in meinem Umfeld, die sich für die Karriere entschieden haben und es heute bereuen, da die Zeit so schnell verflogen ist und sie kaum das erste Wort, den ertsen Schritt, das erste Lächeln, das erste Mal Fahrrad fahren miterlebt haben. Aber im Nachhinein ist es dann zu spät - diese Momente lassen sich nicht mehr wiederholen. Daher kann ich es nur voll und ganz nachvollziehen, dass Du Dich für die Elternzeit entschieden hast.
Danke für Deine Worte - da sie mich auch bestärken demnächst auch den gleichen Schritt zu machen.

Liebe Grüße,
tintifax

 

finde es toll, dass du den Schritt gewagt hast, überhaupt als Besserverdiener in der Familie. Da gehört viel Mut dazu. Interessieren würde mich, wie es bei euch zu der Entscheidung kam, dass du die längere Zeit der Elternzeit genommen hast?

Ich kenne viele Eltern, da wollen die Frauen unbedingt selbst in Karenz gehen, zumindest die längere Zeit, sodass sich dann die Eltern auf etwa 3/4 bleibt die Mutter zuhause und 1/4 der Vater einigen. Durch die Elternzeit hat man irgendwie auch die einmalige Gelegenheit eine tiefere Beziehung zum Kind aufzubauen. Meine Frau hätte diese Möglichkeit bei unserem ersten Kind nicht gerne an mich abgegeben.

Wir wollen noch ein Kind und meine Frau hat anklingen lassen, dass sie es super finden würde, wenn ich auch ein paar Monate zuhause bleiben würde, trotzdem ist es für sie irgendwie fix, dass sie die längere Zeit Karenz nimmt. Vielleicht frag ich sie, was sie davon hält, wenn ich den Hauptteil nehme. Auf ihre Reaktion bin ich gespannt :)

Schönes Wochenende,

silversurfer

 

Hallo silversurfer,

da habe ich mich vielleicht unklar ausgedrückt...meine Frau hat (knapp) die längere Elternzeit gehabt.
Meine Frau war von der Geburt an 14 Monate daheim. Ich habe am ersten Geburtstag begonnen und bin 12 Monate lang bis zum zweiten Geburtstag in Elternzeit. Wir haben also erst zusammen zwei "Partnermonate" genossen (das war toll - aber ganz ohne Einkommen natürlich auch Luxus, bei dem das Elterngeld gerade recht kam) und seitdem bin ich hier werktags alleine verantwortlich für Kind und Haus.
Die Einteilung hatte diverse Vorteile:
- volle 14 Monate Elterngeld
- enthält die schönen Partnermonate
- viel Vorlauf bei meinem Arbeitgeber, um den Weggang sauber vorzubereiten
- ich persönlich finde das zweite Jahr für den Vater "spannender", weil man schon viel mehr zusammen "erlebt". Aber da gibt's auch andere Meinungen.

Die Rollenverteilung in unserer Ehe ist zwar etwas ausgeglichener als im klassischen Muster, aber ich würde lügen, wenn ich sagte, wir sind da frei von Klischees. Davon gibt's bei uns immer noch reichlich.

Meine Entscheidung "Pro Elternzeit" ist übrigens ca. 10 Jahre alt und ebenso lange Bestandteil unseres gemeinsamen Lebensentwurfs - damals wäre das bezüglich Karriere auch noch leicht gewesen. Ich habe ausführlich darüber nachdenken müssen, ob ich das jetzt durchziehe.

In meinem Umfeld kenne ich übrigens auch einen Vater, der die längere Elternzeit nimmt - sie 7 Monate, er 24 Monate. Ich weiß, dass er SEHR zufrieden mit der Entscheidung ist - er wird vermutlich sogar seine Zeit noch verlängern (dort ist allerdings die Einkommenssituation derart, dass die Mutter besser verdient).

Ich fände es SEHR cool, wenn Du Deiner Frau den Vorschlag machen würdest und würde gerne die Reaktion hier lesen.

Ich nehme an, dass Deine Frau bei den "paar Monaten" nur an eine Zeit denkt, bei der Ihr gemeinsam bei den Kindern seid?
Ich bin mehrfach Frauen begegnet, die eine ausführliche Elternzeit des Vaters deshalb ablehnen, weil sie ihm das nicht zutrauen, den Laden "alleine zu schmeißen".

Beste Grüße,
Andreas

 

Ich hab dieses Thema nochmals aufgegriffen um mal von meiner Sicht hier zu berichten:

Auch ich werde mir mit meiner Frau zusammen die Elternzeit (7/7) teilen, ich gehe ab  Oktober in Elternzeit und wir verbringen den Oktober gemeinsam als Partnermonat zusammen, quasi als Wachablösung ;-)

bei uns ist es so das meine Frau geringfügig mehr verdient aber im gegensatz zu mir im öffentlichen Dienst arbeitet, regelmässig einen gehaltssprung macht und eigentlich den (vermeintlich) sichereren Job hat, ich dagegen arbeite bei einem mittelständigen Unternehmen in der Automobilbranche. Ich habe mich während der Schwangerschaft schon sehr mit dem Thema auseinandergesetzt udn bis heute ist es wohl so das lediglich 4 % der Väter mehr als 2 monate Elternzeit nehmen, zum größten Teil aus Angst vor Karriereende oder Repressalien die zu Erwarten wären. ich setze jetzt noch einen oben drauf denn ich werde nach meiner Elternzeit in Teilzeit gehen :-)

Allerdings steht die Entscheidung darüber bei meinem AG noch aus. Ich bin jedoch zuversichtlich das auch das klappt.

leider musste ich bei meinen Recherchen im Vorfeld immer wieder lesen das Väter die sich trauten länger EZ zu nehmen oftmals herbe Rückschläge in Kauf nehmen mussten sei es im Vorfeld oder nach Rückkehr zu ihrem Arbeitsplatz. Dabei ist es mehr als einmal zu lesen das der AG nach Anmeldung des AN der Elternzeit die verbliebene  zeit nutzte um den betreffenden Mitarbeiter rauszuschmeissen, mit welcher Begründung auch immer. Abgesehen davon das dies ja wohl das mieseste ist, was man einem frischgebackenen Familienvater antun kann ist es auch teilweise meiner Meinung nach die Schuld der Regierung das etwaige Gesetzeslücken nicht erkannt und geschlossen werden. Dies soll mich aber nicht davon abhalten, denn meine Frau und ich haben während der Schwangerschaft oft über diese Problematik gesprochen und sollte es wirklich mit meinem AG soweit kommen das es zu einem Bruch käme, dann ist das halt so und wir würden trotzdem nicht vor dem Abgrund stehen.

Also sehe ich das ganz gelassen und freue mich riesig auf die Zeit mit meiner kleinen Tochter. Auch wenn hier schon geschrieben wurde das evt. das erste bis zum zweiten Jahr das beste sei, ich denke das es egal ist welchen Moment oder welchen Abschnitt man geniessen kann, wenn es möglich ist sollte man es tun!

 

Hi RAMTotti,

Finde deine Entscheidung halbe halbe zu machen bei der Elternzeit echt gut. Denn im Nachhinein gesehen, hätte ich gerne mehr Zeit mit meinem Sohn gerade in seinem ersten Lebensjahr verbracht. Die Zeit vergeht so verdammt schnell, er ist jetzt fast drei und vieles liegt schon hinter uns. Die meiste Zeit haben wir dann zu dritt verbracht, wenig Zeit gab es für mich und meinen Sohn alleine... das fehlt mir irgendwie. Aber es war bei uns damals einfach kein Thema dass wir uns die Karenzzeit teilen. Glaube schon, dass man mit der Entscheidung als Mann in Karenz zu gehen beim Arbeitgeber und auch bei vielen Kollegen etc. aneckt. Wenn man es sich finanziell leisten kann, dann sollte man das in Kauf nehmen.

 

Klar eckt man an, aber das tun die Frauen auch. Kein Arbeitgeber siehts gern, wenn seine Mitarbeiter für eine Zeit ausfallen und dann vielleicht "nur" mehr mit Teilzeit weiterarbeiten. Heutzutage ist es halt noch immer gelernt, dass die Frauen in Karenz gehen. Die wenigsten Firmen sind es gewohnt, das Väter in Karenz gehen. Zeit für einen Umschwung :)

 

damals wäre das Teilen der Elternzeit auch kein Thema für meine Frau gewesen, also auch bei ihr wäre ich angeeckt. Ich kenne doch einige Frauen in meinem Bekanntenkreis, für die es selbstverständlich ist, dass sie die Zeit beim Kind  zuhause bleiben. Auf die Zeit mit dem Kind würden diese Frauen nicht verzichten wollen. 

 

Sie müssen ja nicht darauf verzichten. Man kann das ja ergänzt sehen. Jeder ist eine Zeit zu Hause und verbringt seine Zeit mit dem Kind. Abwechseln ist die Devise.....solang der Arbeitgeber nix dagegen hat.

Seiten

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.