Blogeintrag
Warten auf Godot oder unser Baby mit Verspätung
Warten auf Godot - ein Theaterstück von Samuel Beckett, das wohl jeder in der Schule mehr oder minder freiwilig gelsen hat. Die Hauptfiguren des Stücks sind die zwei Landstreicher Estragon und Wladimir, die ihre Zeit damit verbringen, „nichts zu tun“ und auf eine Person namens Godot zu warten, die sie nicht kennen, von der sie nichts Genaues wissen. Wir warten zwar nicht auf Godot, aber ebenfalls auf eine Person, die wir nicht kennen und nicht wissen wer und vor allem was auf uns zu kommt.
Zwar haben wir die gesamte Schwangerschaft eine tiefe Beziehung zu unserem Junior aufgebaut und freuen uns wenn es endlich soweit ist, aber wir wissen eigentlich noch gar nichts von dem Kleinen, mit dem wir das kommende Leben teilen werden. Jemand für den wir die nächsten Jahrzehnte Verantwortung tragen. Wie wird er aussehen, wem sieht er ähnlich, was für Eigenschaften entwickelt er in den nächsten Jahren...?
Mittlerweile haben wir T+6. Das bedeutet, dass unser Baby 6 Tage nach unserem prognostizierten Geburtstermin noch nicht das Licht der Welt erblickt hat. Das ist ja bekanntlich - zumindest war es in unserem Freundeskreis auch so - nicht unüblich und schon gar nichts, worüber man sich Sorgen machen muß. Trotzdem befindet man sich derzeit in einer eigenen Phase: Kurz vor dem eigentlichen Geburtstermin hatten wir noch richtig Stress alles rechtzeitig zu organisieren: Beruflich alles vorzubereiten, dass ich mir eine Auszeit gönnen kann und die ersten Wochen intensiv mit dem Baby mitleben zu können und dabei zu sein, wenn es losgeht und meine Freundin zu unterstützen, wo es geht. Rechtzeitig noch die letzten Besorgungen zu machen, die wir noch brauchen.
Mittlerweile steht der Kinderwagen bereits im Flur, die Kinderwiege ist im Schlafzimmer platziert, die Wände kindgerecht dekoriert, das Badezimmer mit Windeln und Pflegeprodukten vollgeräumt, die Schränke mit Kindergewand in allen erdenklichen Größen vollgestopft (ja wir könnten mittlerweile ein Großfamilie einkleiden) Alles soweit vorbereitet - sogar ein neues Auto das für die ganze Familie Platz bietet und auch sportlich genug für den Daddy ist organisiert und steht nächste Woche in der Garage. Somit ist die ToDo Liste im Grunde abgearbeitet - das läßt Zeit und Freiraum, der mich zum Nachdenken bringt und die Unruhe fördert. Die letzten Wochen hab ich damit verbracht, alles bis zu den Tag X zu erledigen. Nachdem sich der Tag X etwas nach hinten verschiebt ist plötzlich Zeit da um Nachzudenken - um unsicher zu werden...um Angst zu bekommen....deshalb dürfte es von mir aus dann langsam losgehen - wir wären dann mal soweit!
Wir warten zwar nicht auf Godot, aber ebenfalls auf eine Person, die wir nicht kennen und nicht wissen wer und vor allem was auf uns zu kommt.
Kommentare
Warten bis die Geburt losgeht ...
Vor drei Wochen ist meine Nichte auf die Welt gekommen, der Termin wurde um 10 Tage überschritten, bei einem Mädchen soll das eher ungewöhnlich sein. Meine Schwester war schon kurz vorm Auszucken, weil sie soviel Wasser hatte und sich sehr schwer bewegen konnte. Aber das Warten hat sich ausgezhalt, viel Glück, lange dauert es sicher nicht mehr.
auf los geht's los
Lang kanns nicht mehr dauern. Godot kündigt sich schon an. Waren gerade spazieren, die ersten Wehen sind schon da und kommen mittlerweile auch schon im Abstand von einigen Minuten. Madame liegt schon in der Badewanne. Wenns so weitergeht werden wir uns bald am Weg in die Klinik machen.