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Die Ängste der Kinder erkennen und verstehen
Angst gehört zu der normalen Gefühlspalette der Menschen. Grundsätzlich ist Angst eine lebenswichtige Schutzreaktion und warnt uns vor einer möglichen Bedrohung. Dabei wird das Stresshormon Adrenalin ausgeschüttet und unser Körper in den Alarmzustand versetzt. Es gibt fünf entwicklungsbedingte Angstformen, die uns ein Leben lang begleiten. Das sind die Körperkontaktverlustangst, die Achtmonatsangst, die Trennungsangst, die Vernichtungsangst und die Todesangst. Mit all diesen Ängsten kommen bereits Kinder innerhalb der ersten fünf Lebensjahre in Berührung.
Die Körperkontaktverlustangst, die Achtmonatsangst und die Trennungsangst sind Ängste die primär bis zum dritten Lebensjahr des Kindes ein Thema sind. Im dritten Lebensjahr kommt es zur Ausbildung der Vernichtungsangst. Darauf folgt im vierten und fünften Lebensjahr die Entwicklung der Todesangst.
Die Ängste des Kindes im ersten Lebensjahr
Ein Baby und Kleinkind erschrickt in der Regel bei ungewohnten plötzlichen und lauten Geräuschen. Auch auf Schmerz und das Gefühl zu fallen reagiert es mit Angst. Das Kind beginnt zu schreien, wendet das Gesicht ab und klammert sich an die Mutter oder den Vater. Bereits nach der Geburt wird ein Neugeborenes mit Trennungs- und Verlustängsten konfrontiert. Das bekannte Fremdeln tritt etwa im 8. Monat auf, daher auch der Name Achtmonatsangst. Die Angst basiert darauf, dass das Kind in diesem Alter zwischen fremd und vertraut unterscheiden kann. Das Fremdeln zeigt sich beispielsweise wenn die Bezugsperson aus dem Zimmer geht und das Kind sie nicht sieht. Das Kind hat Angst vor dem Alleinsein. Das hat auch häufig Auswirkungen auf den bisherigen Schlafrhythmus des Kindes (Einschlafschwierigkeiten, Schlafstörungen, nächtliche Angstattacken).
Das zweite Lebensjahr - Angst vor Dunkelheit und Alpträumen
Ab dem zweiten Lebensjahr beginnen die Angst vor der Dunkelheit, die Angst vor Alpträumen, Räubern und Tod, die Angst vor Tieren und die Angst vor unbekannten Objekten, Situationen und Personen. Die Kinder reagieren auf diese Ängste mit Schreien, Anklammern an die Bezugspersonen, Abwenden, Weglaufen, Suchen nach Sicherheit und Versuch sich sprachlich mitzuteilen. Die Kinder beginnen dann mit dem gezielten Vermeiden der Angstreize und dem Unterdrücken der Angstreaktion. Häufig geben Kinder vor keine Angst zu haben, obwohl ihre Mimik ganz eindeutig ihre Angst zeigt.
Das dritte Lebensjahr - die magische Zeit
Mit drei Jahren haben Kinder oft Angst vor unbekannten Menschen und vor allem „Bösen“, aber auch magischen Figuren, die sie aus Filmen und Büchern kennen. Häufig haben Kinder dann auch Alpträume in denen sie verfolgt werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder schon immer Alpträume gehabt haben. Verändert haben sich aber im Laufe der Zeit die Traumbilder. In den 20er Jahren war der „Schwarze Mann“ die häufigste bedrohliche Traumfigur. Heutzutage kommen in den Kinderalpträumen häufig Monster aus Horrorfilmen und bedrohliche Dinosaurier und Tiere vor. Häufig wird aber auch die Angst vor anderen Menschen genannt.
Im vierten bis fünften Lebensjahr zeigen Kinder Angst bei Anzeichen der Furcht bei anderen, bei Bedrohung, Verletzung, Unfall und Feuer. Hat das Kind schon einen gewissen Grad an Autonomie erlangt, dominiert die Angst davor, die Zuneigung der Eltern verlieren zu können. Nach und nach kommt die Angst vor Strafe dazu. Darüber hinaus verinnerlicht das Kind im Laufe der Entwicklung die Forderungen der Eltern und die sozialen Regeln. So entsteht das Über-Ich als innere Kontrollinstanz, die eine weitere Quelle der Angst darstellt und zwar der Gewissensangst.
Eltern können ihre Kinder nicht vor dem Gefühl „Angst“ bewahren, allerdings können sie ihre Kinder bei der Angstverarbeitung unterstützen und ihnen Liebe und Geborgenheit geben. Zudem haben wir einige Tipps für Eltern zusammengefasst, wie sie ihren Kindern helfen können, damit sie mit ihren Ängsten besser zurechtkommen.
Quelle: Stangl, W. (2008). Angst bei Kindern
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