Magazin
Familienautos im ÖAMTC Praxistest
Wer mehr als zwei Kinder hat, kennt das Problem: Wie bekommt man alle Kindersitze ins Auto? Da muss oftmals ein größeres Auto her, und das kommt ganz schön teuer - besonders für junge Familien eine erhebliche finanzielle Belastung. "Umso ärgerlicher ist dann, wenn Fahrzeuge, die im Prospekt als familienfreundlich angepriesen werden, nicht halten, was sie versprechen", sagt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl.
Familienautos im Praxistest: Der ÖAMTC hat daher 15 "Familienautos" und die dazugehörigen Betriebsanleitungen genau unter die Lupe genommen und einem Praxistest unterzogen. Gebräuchliche Universal-Kindersitze mit Isofix, die beim ÖAMTC-Kindersitztest besonders gut abgeschnitten haben, wurden testweise an allen erlaubten Sitzplätzen in den Testautos eingebaut.
Getestet wurden folgende Autos: Citroen C3 Picasso, Ford C-Max, Ford Mondeo Turnier, Opel Astra, Opel Insignia (4-Türer), Opel Zafira, Peugeot 807, Peugeot 5008, Renault Grand Scenic, Renault Kangoo, Renault Megane, Seat Exeo ST, Toyota Verso, VW Golf VI und VW Touran.
Das Ergebnis des ÖAMTC Tests:
- Im Test hat am meisten der geräumige und mit Schiebetüren ausgestattete Peugeot 807 überzeugt.
- Die beiden Renaults Grand Scenic und Kangoo können beim Kindersitzeinbau auf der Rücksitzbank mit kleinen Abstrichen ebenfalls überzeugen.
- Beim Citroen C3 Picasso und Ford Mondeo sind die Sicherheitsgurte zu kurz geraten, was zur Abwertung führt. "Die Montage einer Babyschale erfordert bei beiden einen Mehraufwand", erklärt der ÖAMTC-Techniker.
- Die ungünstig geformte und schmale Sitzfläche des Ford C-Max kann bei Kindersitzen der Gruppe 1 dazu führen, dass der Kindersitz nicht gut am Fahrzeugsitz aufliegt.
- Der recht geräumige Toyota Verso muss sich die schlechte Zugänglichkeit der Isofix-Verankerungen vorwerfen lassen.
- Soll im VW Golf ein Isofix-Kindersitz mit Top-Tether montiert werden, geht dieser Zusatzgurt quer durch den Kofferraum und nimmt so wertvollen Platz weg.
- Dass es anders geht, zeigen Opel (Insignia mit 4 Türen), Seat und Peugeot 5008, die den Verankerungspunkt für den Top-Tether oben auf dem Rücksitz integriert haben. "So kann der gesamte Kofferraum ohne Einschränkung genutzt werden", sagt ÖAMTC-Techniker Kerbl.
Fazit der Tester: Es gibt viele Fahrzeuge, die für Familien in Frage kommen, wobei die benötigte Anzahl an Kindersitzen einen großen Unterschied machen kann. Und nicht jeder Kindersitz passt in jedes Auto, obwohl die Mehrheit der neuen Fahrzeuge über Isofix- und Top-Tether-Verankerungen verfügen. Weiters stimmt das familienfreundliche Bild, das die Autowerbung vermitteln will, nicht immer mit den Erfahrungen in der Praxis überein. "Um herauszufinden, welches Auto wirklich passt, sollte man eine Testfahrt mit der ganzen Familie machen und alle notwendigen Kindersitze gleich mitbringen", empfiehlt daher der ÖAMTC-Techniker. Und es gibt nicht nur Verbesserungspotenzial an den Fahrzeugen selbst - manche Bedienungsanleitungen sind für technische Laien schwer verständlich.
Das sollte man vor dem Kauf eines Familienautos wissen:
- Das Prädikat "familienfreundlich" in den Autowerbungen bezieht sich augenscheinlich nicht auf die Anzahl der Kinder.
- Die Praxis zeigt, nur Großraumlimousinen - wie beispielsweise in diesem ÖAMTC-Test der Peugeot 807 - bieten wirklich angenehm Platz für drei Universal-Kindersitze in der zweiten Reihe. Für größere Kinder kann auch ein Sitzerhöher zwischen zwei Kindersitzen verwendet werden, der weniger Platz in Anspruch nimmt. "Bequem ist aber in vielen Fällen anders", sagt der ÖAMTC-Techniker.
- Faustregel für die Wahl eines Familienautos: Ist das Fahrzeug eher hoch gebaut, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass drei Kindersitze auf der Rücksitzbank gut montiert werden können. "Wirklich Gewissheit schafft allerdings der probeweise Einbau der entsprechenden Kindersitze", sagt Kerbl.
- Bei einigen Autos ist die Verwendung von Kindersitzen an einzelnen Plätzen per Bedienungsanleitung sogar untersagt. "Die Werbung verschweigt solche Details. Daher sollte man nicht nur beim Händler genau nachfragen, sondern auch die Betriebsanleitung vor dem Autokauf lesen", empfiehlt ÖAMTC-Techniker Kerbl. Generell zeigte der ÖAMTC-Test weitere Sachzwänge auf, die beim Transport von Kindern im Auto und somit beim Autokauf beachtet werden müssen: Beifahrerairbag und rückwärtsgerichteter Sitz, Kindersitz mit Stützbein auf Fahrzeugboden mit Staufach, Zulassung von Isofix-Kindersitzen für das jeweilige Fahrzeug.
- So genannte "Sieben-Sitzer" entpuppen sich oftmals als serienmäßige "5 plus 2-Sitzer", deren dritte Sitzreihe nur gegen Aufpreis lieferbar ist. "Sitze in der dritten Reihe sind zudem oftmals eher ungeeignet für die Montage von Universal-Kindersitzen", sagt Kerbl.
Den Autoherstellern erwachsen aus dem ÖAMTC-Testergebnis einige Hausaufgaben: Bedienungsanleitungen müssen einfach und klar verständlich sein - bei den getesteten Fahrzeugen war das oftmals nicht der Fall. Entweder Werbung präzisieren oder Fahrzeuge verbessern. Ein Auto, das in Prospekten und Werbespots als familienfreundlich angepriesen wird, sollte über mehr als zwei Sitzplätze verfügen, die sich für den Kindertransport eignen, und gute zugängliche Isofix- und Top-Tether-Verankerungen haben. "Sonst ist das Auto eine familien-unfreundliche Mogelpackung", sagt der ÖAMTC-Techniker abschließend.
Quelle: öamtc.at
Magazin Tags: