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Geschlechterforschung: Männerkongress 2010
Vergangenes Wochenende fand der Männerkongress 2010 an der Universität Düsseldorf. Er stand unter dem Motto: "Neue Männer - muss das sein? Über den männlichen Umgang mit Gefühlen" und
beschäftigte sich mit dem Verhältnis der Geschlechter. Statistiken zeigten auf, dass Jungen und Männer im Geschlechtervergleich immer mehr hinten nach sind.
In den Bereichen Bildung, Gesundheit und Lebenserwartung haben Frauen die Männer weit abgehängt. Laut den Studien sind Mädchen besser in der Schule, sogar in Fächern wie Mathematik, die als klassische Jungen-Fächer gelten. Im Vergleich zu den Mädchen hinken Jungs auch beim Abitur nach. Viel häufiger schmeißen sie die Schule. Frauen haben eine höhere Lebenserwartung und leiden seltener unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Generell achten sie mehr auf ihre Gesundheit, rauchen weniger und nehmen seltener Drogen. Ein Unterschied zu Gunsten der Frauen zeigt sich auch bei der Kriminalstatistik: Frauen sind im Vergleich zu Männern seltener kriminell. Auf diese Ergebnisse kommen mehrere Kinder und Jugendstudien, u.a.die KiGGS-Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, die Shell-Jugendstudie 2006 und die World Vision Kinderstudie 2007.
Der Sozial- und Bildungswissenschaftler Klaus Hurrelmann erklärt dazu, dass in den sechziger und siebziger Jahren die Frauenforschung begann und auch sehr erfolgreich durchgeführt wurde. Er sieht einen eventuellen Grund für die jetzigen Männerprobleme darin, dass die Männer vergessen wurden. Frauen wurden ermuntert, ihre Aufgaben auszubauen. Traditionell wurden ihnen die weiblichen Ks – Kinder, Küche und Kirche zugeschrieben. Frauen haben sich aber ein weiteres K erobert: K für Karriere. Bereits bei sechs- bis zwölfjährigen Mädchen zeigt sich eine sehr hohe Motivation in Richtung Karriere und Familie. Es zeigt sich bei Mädchen, dass sie auf das Ganze gesehen flexibler sind als Jungen.
Frauen sind den Männern auch strategisch überlegen, da sie flexibler und anpassungsfähiger sind, schneller Spielregeln durchschauen und dadurch neue Herausforderungen besser meistern können. Männer hingegen reagierten öfter mit Frust, Verweigerung, Rückzug oder nach außen gekehrter Aggression. Sie können mit dem Druck oft nicht so gut umgehen, das zeigt auch die höhere Kriminalitäts- und Gewaltrate. Laut Hurrelmann sind Amokläufe ein reines Männerphänomen.
Ein weiterer Unterschied liegt im Rollenverständnis. Viele Männer leben nach wie vor nach dem traditionellen Rollenbild, für das Frauen immer weniger Verständnis haben. Die Folge ist, dass Frauen die passenden Männer ausgehen. Hurrelmann sieht auch darin einen Grund für die zurückgehenden Familiengründungen in Deutschland. Er fordert eine verstärkte Männerförderung nach den gleichen Strategien wie die Frauenförderung der letzten Jahrzehnte, damit Männer auch ihre Rollen erweitern können. Walter Hollstein, Geschlechterforscher von der Universität Bremen und Autor des Buches "Was vom Manne übrigblieb", sieht aber auch das Problem, dass die Welt generell weiblicher geworden ist. So gelte das Weibliche mittlerweile als Norm, das Männliche dagegen als pathologisch. "Von den Männern werden zunehmend typisch weibliche Eigenschaften verlangt, sie sollen mehr kommunizieren, mehr Gefühle zeigen". Für Jungs stehen oftmals keine männlichen Identifikationsfiguren in Kindergärten und Grundschulen zur Verfügung. Deshalb wird die Forderung nach mehr männlichen Erziehern und Lehrern laut. Jungs und Männer sollen auch motiviert werden, ihre Fähigkeiten jenseits des klassischen Männerbildes zu erweitern, nur so können sie in Zukunft mit den Frauen mithalten. Hollstein meint dazu: „Wir Männer müssen mehr Empathie entwickeln, um uns selbst mehr zu verstehen", denn nur so werden Männer die heutigen Probleme von Männern durchschauen und Besserungen anstreben.
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