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Mangelndes Naturwissen bei Kindern und Jugendlichen

Kühe mit elf Zitzen, Hühner die täglich fünf Eier legen, eine Sonne die im Norden, Westen oder Süden aufgeht, … so stellen sich viele Kinder die Natur vor, fehlt nur noch, dass sie glauben, dass echte Kühe doch lila sind.

Beim Naturwissen schneidet die Jugend extrem schlecht ab, das zeigen die Ergebnisse des Jugendreports Natur 2010. 3000 junge Menschen im Alter von 11 bis 15 Jahren wurden von Dr. Rainer Brämer, Natursoziologe an der Universität Marburg, in sechs Bundesländern befragt. Im sechsten Report seit 1997 haben die Jugendlichen über 150 Fragen zum Naturverständnis beantwortet. Unterstützt wurde er dabei vom Deutschen Jagdschutz‐Verband (DJV), dem information.medien.agrar e.V. (i.m.a.) und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW).

Mangelndes Naturwissen bei Kindern - Kuh„Dank Hollywood geht vielen Jugendlichen Tyrannosaurus rex flüssiger über die Lippen als Rehkitz, das auch mal schnell zum Hirschling wird“, so DJV‐Präsident Jochen Borchert. Es sei erschreckend, dass jeder zweite Befragte den Nachwuchs des Rehbocks einem entfernten Verwandten, dem Rothirsch, untermogeln wolle. Bei der Frage „Wie das Junge des Hirsches heißt“ gab es durchaus kreative Antworten. 2% nennen es Bambi, 8% Rehkid, 7% Kid, aber auch Namenskreationen wie Babyreh, Lamm, Hirschling, Frischling finden sich darunter. 32% waren mit der Frage einfach überfordert. Die Antwort ist übrigens „Kalb“.

Der Sonnenaufgang findet interessanterweise für 11% im Norden, für 10% im Süden, 9% im Westen und doch auch für 59% im Osten statt. Die Frage nach den Wochen, die zwischen zwei Vollmonden liegt, überforderte den Großteil der Befragten. Immerhin 40% kannten die richtige Antwort. Das alte Kinderlied „Ich wollt‘ ich wär‘ ein Huhn, hätt‘ nicht so viel zu tun. Leg jeden Tag ein Ei und sonntags auch mal zwei“ dürfte auch bereits vergessen sein, wie sonst kann man sich erklären, dass 68% der Befragten keine Antwort darauf wussten, wie oft ein Huhn ein Ei legt.

Gerd Sonnleitner, der Vorsitzender der i.m.a., fasste die Ergebnisse der Studie so zusammen: „Eigene Erfahrungen können die Kinder und Jugendlichen kaum mehr sammeln. Was für viele aus meiner Generation selbstverständlich war, nämlich im Sommer auf dem Bauernhof zu helfen oder selbst im Garten zu arbeiten, fällt heute unter die Rubrik ‚exotisch’. Da wundert es kaum, dass manche Kinder glauben, dass eine Kuh am Euter elf Zitzen hat oder ein Huhn pro Tag mehr als sechs Eier legen kann“.

Das Thema „nachhaltiges Verhalten“ ist bei den Jugendlichen trotz intensiver Bemühungen durch die UN‐Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ noch nicht ausreichend angekommen. Die Mehrheit der Jugendlichen verbindet Normen ökologischer Korrektheit wie „keine Pflanzen ausreißen“ (71%) und „keinen Müll in den Wald werfen“ (86%) fälschlicherweise mit nachhaltigem Handeln. Pflege, Ruhe und Ordnung dominieren, die schonende Nutzung natürlicher Ressourcen ist weiterhin ein Tabu. Die über 200 Jahre alten Inbegriffe für Nachhaltigkeit „Nur so viel Holz ernten wie nachwächst“ (65%) und „Tiere jagen, ohne sie auszurotten“ (50%) erfahren deutlich weniger Zuspruch. Für die Natur schädlich bewerten daher 70 Prozent der Befragten das Fällen von Bäumen und 67 Prozent das Jagen von Rehen und Wildschweinen.

Gleichzeitig sind sich Jugendliche nur teilweise derAuswirkungen ihres eigenen Tuns bewusst: Immer das neueste Handy zu besitzen, hat für knapp jeden zweiten Befragten keine schädlichen Auswirkungen auf die Natur. Der immense Rohstoff‐ und Energiebedarf bleibt unerkannt.

Quelle: lernort-natur.de
 

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