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Patchworkfamilie - Aufgaben und Rollenverteilung
Es gibt aufgrund steigender Scheidungs- und Trennungszahlen immer mehr Patchworkfamilien. In Österreich machen die Patchworkfamilien ungefähr neun Prozent aller österreichischen Familien aus. In Deutschland sind es über 13 Prozent. Niemand wünscht sich im Vorfeld Teil einer Patchworkfamilie zu sein. Das Idealbild ist immer noch, dass die leibliche Mutter, der leibliche Vater und die gemeinsamen Kinder in einer gut funktionierenden Familie zusammenleben. Doch das Idealbild einer Familie ist oft nicht aufrecht zu erhalten, dann gilt es das beste aus der veränderten Familiensituation zu machen. Wenn sich die Erwachsenen bewusst sind über ihre Rollen und Aufgaben, kann eine Patchworkfamilie gut gelingen.
Auch Patchworkfamilien haben ähnliche Ziele wie andere Familien: Primär geht es darum, dass sich alle Familienmitglieder wohl und geborgen fühlen. Die Kinder in einer Patchworkfamilie sollen sich zu sozial kompetenten Erwachsenen entwickeln. Zudem möchten die Erwachsenen als Paar ein schönes gemeinsames Leben führen. Insgesamt kommen auf Patchworkfamilien mehr Herausforderungen zu, als auf andere Familien. Um diese Aufgaben und Herausforderungen zu meistern, ist viel Einfühlungsvermögen, Rücksichtnahme und gegenseitige Akzeptanz notwendig.
Welche Besonderheiten gilt es zu beachten?
- Patchworkfamilien sind komplexer gestrickt als andere Familien. Zu Patchworkfamilien gehören meistens mehr Personen, zwischen denen eine größere Vielfalt von Beziehungen besteht (Eltern, Stiefeltern, Großeltern, Stiefgroßeltern, Geschwister, Halbgeschwister, Stiefgeschwister, etc.). Diese Vielzahl an Beziehungen gilt es zu pflegen und zu gestalten.
- Die Mitglieder einer Patchworkfamilie haben unterschiedliche Familiengeschichten. Diese verschiedenen Erfahrungen und Erwartungen werden in die Patchworkfamilie mit eingebracht.
- Kinder von Patchworkfamilien sind häufig Familienmitglieder von zwei Haushalten. Im Alltag leben sie meist nur mit einem leiblichen Elternteil zusammen. Den zweiten leiblichen Elternteil sehen sie häufig nur an Wochenenden und in den Ferien. In den beiden Haushalten gelten meist unterschiedliche Regeln - das verunsichert Kinder.
- Kinder empfinden gegenüber ihren leiblichen Eltern eine große Loyalität. Wenn ein Elternteil über den anderen Elternteil schlecht redet, fühlen sich Kinder sehr unwohl. Erwachsene sollten deshalb ihre Wut auf den Expartner nicht vor ihren Kindern ausleben, denn das verunsichert Kinder und ist in keiner Weise hilfreich.
- Der leibliche Elternteil in der Patchworkfamilie ist für seine leiblichen Kinder besonders wichtig.
- Der Stiefelternteil in der Patchworkfamilie muss auch für seine nicht leiblichen Kinder elterliche Aufgaben übernehmen.
- Die Eltern-Kind-Beziehung ist in Patchworkfamilien älter als die Partnerbeziehung.
Aufgaben, die Patchworkfamilien bewältigen müssen:
Im Allgemeinen kann man sagen, eine Patchworkfamilie läuft meistens dann am besten, wenn zwischen dem Paar eine gute Beziehung besteht. Denn diese Paarbeziehung ist die Basis für die neu entstandene Familie. In einer gut funktionierenden Paarbeziehung lassen sich Probleme leichter bewältigen. Das neue entstandene Paar hat die Aufgabe eines Baumeisters inne - sie müssen beständig das neue Familiengefüge integrieren und ausbalancieren. Je mehr sich das Paar darüber bewusst ist und diese Aufgaben wahrnimmt, desto besser wird das Zusammenleben in der Patchworkfamilie funktionieren. Nicht nur Kinder haben Ängste wenn Eltern sich trennen, auch Erwachsene haben häufig ähnliche Ängste wie die Kinder. Wenn die Kinder von den Ängsten der Erwachsenen wissen, fällt ihnen der Umgang damit meistens leichter.
Umgang mit Verlustgefühlen: Wenn sich die leiblichen Eltern trennen oder aber auch ein Elternteil stirbt, ist das für Kinder mit Verlust und vielen Veränderungen verbunden. Ist der Abstand zwischen einer Trennung und einer neuen Partnerschaft groß, bildet sich eine intensive und enge Beziehung zum Kind heraus. Kommt dann ein neuer Partner, haben viele Kinder das Gefühl den Elternteil an den neuen Partner zu verlieren.
Trennung Paar- und Elternebene: Getrennte Eltern bleiben trotzdem Eltern der gemeinsamen Kinder. Für die Erwachsenen bedeutet es, dass sie lernen müssen, die Paar- und Elternebene zu trennen. Expartner müssen versuchen ihre Beziehung von Spannungen zu befreien, um eine gute Verständigung zum Wohle der gemeinsamen Kinder zu finden.
Zeit geben und aufmerksam sein: Kinder haben keinen Einfluss auf die veränderte Familienentwicklung. Sie brauchen vor allem Zeit und die Aufmerksamkeit der Erwachsenen, um sich auf die neuen Lebensverhältnisse einzustellen. Erwachsene müssen auf die Kinder eingehen und ihnen Stabilität und Sicherheit vermitteln.
Kontakt zwischen Kindern und Expartner wollen: Der Expartner gehört als zweites leibliches Elternteil zu den Kindern dazu. Kinder brauchen die Gewissheit, dass der Kontakt zum getrennten Elternteil sein darf und gewollt wird. Der getrennt lebende Elternteil kann durch niemanden ersetzt werden. Die Abwesenheit von Vater oder Mutter kann auf die Entwicklung der Kinder gravierende Auswirkungen haben.
Integration des Stiefelternteils, der Kinder und neuen Verwandten: Der Stiefelternteil der Patchworkfamilie muss integriert werden. Falls er Kinder hat, müssen auch die Kinder in die Patchworkfamilie integriert werden. Beziehungen müssen aufgebaut werden beispielsweise zwischen den Stiefeltern und den Kindern und den Stiefgeschwistern.
Neue Rollenverteilung in der Patchworkfamilie: Zwischen den einzelnen Familienmitgliedern der Patchworkfamilie müssen die Rollen neu verteilt werden. Wer ist für was zuständig?
Es gibt zahlreiche Bücher, die sich mit der Thematik Patchworkfamilie auseinandersetzt. Kindern und Jugendlichen können solche Bücher helfen, ihre Situation besser zu verstehen und sich darin zurecht zu finden. Auch eine Ausgabe des DIJ, die man kostenlos Downloaden kann, mit dem Titel "Geteilte Sorge - Wie sich die Trennung der Eltern auf Kinder auswirkt und die Familien einen Neuanfang meistern können" können wir als weiterführende Literatur zu diesem Thema empfehlen.
Hilfreiche Bücher zum Thema Patchworkfamilie:
Wir sind immer für dich da: Das Leben des kleinen Ole war schön. Er hatte Spaß mit seinen Eltern. Hin und wieder gab es auch Streit zwischen Mama und Papa. Doch nach dem Streit versöhnten sie sich immer gleich wieder. Doch mit der Zeit streiten seine Eltern immer öfter miteinander, warum sie streiten weiß Ole nicht. Es macht ihn traurig und eines Tages zieht sein Papa aus. Bilderbuch für Kinder deren Eltern sich trennen: Wir sind immer für dich da
Familie Patchwork. Nils und seine neue Familie: Nils lebt mit seiner Mama alleine und findet das in Ordnung so. Doch dann verliebt sich seine Mutter in Lars, den Vater von Emma, die Nils aus dem Kindergarten kennt. Die beiden Kinder sind gar nicht begeistert, denn Nils Mama und Lars wollen zusammenziehen. Zunächst ist Nils sauer und enttäuscht. Am Ende der Geschichte kann er sich aber mit seiner neuen Familie anfreunden. Ein sehr aktuelles Bilderbuch, das die Ängste und Widerstände der Kinder ernst nimmt. Mit Elterntipps von einem erfahrenen Familientherapeuten. Zum Buch auf Amazon Familie Patchwork. Nils und seine neue Familie
Fips versteht die Welt nicht mehr: Wenn Eltern sich trennen: Der kleine Dackelterrier Fips versteht die Welt nicht mehr. Manchmal kläfft er wütend seine Mama an. Dann wieder dackelt er traurig hinter seinem Papa her. Und immer fühlt er sich zwischen beiden hin- und hergerissen. Denn seine Eltern haben sich getrennt. Und Fips hat beide lieb. Zum Glück gibt es den alten Bruno. Der versteht Fips und hilft ihm sogar, sich selbst zu verstehen.Ein einfühlsames Bilderbuch, das Kinder ab 4 Jahren in Trennungssituationen unterstützt. Mit einem Nachwort vom Kinderschutz-Zentrum. Zum Buch auf Amazon Fips versteht die Welt nicht mehr: Wenn Eltern sich trennen
Antonia, ihre Brüder und der Papa: Wenn ihre beiden Halbbrüder zu Besuch kommen, macht die kleine Antonia jedes mal einen Freudensprung. Denn erstens darf sie dann mitkommen, um die beiden vom Bahnhof abzuholen, zweitens werden David und Tomi sie dann in ihr Baumhaus mitnehmen und drittens hat Antonia ihre beiden Brüder sehr lieb ... Doch an einem Sonntag, als Papa seine Buben wieder zum Bahnhof führt, fragt Antonia: „Mama, wo fahren David und Tomi eigentlich hin, müssen die beiden im Zug schlafen und Mama, bist du eine Stiefmutter?“ Wie diese und weitere Fragen beantwortet werden und wie alle beteiligten Erwachsenen an der Erklärung und Bewältigung dieser Lebenssituation mitarbeiten und schließlich einen Konsens finden, davon berichtet dieses illustrierte Kinderbuch. Zum Buch auf Amazon Antonia, ihre Brüder und der Papa
Mamas neuer Freund: Heute kommt Werner, Mamas neuer Freund. Deshalb hat Karli keine Lust nach Hause zu gehen. Er wohnt mit Mama alleine, seit Papa ausgezogen ist. Karli will sich von diesem Typen nichts gefallen lassen. Doch Werner ist gar nicht so doof, wie Karli vermutet. Nicht einmal ein Einschmeichelgeschenk hat er mitgebracht. Werner verlangt auch nicht, dass Karli seiner Mutter hilft, als sie die Wohnung umräumen. Er sagt einfach nichts und mischt sich nicht ein. Als Karli unbedingt zum Fußballspiel will, hat Mama keine Lust. Jetzt muss Karli Werner fragen. Der freut sich. Gemeinsam haben sie einen tollen Tag und Karli findet Werner gar nicht so blöd. Eine Geschichte über die Sorgen und Gefühle von Kindern, deren Eltern neue Partner haben. Zum Buch auf Amazon Mamas neuer Freund
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