Magazin
Sherlock Holmes
An die 30 Mal durfte Sherlock Holmes bereits in Filmen auf Verbrecherjagd gehen – dazu gesellen sich noch hunderte Episoden aus Sherlock Holmes TV-Serien – und keine der bisherigen Verfilmungen verstand es, den
Zuschauer so zu fesseln, wie die Regiearbeit von Guy Ritchie, was nicht zuletzt den herausragenden Hauptdarstellern Robert Downey Jr., Jude Law und Rachel McAdams zu verdanken ist.
Anfangs war ich ein wenig sekptisch. Guy Ritchie wurde nach seinen Filmen „Bube, Dame, König, grAs“ und „Snatch“ unter Madonnas Fuchtel ein wenig zahnlos und so habe ich von „Sherlock Holmes“ nicht allzu viel erwartet – oh what a surprise.
Die Handlung: Wie schon in vielen Verfilmungen zuvor, wird London Ende des 19. Jahrhunderts von einer Reihe okkulter Morde in Angst und Schrecken versetzt. Im letzten Moment gelingt es Holmes und Watson, einen weiteren Mord zu verhindern und den Täter in Person des unheimlichen Lord Blackwood (gespielt von Mark Strong) dingfest zu machen.Lord Blackwood wird bei Gericht zum Tod am Strang verurteilt und verspricht kalt lächelnd mit dem Strick um den Hals, dass die Sache noch lange nicht vorbei ist – man sich auf weitere Morde gefasst machen müsse und ein Pakt mit dem Bösen ihn, Lord Blackwood, von den Toten auferstehen lassen werde. Amüsiert über Lord Blackwoods vermeintlich wirren letzten Worte, gehen Holmes und Watson ihren Lieblingsbeschäftigungen nach – Alkohol, Faustkämpfe und Spielsucht - bis die Mordserie plötzlich fortgesetzt wird. So taucht Holmes wieder auf aus seinem tiefen Loch aus Depressionen und Alkoholexzessen. Man lässt den Sarg von Lord Blackwood exhumieren, um auf Nummer sicher zu gehen. Doch darin liegt eine unbekannte Leiche, was für Holmes und Watson ein schier unlösbares Rätsel wird...
Die relativ simple Geschichte wurde von Guy Ritchie grandios umgesetzt. Die Inszenierug des Londons des 19. Jahrhunderts ist düster und bildgewaltig und manche Szenen darf man ruhigen Gewissens schon als Kunst bezeichnen. Die Aufnahmetechnik etwa, mit der Holmes` Boxkämpfe und eine gewaltige Explosion am Dock ins Bild gesetzt wurden, ist phantastisch und kann sich mit großen Blockbustern durchaus messen. Perfekt ergänzt wird die Regiearbeit durch das Acting von Robert Downey Jr., dessen Holmes so ganz anders ausgelegt ist, als jemals zuvor. Sherlock Holmes ist kein Gentleman mit Hut und Pfeife im Mundwinkel. Downeys Version des Detektivs ist eine zwar smarte, aber verkrachte und zynische Existenz, von Depressionen geplagt und vom Alkoholismus gezeichnet, die sich bei Boxkämpfen mit übergewichtigen Hafenarbeitern abreagiert – und genau so wird Holmes eigentlich in der Literaturvorlage von Arthur Conan Doyle dargestellt.
Doch auch Jude Law zeigt uns ein anderes Bild von Watson, als das uns Bekannte. Einerseits ist Watson Moralapostel und Freund, der den von Depressionen geplagten Holmes wieder aufzurichten versucht, auf der anderen Seite ist Watson keineswegs so souverän, wie er bisher gezeigt wurde. Zwar Gentleman und Verlobter einer kultivierten Dame, aber von Spielsucht geplagt, ist es für Watson nicht leicht, den versoffenen, ungehobelten Holmes und seine Zukünftige unter einen Hut zu bekommen.
Fazit: Sherlock Holmes ist für mich persönlich bereits jetzt einer DER Filme des Jahres 2010. In keiner den knapp 130 Minuten kommt Langeweile auf. Eine visuelle, bildgewaltige Verfilmung mit einer Portion Zynismus und schwarzem Humor, hervorragenden Schauspielern, an deren Ende man sich bereits auf den zweiten Teil freut. Wenn man an diesem guten Team nichts ändert, wird wohl auch die Fortsetzung ein Kassenerfolg – und Robert Downey Jr. Beweist einmal mehr, dass er zu den ganz Großen gehört. Einzig der Mystery-Touch ist etwas gewöhnungsbedürftig und nicht so ganz stimmig, vielleicht sollte man im zweiten Teil darauf verzichten. Dennoch ist „Sherlock Holmes“ auf jeden Fall den Preis für die Kinokarte wert.
by thumbsuck3r
Kommentare
Gestern den Film im Kino gesehen
Die Besetzung ist meines Erachtens sehr gut gelungen. Dieser Mystery Touch hat mich auch etwas irritiert, doch in Summe ein sehr gelungener Film mit der notwendigen Spannung.