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Wertvolle Väter - Väter stellen höchste Ansprüche an ihre Kindererziehung
Zwei Drittel der Väter in Deutschland wollen Erzieher ihrer Kinder sein und nicht mehr nur ihre Haupternährer. Dieser Rollenwandel, der sich in den letzten Jahren auch in der steigenden Zahl der von Männern in Anspruch genommenen Elternzeit ablesen lässt, wirft neue Fragen auf. Wird Kindererziehung männlicher? Verändern sich auch die Werte in der Kindererziehung? Richten sich Männer nach den Maßstäben der Mütter oder entwickeln Väter eigene und andere Vorstellungen für die Kindererziehung? Um diese Fragen ging es in einer Umfrage der hessenstiftung – familie hat zukunft und der IGS Organisationsberatung GmbH mit dem Titel: „Wertvolle Väter“, die am 21. August 2011 von den Initiatoren vorgestellt wurde.
Petra Müller-Klepper, Staatssekretärin im Hessischen Sozialministerium und Vorstandsvorsitzende der hessenstiftung – familie hat zukunft, kommentierte die heute veröffentlichten Umfrageergebnisse: „Kinder brauchen ihre Väter. Beide Eltern geben ihnen Halt und Orientierung. Auch bei der Wertebildung in der Familie ist der Anspruch der Väter höher, als oft vermutet.“ Die Ergebnisse werden im Internet so zur Verfügung gestellt, dass sie auch in der Familienbildung und Erziehungsberatung genutzt werden können.
Die Umfrage, an der rund 800 Männer teilgenommen haben, richtete sich bewusst an die Väter der „gesellschaftlichen Mitte“, von denen andere Studien aussagen, sie stünden in Familie und Beruf „unter Druck“. Mit der Form der Online-Befragung wurde die Zielgruppe gut erreicht, wie u.a. aus dem Akademikeranteil von 60% sowie den Einkommensangaben ersichtlich ist. 80% der Väter liegen dabei über dem sogenannten Medianeinkommen. Mehr als 60% verfügen über ein Netto-Haushaltseinkommen von über 3000,- €. Dass fast 30% der befragten Väter Elternzeit in Anspruch genommen haben, ist insofern von Bedeutung, als ein erkenntnisleitendes Interesse die Frage war, ob sich erziehende Väter in ihren Erziehungszielen den Müttern angleichen oder sich unterscheiden.
Die Väter haben einen hohen Anspruch an die Erziehung ihrer Kinder
Die befragten Väter machen deutlich, dass sie ihren Kindern durch ihre Erziehung sehr viele Eigenschaften vermitteln wollen, die möglichst alle ähnlich hoch ausgeprägt sind. Dabei ist den Vätern sowohl bei Söhnen als auch bei Töchtern als Eigenschaft das Selbstbewusstsein am wichtigsten und den Gehorsam am wenigsten wichtig. Die Reihenfolge anderer Eigenschaften, wie emotionaler Stabilität, Neugier und Hilfsbereitschaft, variiert gering bei Töchtern und Söhnen. Auffällig ist, dass die Eigenschaften generell im Durchschnitt bei Töchtern geringer ausgeprägt sein sollen.
Vergleicht man die Eigenschaften, die Väter den Kindern vermitteln wollen, mit den Eigenschaften, von denen die Väter glauben, dass sie die Mütter den Kindern vermitteln möchten, zeigt sich folgendes Bild: Die Väter nehmen an, dass auch die Mütter das Selbstbewusstsein am wichtigsten und den Gehorsam am wenigsten wichtig ansehen. Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen und Partnerschaftlichkeit stehen auf der Liste der Mütter unter den ersten zehn wichtigsten Eigenschaften bei Söhnen und Töchtern, auf der Liste der Väter aber nicht.
Zudem beachten fast 75% der befragten Väter die Arbeitsmarktfähigkeit des Kindes in der Erziehung.
Väter möchten mit Ihrer Erziehung vor allem die Werte Selbstvertrauen, Liebe, Selbstständigkeit, Menschlichkeit, Toleranz und Respekt vermitteln. Im Vergleich mit den erfahrenen Werten aus ihren Herkunftsfamilien, wird eine Veränderung deutlich. Väter erfuhren bei Ihren Eltern vor allem die Werte Verantwortung, Anstand, Selbstständigkeit, Ordnung und Gerechtigkeit.
Väter, die angeben, Religion habe großen Einfluss auf Ihre Wertvorstellung in der Erziehung, geben folgende Werte an, die sie vermitteln möchten: Menschlichkeit, Selbstständigkeit, Liebe, Vertrauen, Gerechtigkeit und Anstand. Väter, die angeben, dass Religion keinen Einfluss auf Ihre Wertvorstellung in der Erziehung, geben folgende Werte an, die sie vermitteln möchten: Verantwortung, Ordnung, Leistung, Selbstständigkeit, Anstand und Liebe.
Die Väter sind mit der Erziehung und ihrer Rolle in der Erziehung zufrieden
Knapp 50% der Väter geben an, gleichwertig mit der Mutter an der Erziehung beteiligt zu sein. Dabei werden bei 60% die Richtlinien der Erziehung zu gleichen Teilen von Mutter und Vater gesetzt. Unter den Vätern, die Elternzeit in Anspruch genommen haben oder nehmen, sind fast 80% zu gleichen Teilen an der Erziehung beteiligt. Knapp 75% der Väter gaben an, einen autoritär-kooperativen Erziehungsstil zu verfolgen.
Dreiviertel der Väter zeigen sich mit ihrer Erziehungsleistung zufrieden. Lediglich etwa 25% geben an, nicht „zufrieden“ oder „eher zufrieden“ zu sein. Bei indirekter Betrachtung zeigt sich allerdings, dass sogar 36% verdeckt Unzufriedenheit äußern. Insgesamt wünschen sich aber nur 20% der Väter eine Änderung ihrer eigenen Erziehungsleistung. Hier wird vor allem eine stärkere Beteiligung in der Erziehung gewünscht.
„Der Veränderungsprozess des väterlichen Rollenverständnisses ist weiter fortgeschritten, das zeigen diese Ergebnisse sehr deutlich. Der Weg ist aber noch nicht zu Ende.“ So Anna Lena Thomas von der IGS Organisationsberatung GmbH, Ansprechpartnerin dieses Projektes.
Quelle: hessenstiftung.de
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