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Alkohol in der Schwangerschaft und die möglichen Folgen
FAS Fetales Alkoholsyndrom bezeichnet die Schäden, die beim Baby nach der Geburt diagnostiziert wurden und ausschließlich auf den Alkoholkonsum der Mutter zurück zu führen sind. Obwohl es allgemein bekannt ist, dass Alkohol in der Schwangerschaft schädlich ist, befolgt statistisch gesehen nur jede fünfte Frau den Rat während der Schwangerschaft Alkohol gänzlich zu meiden.
Primär ist die werdende Mutter für das Ungeborene verantwortlich. Der Vater sollte aber seine Partnerin dabei unterstützen, auf Alkohol während der Schwangerschaft zu verzichten. Gemeinsam ist manches leichter durchzustehen. Gerade, wenn eine Frau ein Alkoholproblem hat, sollte sie bereits vor einer Schwangerschaft eine Entziehungskur machen.
Im Falle von Alkoholkonsum der Mutter nimmt das Ungeborene diesen Alkohol direkt über die Nabelschnur auf. Bei der Mutter wird der Alkohol allerdings zehn Mal so schnell abgebaut wie bei einem Embryo bzw. Fetus. Das Ungeborene hat keine eigenen Möglichkeiten den Alkohol abzubauen, da sich die Organe erst entwickeln und manche Enzyme die dafür notwendig wären, noch gar nicht vorhanden sind.
Das Fetale Alkoholsyndrom ist die häufigste Ursache für eine geistige Behinderung, die nicht genetisch veranlagt ist. Vielen Schwangeren ist nicht bewusst, was sie durch den Alkoholkonsum an ihrem ungeborenen Kind anrichten. Der Konsum von Alkohol ist gesellschaftlich akzeptiert, vielfach gilt es auch als normal, dass ein oder zwei Gläser Alkohol für eine Schwangere schon erlaubt sind. Doch eine wirkliche Toleranzgrenze gibt es nicht. Alkohol hat eine toxische Wirkung und kann furchtbare Folgen auf das ungeborene Kinde haben.
Jährlich sind in Deutschland etwa 10.000 Neugeborene von Alkoholschäden betroffen. Die Dunkelziffer dürfte sogar noch höher sein, da nicht immer fetale Alkoholeffekte diagnostiziert werden. Vom Vollbild des fetalen Alkoholsyndroms sind in Deutschland jährlich etwa 4000 betroffen und sind somit lebenslang körperlich und geistig schwerbehindert. Das Vollbild inkludiert die charakteristischen Gesichtsmerkmale (Syndromgesicht), körperlich-organische Fehlbildungen und kognitive Behinderungen inkl. Störungen des Sozialverhaltens.
Auswirkungen von Alkohol in Abhängigkeit vom Reifungsstadium: Alkohol in der Schwangerschaft führt in Abhängigkeit vom Reifungsstadium des Ungeborenen zu unterschiedlichen Entwicklungsstörungen. Das Gehirn entwickelt sich über den gesamten Zeitraum und ist insofern das am meisten empfängliche und von alkoholbedingten Schädigungen bedrohte Organ.
- Erstes Schwangerschaftsdrittel (1.bis 3.Monat): Ist die Zeit in der die größte Gefahr für körperliche Fehlbildungen besteht. Es werden die Organe des Ungeborenen entwickelt. Alkoholkonsum in dieser Zeit kann eine Fehlbildung der inneren Organe, eine Minderentwicklung des Kopfes und des Gehirns sowie eine Gesichtsveränderung zur Folge haben.
- Zweites Schwangerschaftsdrittel (4. Bis 6. Monat): Häufig ist der Alkoholkonsum zu dieser Zeit die Ursache für eine Fehlgeburt. Mögliche Schäden sind geringerer Wachstum und Verzögerung der körperlichen Entwicklung.
- Drittes Schwangerschaftsdrittel (7. Bis 9. Monat): Alkohol im dritten Drittel führt häufig zu Wachstumsverzögerungen und Schädigung des Zentralnervensystems.
Auf Wikipedia gibt es eine Aufzählung der häufigsten Symptome der FASD. Neben den körperlichen und organischen Auswirkungen, kann Alkoholkonsum in der Schwangerschaft auch Folgeerscheinungen im neurologisch-kognitiven Bereich und Verhaltensauffälligkeiten nach sich ziehen.
Mögliche körperliche Auswirkungen:
- Wachstumsstörungen, Minderwuchs, Untergewicht
- vergleichsweise kleiner Kopfumfang (Mikrozephalie)
- Minderentwicklung des Gehirns (Mikroenzephalie)
- im Profil flach wirkendes Mittelgesicht mit flacher Oberkieferregion, fliehendem Kinn und einer kurzen, flachen Nase (Stupsnase) mit anfangs nach vorne zeigenden Nasenlöchern (Steckdosennase
- schmales (Ober-) Lippenrot und wenig modulierte, flache oder fehlende Mittelrinne (Philtrum) zwischen Nase und Oberlippe
- kleine Zähne, vergrößerter Zahnabstand
- besonders geformte und tief ansetzende Ohren
- vergleichsweise kleine Augen mit schmalen, teils herabhängenden Augenlidern (Ptosis)
- sichelförmige Hautfalte an den inneren Randwinkeln der Augen (Epikanthus medialis)
- nach unten außen hin geschrägte (lateral-kranial abfallende) Lidachsen
- Hämangiom (Blutschwämmchen)
- Steißbeingrübchen
- Muskelschwäche (Muskelhypotonie), Unterentwicklung der Muskulatur
- Bindegewebsschwäche, mangelndes Unterhautfettgewebe
- besondere Handfurchen, flaches Handlinienrelief
Mögliche organische Fehlbildungen:
- Gaumenspalte
- Sprach- und Hörstörungen
- Augenfehlbildungen, oft Spaltbildungen, Myopie, Hyperopie, Astigmatismus, Strabismus
- Ess- und Schluckstörungen, oft fehlendes oder übermäßiges Hungergefühl
- Schlafstörungen
- Herzfehler, häufig Scheidewanddefekte, Herzmuskelschädigung
- Fehlbildungen im Urogenitalbereich: Nierenfehlbildungen, Entwicklungsstörung der Harnröhre, Hodenhochstand, Vergrößerung der Klitoris
- Leistenbruch
- Verrenkung der Hüfte (Hüftluxation)
- Wirbelsäulenverkrümmung (Skoliose)
- Anomalien der Rippen und Wirbel (z. B. Blockwirbel)
- Trichterbrust, Kielbrust
- Unterentwicklung der Finger-Endglieder
- Verkürzung und Beugung des Kleinfingers, teils bleibende Verkrümmung
- Verwachsung von Elle und Speiche
Angeborene Alkoholschäden bei Neugeborenen sind zu 100 Prozent vermeidbar, aber nur, wenn man gänzlich auf Alkohol in dieser Zeit verzichtet.
Weiterführende Informationen zu diesem wichtigen Thema gibt es unter folgenden Links:
"Alkohol in der Schwangerschaft", Expertise der BZgA 2002
"Auf dein Wohl mein Kind" - Ein Ratgeber zum Thema Alkohol für werdende Eltern der BZgA 2009
"Kenn-Dein-Limit.de" - Selbsttests, Beratungsstellen, Informationsmaterial der BZgA
Fasworld Deutschland - Informationen inklusive Forum rund um das Fetale Alkoholsyndrom
Faskinder - Informationen und Extra-Seiten für Kinder
Foto: Teresa Kellerman
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Kommentare
Es sollte noch mehr Aufklärung geben
Den wenigsten ist es bewußt, dass bereits wenig Alkohol schlimme Folgen auf das Kind haben kann. Es sollte auch nicht immer wieder von einer erlaubten Menge Alkohol (eine Einheit pro Tag etc.) geredet werden, weil auch das ist für das Kind schädlich. Schwangerschaft sollte ein striktes Alkoholverbot bedeuten.