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D: Familienministerin im Interview über Väter ...

FOCUS führte ein interessantes Interview mit der Familienministerin Kristina Schröder zum Thema Familienpolitik mit Schwerpunkt auf Elternzeit, Teilzeitarbeit und Jungenförderung.  

Nachzulesen ist das

ganze Interview im FOCUS 21/10 vom 22. Mai 2010 sowie online auf der Website vom BMFJF unter diesem Link.

FOCUS: War Familienpolitik bisher zu einseitig auf die Frauen und Mütter ausgerichtet?

Kristina Schröder: Frauen stehen bei Familienfragen oft im Fokus. Das ist gut und richtig, aber wir dürfen die Männer nicht aus den Augen verlieren. Familienpolitik kann schließlich nicht ohne Männer funktionieren - genauso wie eine Familie ohne Vater meist schlechter dasteht. Frauen und Männer sind nun mal unterschiedlich.

FOCUS: Was macht für Sie einen guten Vater aus?

Kristina Schröder: Ein Vater unterstützt seine Familie nach seinen Kräften. Das kann die Gute-Nacht-Geschichte am Abend sein, das Fußballspiel am Wochenende - oder die Rundumversorgung im Alltag. Das muss jede Familie für sich entscheiden. Grundsätzlich gilt: Je mehr Zeit ein Vater mit seinen Kindern verbringen kann, desto besser. Wichtig ist, dass er sich diese Zeit überhaupt nimmt. Denn ein Vater macht nun einmal manches anders, spricht anders und spielt andere Spiele als die Mutter - und das ist auch wichtig.

FOCUS: Viele Väter wollen all das tun und aktiver am Familienleben teilnehmen. Gleichzeitig reiben sie sich an der schlechten Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wie können Sie als Politikerin da helfen?

Kristina Schröder: Mit den Partnermonaten bei der Elternzeit wurde ein Kulturwandel eingeleitet. Waren bis vor einigen Jahren erst drei Prozent bereit, zu Gunsten der Familie eine Auszeit zu nehmen, so sind es heute bereits 20 Prozent. Damit haben wir eine kritische Masse erreicht. Das sind nicht nur Schluffis, inzwischen nehmen auch Partner in Großkanzleien Vätermonate in Anspruch. Aus vielen Unternehmen höre ich außerdem, dass die althergebrachte Präsenzkultur - als gut gelten nur jene Mitarbeiter, die frühestens um 21 Uhr das Büro verlassen - auf dem Rückzug ist. Da ändert sich was. Nicht Geld, sondern Zeit ist die familienpolitische Leitwährung. Aber genau darum drehen sich viele Konflikte in den Familien, also Fragen wie: Wer holt jetzt das kranke Kind aus der Kita? Und wer bleibt mit ihm zu Hause? Wollen Sie da die Väter stärker in die Pflicht nehmen? Vorschreiben kann und will ich nichts. Aber ich will Vätern dazu verhelfen, dass auch sie wie die Mütter familiäre Verantwortung übernehmen können.

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FOCUS: Was tun Sie konkret für die modernen Väter?

Kristina Schröder: Zum Beispiel möchte ich die zwei Partnermonate auf vier ausdehnen und arbeite an einem Teil-Elterngeld, was jedem Elternteil ermöglichen würde, für zwölf Monate Teilzeit zu arbeiten.

FOCUS: Wären denn Teilzeitjobs für beide Eltern die Lösung schlechthin?

Kristina Schröder: Eine 30-Stunden-Arbeitswoche könnte für beide Partner nahezu ideal sein. 40 Stunden Arbeitszeit sind den meisten Eltern von kleinen Kindern zu viel, mit 20 Stunden katapultieren sie sich ins Karriere-Abseits. 30 Stunden würden den Bedürfnissen vieler Arbeitnehmer entgegenkommen und wären auch für Arbeitgeber attraktiv, weil sie damit gute Mitarbeiter halten können. Das ist auch für viele Männer interessanter.

FOCUS: Sind die Unternehmen daran interessiert?

Kristina Schröder: Definitiv. Ich starte demnächst eine Kampagne zusammen mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammer-Tag (DIHK). Unter dem Motto "Vollzeitnahe Teilzeitarbeit" wollen wir Unternehmen dafür gewinnen, beiden Elternteilen die Chance zu geben, für die Erziehung der Kinder eine gewisse Zeit beruflich kürzerzutreten. Das entspricht den Bedürfnissen vieler junger Eltern. Wir werben in Kommunen und bei den Handelskammern dafür. Noch liegt der Anteil der Väter, die Teilzeit arbeiten, bei ganzen fünf Prozent. In den Niederlanden dagegen sind es 24 Prozent, auch in Skandinavien geht es partnerschaftlicher zu.

FOCUS: Sind das Vorbilder?

Kristina Schröder: Das sind für mich Zukunftsmodelle. Generell benötigen wir in den Unternehmen mehr Verständnis für die familiären Aufgaben von Mitarbeitern, sei es bei der Kinderbetreuung, sei es bei der Pflege älterer Angehöriger. Und das gilt, betone ich, für Frauen wie für Männer. Ich werbe für mehr Rücksichtnahme. Meetings etwa müssen doch nicht unbedingt auf 19 Uhr angesetzt werden. Natürlich müssen Väter diese Freiräume auch selbst einfordern, etwa um einen Arzttermin mit dem Kind wahrzunehmen. Das sollte von Vorgesetzten ebenso akzeptiert werden wie die familiären Pflichten von Frauen, die ja schon länger für ihre Belange kämpfen. Arbeitgeber müssen lernen, dass jeder Bewerber - egal, ob Mann oder Frau - sich eventuell als Mutter oder Vater um die Familie kümmern will. Wenn das klar ist, haben Frauen auch keine Nachteile mehr.

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FOCUS: Neben den Vätern wollen Sie als Familienministerin nun auch die Jungen besser fördern. Warum ist das nötig?

Kristina Schröder: Die Jungen bekommen schlechtere Noten, bleiben häufiger sitzen und brechen die Schule öfter ab als Mädchen. Bund und Länder müssen genau überlegen, wie sie die Jungen genauso optimal fördern wie die Mädchen. Ein Grund für die Probleme von Jungen ist, dass Männer in Kitas und Grundschulen Mangelware sind. Das will ich ändern. Ich versuche, mehr Männer als Erzieher für die Kitas zu gewinnen. Oft heißt es ja, Männer wollten nicht Erzieher werden, weil der Job so schlecht bezahlt sei. Dabei verdient ein Kfz-Mechatroniker auch nicht mehr, aber das hat sich wohl noch nicht herumgesprochen.

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Quelle und Foto: BMFSFJ.de

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