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Ein Camp für gender-neutrale Entwicklung von Kindern
Manche Kinder identifizieren sich nicht, oder nicht zur Gänze, mit dem Geschlecht dem ihre körperlichen Merkmale entsprechen. Diese Thematik kann im Laufe der Entwicklungsstufen in Kindergarten oder Schule einige Schwierigkeit mit sich bringen. Seit einigen Jahren gibt es deshalb in Amerika ein Camp für Kinder, die sich gender-neutral entwickeln. Kids zwischen 5 und 12 Jahren können sich dort frei nach ihren eigenen Vorstellungen und Empfindungen verhalten, ohne Verurteilungen oder Ausgrenzungen befürchten zu müssen. Fotografin Lindsay Morris begleitet das Camp schon seit Jahren und bringt 2015 einen Bildband dazu raus.
Die Bedeutung von Identität und geschlechtsspezifischen Rollen ist für viele Kinder unterschiedlich gelagert und dennoch stets entscheidend für ihre Persönlichkeitsentwicklung. Die Geschlechtsidentität ist ein Merkmal über das wir Menschen als männlich oder weiblich definieren. Ganz einfach, oder? Doch was ist, wenn die körperlichen Merkmale eines Kindes nicht mit seiner Geschlechtsidentität übereinstimmen? Einige Kinder sind dann in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gehemmt, werden ausgegrenzt oder verurteilt –weil sie „anders“ sind. Und weil sie aufgrund ihres geschlechtsneutralen Verhaltens nicht den sozialen Erwartungen entsprechen. In Amerika gibt es deshalb ein von Eltern organisiertes Wochenend-Camp, das den Kids eine sichere Umgebung bietet, in der sie ihre innere Identität kreativ ausleben können, ohne deswegen schief angesehen oder ausgelacht zu werden.
Kinder können nach Außen tragen, was sie im Inneren fühlen
Denn jedes Kind soll hier die Chance bekommen, sich so zu entwickeln, wie es möchte und sich nicht durch geschlechtsspezifische Stereotypisierungen in der Erziehung und die Erwartungen der Gesellschaft in eine bestimmte Rolle gedrängt fühlen. Im Camp können sie unter Gleichgesinnten ihre Interpretation von Gender sowie ihre geschlechtlichen Empfindungen frei ausdrücken. So wird zum Beispiel eine Modenschau im Kreise von Familie, Freunden und den Kindern des Camps organisiert, wo sich Jungen mit größter Freude auf dem Laufsteg in funkelnden Kleidern präsentieren. Im Mittelpunkt stehen, sich nicht schämen müssen und sich mit anderen neutralgeschlechtlichen Kindern austauschen – das ist der Gedanke des Projekts. Hier ist es ihnen erlaubt, sich selbst kennenzulernen und sich mit sich selbst auseinander zu setzen. Ihnen wird nicht vorgegeben, wie sie sich als Junge bzw. Mädchen zu verhalten haben. Somit ist das Camp ein Ort der Akzeptanz, an dem das Selbstbewusstsein der Kids gestärkt werden soll, indem vermittelt wird, dass sie nicht alleine sind.
You Are You - Fotoband von Lindsay Morris
Von der Idee der geschlechtsneutralen Erziehung begeistert, besuchte die Fotografin Lindsay Morris seit 2007 regelmäßig das Camp, um das Projekt und die Menschen die es tragen, fotografisch zu dokumentieren. Die amerikanische Crowdfunding-Plattform Kickstarter finanzierte ihr schließlich die Realisierung eines ganzen Fotobandes, der im April 2015 erscheint. „You Are You“ lautet der aussagekräftige Titel des Werks. Die Fotos bieten einen seltenen Einblick in die Welt von Kindern zwischen 5 und 12 Jahren, die sich einem anderen Geschlecht als dem ihres Körpers zugehörig fühlen. In erster Linie hat es sich Lindsay Morris mit ihrem Bildband zum Ziel gemacht die öffentliche Wahrnehmung auf geschlechtsneutrale Kinder zu entwirren und gleichzeitig auf diese Thematik aufmerksam zu machen. Außerdem sollen sowohl Familien als auch Schulen Anregungen erhalten, wie sie einen sensiblen Zugang zu geschlechtsneutralen Kindern finden, um ihre Entwicklung zu fördern.
Fotos: Copyright Lindsay Morris
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