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Kleine Eroberer - Wie Babys die Welt entdecken
Der Dokumentarfilm von Doris Metz zeigt, welch ungeheure Lernleistungen Kinder in ihren ersten Lebensjahren vollbringen können. Sie wollen die Welt erkunden und erobern, sie wollen in Kontakt treten mit ihrem Gegenüber - und zwar vom ersten Atemzug an.
Kinder sind von Natur aus neugierig und lernen beinahe wie von selbst – vorausgesetzt sie wachsen in einer Umgebung auf, die sie dazu anregt und in der sie sich sicher fühlen. Dazu zählen vor allem Bezugspersonen, die sich für sie und ihre Lernfortschritte auch wirklich interessieren. Doch häufig fehlt Kindern eine solche sichere Bindung. Englisch für Säuglinge, Schach-Training im Buggy, Rhetorik-Kurse für Zweijährige – die Lebenswelt von Kleinkindern hat sich in Deutschland seit dem Pisa-Schock drastisch verändert. Die Beschleunigung des Lebens und der Wettbewerb um die besten Startbedingungen machen auch vor dem Kinderzimmer nicht mehr halt. Je früher, desto besser, nur keine “Zeitfenster” verpassen – das ist der neue Bildungsimperativ für Eltern. Der Zwang zur Frühförderung setzt Eltern und Kinder gleichermaßen unter Druck und führt sie in eine Sackgasse.
Denn Lernen kommt vor allem durch Liebe. Das klingt zwar altmodisch, ist aber wissenschaftlich vielfach erwiesen. Zugleich ist diese Erkenntnis brisant, denn ein Drittel der deutschen Kinder bekommt nicht mehr das, was sie eigentlich bräuchten: eine “sichere Bindung”. Ihnen fehlen emotionale Nähe, Zuwendung und stabile soziale Beziehungen. Doch ohne persönliche Zuwendung lernen Kinder deutlich schlechter – darin sind sich Neurobiologen, Entwicklungspsychologen und Bildungsforscher einig.
Der Film erzählt in Alltagsbeobachtungen und kleinen Versuchsanordnungen die wichtigsten Stadien der kommunikativen Entwicklung hin zum Ich. Und die ist anrührend und ungeheuer spannend mitzuerleben - nicht nur für Eltern, sondern für alle, die mehr über sich wissen wollen. Erst wenn ein Kleinkind sich selbst erkennt und "Ich" sagen kann, kann es sich in andere Menschen hineinversetzen und Freundschaften schließen. Die Dokumentation kommt ohne Experten aus - ihre Stars sind ein knappes Dutzend Babys und Kleinkinder: alles kleine Eroberer einer großen Welt.
Zu sehen am 20.12.2011 um 9 Uhr auf Phoenix.
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