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Stefan Epler, vierfach Vater und Vaterblogger "Essential Unfairness" im Interview

Stefan Epler ist Vater von vier Kindern, arbeitet Vollzeit und schreibt daneben noch einen sehr unterhaltsamen Blog mit dem Namen "Essential Unfairness". Mit seiner Frau Saskia, ist der 36-Jährige bereits 11 Jahre verheiratet. Mit ihr hat er vier Kinder - drei Mädels und das jüngste Familienmitglied, Söhnchen Mateo, das Ende 2013 geboren wurde. Und es galt: Uns ist egal was es ist, Hauptsache der Junge ist gesund. Beruflich ist er im weitesten Sinne in der Medienbranche unterwegs, er entwickelt Kommunikationsstrategien in einer internationalen Agentur.

Stefan Epler Vaterblog FamilieFD: Sie schreiben das Blog „Essential Unfairness“. Um was geht es in Ihrem Blog? Wie kamen Sie zum Bloggen und auf den Namen Essential Unfairness?

Stefan Epler: Meine Frau hat mir früher oft die Anekdoten des Tages erzählt, die in unserer Familie so passieren. Ich habe ihr daraufhin jahrelang in den Ohren gehangen „Mach doch mal einen Blog, das ist doch immer so witzig!“ Sie wollte aber nicht (wobei, vielleicht habe ich sie bald soweit Gastautorin zu werden). Also musste ich selber ran.

Den Namen habe ich gewählt, weil das Leben in einer großen Familie oft ein wenig unfair ist. „Ihr habt den Müll nicht rausgebracht!“ – „Aber meine Schwester ist dran ...“ – „Ist mir egal, ich will nur dass er verschwindet!“ und so ...

Eltern sein ist natürlich auch unfair, man hat nie Zeit für sich, dafür immer tausend Dinge zu tun, und keinen interessiert´s. Die Kinder hören nicht, die Heizung ist kaputt, die Terrasse müsste erneuert und das Gästezimmer aufgeräumt werden. Und wer macht´s? Wir. Das finde ich ziemlich unfair.

FD: Wie alt waren Sie als Sie zum ersten Mal Vater wurden? Waren Ihre Kinder geplant?

Stefan Epler: Wir waren damals beide 25. Es war eigentlich so ziemlich der dämlichste Zeitpunkt den man sich denken konnte – meine Frau hatte gerade ihren Job gekündigt und ich hatte beschlossen meinen Studiengang zu wechseln. Wir hatten also genau das alles, was man heute für die Familiengründung braucht, nicht. Trotzdem waren alle unsere Kinder geplant – wir haben uns gedacht dass wir das schon irgendwie hinbekommen. Und das haben wir ja auch, aber einfach war es nicht.

FD: Sie sind Vater von vier Kindern, ist damit Ihre Familienplanung zu Ende oder möchten Sie noch mehr Kinder?

Stefan Epler: Unsere Familienplanung ist zu Ende. Sogar unser viertes Kind ist eher schon eine Luxus-Entscheidung – wir hatten halt Lust dazu und irgendwie fehlte noch jemand. Aber momentan – Mateo ist drei Monate alt – fällt uns auf, dass Babies definitiv auch auf unsere Murtaugh-Liste gehören. Wir sind zu alt für diesen Scheiss.

FD: Waren Sie bei der Geburt Ihrer Kinder dabei? Wie war das für Sie?

Stefan Epler: Ich war bei allen vier Geburten dabei. Wir haben alles durchprobiert, was geburtsmäßig so geht – Geburtshaus, Hausgeburt und Krankenhaus. Die Nebenrolle, die man da als Mann spielt, ist ungewohnt – wir halten uns ja sonst eher so für die Macher. Bei einer Geburt muss man dann Händchen halten und Mut zusprechen. Aber das ist halt das, was die Frau in dem Moment braucht – und darum geht es ja bei eine Geburt. Ich kann nur allen Männern, die zum ersten Mal Vater werden, einen Tipp mit auf den Weg geben: Bereitet Euch darauf vor Euch so nutzlos wie noch nie in Eurem Leben zu fühlen – und gleichzeitig doch sehr wichtig zu sein. Das hat mir zumindest meine Frau erzählt, aber vielleicht wollte sie mir auch nur die harte Wahrheit ersparen ...

Es ist ein absolut großartiger Moment, sein Kind auf der Welt zu begrüßen, und das sollte man sich nicht aus Angst vor Blut, Schweiss und Tränen nehmen lassen. Aber ich glaube die meisten Männer sind heute ja mit dabei.

FD: Eltern mit mehr als drei Kindern, sind schon eher Seltenheit. Nur 12 Prozent aller Familien in Deutschland haben drei oder mehr Kinder. Wollten Sie immer eine große Familie? Hat man als Familie mit vier Kindern im Alltag andere Problemstellungen als Familien mit ein oder zwei Kindern?

Stefan Epler: Wir wollten irgendwie immer eine große Familie. Aber eine direkte Planungsphase gab es bei uns nicht, so á la „Jetzt kaufen wir uns ein schönes großes Haus mit Garten und dann sorgen wir für Leben in der Bude“. Während der ersten drei Schwangerschaften sind wir jeweils umgezogen, Probleme gab es damals nicht. Ein Vermieter kam uns sogar im ersten Jahr im Preis entgegen, als ich ihm sagte, dass das Haus eigentlich zu teuer für uns wäre. „Ich kann mir Ihre Familie so gut in unserem Haus vorstellen“, ein sehr netter Mensch. Mittlerweile haben wir ein Haus gekauft und werden wohl auch keine Vermieterprobleme mehr bekommen.

Urlaub ist natürlich so eine Sache, jedes Urlaubsziel muss mit dem Auto erreichbar sein, da Flugreisen ziemlich unbezahlbar sind für sechs Personen – oder uns fehlt einfach die Priorität, eine Riesensumme nur für den Urlaub anzusparen.

Probleme gab es bei uns also keine riesigen, Vorteile für große Familien sehe ich aber auch nicht wirklich. Jedes Familienticket in Deutschland ist für vier Personen, Rabatte gibt es eigentlich keine nennenswerten. Ich glaube, wenn man vier Kinder hat, geht die Umwelt in Deutschland davon aus, dass man entweder reich ist oder von der Stütze lebt. In beiden Fällen braucht man ja keinen Rabatt wegen der Kinderzahl.

FD: Wie sind die Reaktionen, wenn Sie erzählen, dass Sie Vater von vier Kindern sind?

Stefan Epler: Meistens zuerst ein wenig Unglauben und dann anerkennendes Staunen. Ist schon ein aufsehenerregendes Projekt, was wir da gestartet haben, scheinbar.

FD: War Elternzeit für Sie ein Thema? 

Stefan Epler: Wir leben noch im steinzeitlichen Hauptverdienermodell (wobei ich auch nicht weiß wie das mit vier Kindern anders sinnvoll gehen soll), daher hätte Elternzeit für uns einen zu großen finanziellen Einschnitt bedeutet. Meine Frau bezieht für ein Jahr das Basis-Elterngeld und arbeitet in dieser Zeit gar nicht, das ist unsere Elternzeit.

FD: Wie sieht der Alltag in Ihrer Familie mit vier Kindern aus? Wie organisiert man sich? Wer übernimmt bei Ihnen was?

Stefan Epler: Dreh- und Angelpunkt ist meine Frau. Ich schaue schon, dass ich so viel wie möglich übernehme, aber da ich unter der Woche jeden Tag rund 12 Stunden außer Haus bin, ist das natürlich bestenfalls guter Wille. Ich hole auf dem Rückweg von der Arbeit Kinder von Freunden ab, bringe sie manchmal morgens, wenn Not am Mann ist, oder kaufe in der Mittagspause schon mal was ein.

Meine Frau und ich stimmen die wichtigsten Termine über einen Online-Kalender ab, und ich versuche regelmäßig Home Office einzulegen um Lücken zu füllen. Das klappt leider nicht immer, aber ich arbeite daran. Ansonsten müssen die beiden Großen mit anpacken, die Kinder tragen also auch ihren Teil bei. Auch wenn meine Frau mir immer wieder versichert, dass ich „relativ nützlich“ bin, schlagen ihre Freundinnen die Hände über dem Kopf zusammen, da sie praktisch alleinerziehend ist. Für das Prädikat „moderner Vater“ qualifiziere ich mich daher trotz gutem Willens nicht.

FD: Vielleicht gewähren Sie uns auch einen Einblick in Ihr soziales Netzwerk? Sind Sie mit anderen Vätern vernetzt?

Stefan Epler: Ironischerweise sind Kinder in meinem sozialen Umfeld nicht sehr verbreitet. Natürlich kenne ich andere Väter aus Kindergarten & Co – aber Freunde, Kollegen und so haben größtenteils noch keine Kinder.

FD: Worin sehen Sie die besonderen Aufgaben eines Vaters für eine gelingende Entwicklung der Kinder?

Stefan Epler: Väter sind meist etwas talentierter im Grenzen setzen als Mütter. Daher glaube ich, dass Väter – so spießig das auch klingt – ein wenig Härte in die Erziehung bringen, die den Kindern sicher nicht schadet. Wobei Härte jetzt rein mental gemeint ist, ich bin für körperliche Erziehung nicht zu haben, niemals. Also eher so dass „Jetzt bewegt Euch mal, zackzack!“ und „Was fällt Dir ein so mit Deiner Mutter zu reden!“, ein bißchen wie auf dem Kasernenhof. Mütter sind da nachsichtiger, und dass nutzen die Kinder dann aus.

FD: Sehen Sie Hürden und besondere Herausforderungen, wenn man ein aktiver Vater sein will?

Stefan Epler: Ganz klar, der Beruf. De facto muss man als Vater heute immer noch das Geld ranschaffen, mindestens einen erheblichen Teil. Was bedeutet, dass die Verantwortung für die Finanzen eben auch zu erhöhtem beruflichen Engagement führt, so dass Väter mehr arbeiten statt weniger. Ich auch – das hat auch schon mal seltsame Ausmaße angenommen vor ein paar Jahren.

FD: Wir haben noch einige Begriffe vorbereitet und es wäre toll, wenn Sie uns ein kurzes Statement zu jedem Begriff geben würden.

Stefan Epler:

Kinder ...geben der Liebe eine neue Farbe.

Vater sein .... ist für mich ein Teil des Erwachsenseins – ich glaube viele Männer wollen einfach ihr Twentysomething-Leben für immer fortsetzen. Aber das ist halt nicht „das echte Leben“ ™.

Vorbilder ... sollte man immer kritisch betrachten. Es ist besser nur einzelne Aspekte zu bewundern statt eine ganze Person.

Gleichberechtigung ... sollte heute selbstverständlich sein. Das heißt nicht dass die Lebenswege beider Partner exakt gleich sein müssen – aber man muss verhindern, dass die eine Aufgabe höher bewertet wird als die andere. Ich wünsche mir hier für Frauen mehr Gelassenheit bei der Rollenfindung.

Wir danken für das interessante Gespräch und wünschen Stefan und seiner Familie alles Gute. Stefan bloggt auf Essential Unfairness.

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