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Wandel des männlichen Rollenbilds
Wie definieren sich moderne Männer, gibt es eine Veränderung von Rollenbilder? Hat unsere Gesellschaft ein Problem mit Männlichkeit? Diese Fragen wurden dem bekannten Philosophen und Autor Richard David Precht von
der Frauenzeitschrift COSMOPOLITAN gestellt.
Das durchaus interessante Interview, darf hier nicht fehlen und ist im Frage, Antwort Dialog nachzulesen. Das Thema wird auch im Forum diskutiert. Wie wird Vaterschaft heute erlebt? Diskutiere mit.
Hat unsere Gesellschaft ein Problem mit Männlichkeit? Richard David Precht: "Ja, schon die Kindererziehung wird völlig feminisiert. In den Grundschulen unterrichten hauptsächlich Frauen, unter den Alleinerziehenden sind die Mütter in der Mehrheit, und generell gibt es für Jungen viel zu wenig männliche Vorbilder. Sie haben kaum Möglichkeiten, sich positives männliches Verhalten abzugucken. Wenn sie sich dann auf dem Schulhof prügeln, wird ein riesiger Wirbel darum gemacht, obwohl so ein Verhalten für Jungen völlig normal ist - ich habe das auch gemacht."
Aggressivität und Gewalt betrachtet er also als typisch männlich? "Da es dabei um Kraft geht, sind körperliche Auseinandersetzungen eher männliches Verhalten als weibliches. Aber Kindern wird nicht mehr erlaubt, sich körperlich durchzusetzen. Damit Jungen sich austoben können, ihre Aggressionen rauslassen, müsste es viel mehr Sportangebote geben. Doch unser System bevorzugt Frauen. Das fängt bereits in der Grundschule an, wo die sozialen Fähigkeiten der Mädchen als wichtiger erachtet werden. Jungen werden eher gefördert, wenn sie sich "weiblich" benehmen."
Wie verhält sich denn der sogenannte moderne Mann? "Das soziale Rollenverhalten der Männer hat sich in vielen Bereichen gewandelt. Es ist schon irre, Männer benehmen sich wie noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte. Vor hundert Jahren hätte man gesagt, sie seien für die Kindererziehung nicht geeignet. Ja, dann gehen Sie mal zum Prenzlauer Berg in Berlin und schauen sich die Papis dort an."
Wissenschaftler sind anderer Ansicht, nämlich dass Männer ihre alte Rolle nicht verlassen wollen. Sie helfen keineswegs gleichberechtigt im Haushalt, verziehen sich in den Job, sobald Kinder da sind..." Davon weiß ich nichts, wahrscheinlich, weil ich nur Mittelschichtsväter kenne, die sich emanzipiert haben und liebevoll um ihre Kinder kümmern."
Im Berufsleben sind die Frauen auf dem Vormarsch. Werden sie die Männer aus den Machtpositionen verdrängen? "Es ist zwar etwas schwierig für Männer, dass die Frauen mittlerweile Konkurrenten sind, aber Männer halten stärker zusammen. Sie lassen Frauen nicht in die wirklichen Führungspositionen. Dort, wo Macht ist, gelangen Frauen immer noch schwer hin. Männer konkurrieren zwar miteinander, aber sie sehen das sportlich - und ziehen im Zweifelsfall doch an einem Strang. Frauen sind weniger solidarisch und sehen sich oft als verbissene Rivalinnen."
Waren nicht von der Wirtschaftskrise besonders die Männer betroffen? "Ich denke, das wird erst langfristig Auswirkungen haben. Wenn der Wohlstand weg ist, wird ein völlig neues Männerbild entstehen, eine neue Rolle. Es wird spannende Veränderungen geben."
Das ausführliche Interview mit Richard David Precht erscheint in der neuen COSMOPOLITAN.
Quelle: ots
Foto: ©Raimond Spekking/Wikimedia Commons/CC-BY-SA-3.0&GFDL
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