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Arzneimittelfälschungen - Vorsicht ist geboten
Wohl jeder hat schon mal eine Spam-Mail bekommen, in der eine Internet-Apotheke "Viagra", "Priligy", "Cialis" und Co. zu "sensationell günstigen Preisen" an den Mann bringen will. Fachleute gehen davon aus, dass rund die Hälfte der im Internet angebotenen Arzneimittel Fälschungen sind.
Bestenfalls haben solche Fälschungen überhaupt keine Wirkung, oft enthalten sie aber auch zu wenig, zu viel, gar keine oder falsche Wirkstoffe, Lösungsmittel oder sogar giftige Substanzen, und stellen damit für die Gesundheit des Anwenders eine echte Gefahr dar. Um auf diese Gefahren aufmerksam zu machen, startet ab dem 1. Mai eine Awareness-Kampagne des Freiburger Informationszentrums für Sexualität und Gesundheit e.V. (ISG).
Von Produktpiraterie besonders betroffen sind Arzneimittel gegen Potenzstörungen oder Vorzeitigem Samenerguss. Dass dieser Bereich besonders anfällig für Fälschungen ist, hat vor allem zwei Gründe, wie die Geschäftsführerin des ISG, Sabine Pirnay-Kromer, erklärt: "Da diese Medikamente relativ hochpreisig sind, suchen viele Patienten nach der Erstverordnung nach Möglichkeiten, billiger heran zukommen." Der zweite wichtige Grund, Medikamente relativ anonym im Internet zu bestellen, sei Scham. Viele Männer, die unter Erektionsstörungen oder Vorzeitigem Samenerguss leiden, trauten sich nicht, mit ihrem Arzt über das Problem zu sprechen. Und auch der Kauf in der Apotheke stelle für Viele eine schier unüberwindliche Hürde dar. Sie wollen nicht, dass irgendjemand von ihrem Problem erfährt, ob es nun das Apothekenpersonal ist oder auch andere Apothekenkunden, die gerade zufällig daneben stehen.
Immer wieder riefen bei der ISG Infoline betroffene Männer an, die nach günstigeren Bezugsquellen dieser Medikamente fragten. Um die Patienten für die Gefahr zu sensibilisieren, der sie sich mit dem Kauf von Medikamenten aus zweifelhaften Quellen im Internet aussetzen, entstand beim ISG die Idee, eine Awareness-Kampagne zu starten.
Mit der Kampagne sollen vor allem zwei Kernbotschaften kommuniziert werden, wie Sabine Pirnay-Kromer erläutert: Die eine laute: "Schützen Sie sich vor Arzneimittelfälschungen!", die andere "Sparen Sie nicht an Ihrer Gesundheit!". Angesprochen werden die potenziellen Opfer von Arzneimittelfälschungen in Arztpraxen und Apotheken, wo mit einem plakativen Bildmotiv ausgestattete Poster zunächst Aufmerksamkeit erregen, daneben erhalten die Patienten eine Broschüre mit den wichtigsten Informationen zu dieser Problematik.
Der zweite Kommunikationskanal ist "natürlich das Internet über www.faelschungs-sicher.de ", so Sabine Pirnay-Kromer, "denn wir wollen die Menschen da abholen, wo die Gefahr lauert. Wer die Seriosität der potentiellen Anbieter nicht überprüft, läuft Gefahr auf Arzneimittelfälschungen hereinzufallen."
Auf der Website von ISG gibt es zudem ein interessantes Informationsservice, das kostenlose Infoblätter rund um das Thema Sexualität und Gesundheit zum Download bereitstellt: http://www.isg-info.de/infoblaetter.php
Das Informationszentrum für Sexualität und Gesundheit (ISG)e.V. wurde 1999 von Ärzten und Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen gegründet. Dem Vorstand und Beirat des Vereins gehören heute neben Urologen und Psychiatern auch Hausärzte, Internisten, Kardiologen und Gynäkologen an. Der Verein verfolgt das Ziel, umfassende und sachliche Informationen über sexuelle Funktionsstörungen an Betroffene und Angehörige zu geben, aber auch Ärzte über Ursachen, Prävention, Diagnose und Therapiemöglichkeiten zu informieren. Das ISG ist heute bundesweit die erste Anlaufstelle für Hilfesuchende bei sexuellen Störungen.
Foto: ISG
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