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Ernährungstechnisch als schlechtes Beispiel dienen, das konnte ich
„Ich mag das nicht!“. Wenn jemand, der Kinder hat, behauptet diesen Satz nie von seinem Nachwuchs gehört zu haben, dann kann das nur eine dreiste Lüge sein. Ein Kind, das diesen Satz seinen Eltern nicht dann und wann an den Kopf wirft, gibt es nicht.
Kolumne | Martin Forster
Als ich vor ungefähr einem Jahr aus der Privatwirtschaft in die private Wirtschaft daheim wechselte um mich hauptamtlich um unsere beiden Kinder zu kümmern, tat ich das mit jeder Menge naiver Vorstellungen. Eine dieser Vorstellung war, dass das mit dem Essen schon nicht zu schwierig sein könne.
Schließlich habe ich es auch geschafft mich während eines einjährigen Auslandsaufenthalts im Rahmen meines Studiums so mit allem Notwendigen zu versorgen, dass ich ohne nennenswerte Mangelerscheinungen zurückkehren konnte. Bei genauerem Erinnern muss ich jedoch eingestehen, dass meine damalige Ernährung zwar studentischen Ansprüchen genügte aber wohl kaum den Notwendigkeiten zweier (lebens-)hungriger Kinder gerecht werden würde.
Meine ernährungstechnische Situation vor der Karenz kann man getrost als desaströs bezeichnen. Im Berufsleben war ich einer, der sich nichts entgehen ließ, wenn es darum ging den eigenen Körper und Geist auf das Äußerste mit schlechten Essgewohnheiten zu peinigen.
Meistens kein Frühstück, zu Mittag irgendwas aus dem Supermarkt. Abends dann, ausgehungert vom viel zu langen und arbeitsreichen Tag und damit viel zu spät, etwas, das den über den Tag aufgestauten Mangel vermeintlich ausglich. Kurz gesagt, nicht gerade das, was man in Sachen gesunder Ernährung als Vorbild für seine Kinder bezeichnen kann.
Zusätzlich stand ich logischerweise vor der Situation, dass es um meine kulinarischen Fähigkeiten nicht zum Besten bestellt war. Mit 3 oder 4 Rezepten, die diesen Namen eigentlich nicht verdienen, kommt man nicht sehr weit. Spätestens nach einer Woche nämlich meint man ein gemurmeltes „Schon wieder?“ zu vernehmen, welches dann in den darauffolgenden Tagen immer lauter wird.
Ich konnte mir auch sicher sein, dass die Kindesmutter dafür sorgen würde, dass die Ernährung der Familie denselben Maßstäben gerecht werden würde, die sie selbst gesetzt hatte. Und wer will sich schon Ungemach aus dieser Richtung zuziehen?
Der Bub gehört glücklicherweise nicht zur fundamentalistischen „Pommes-mit-Ketchup“-Fraktion. Dafür hat seine Mutter, die von jeher auf gesunde und abwechslungsreiche Kost achtete, gesorgt. Das sollte die Sache zwar leichter machen, leicht wurde es deswegen noch lange nicht. Das Mädchen, im Oktober 2012 geboren, war in Sachen Ernährung zu Beginn noch relativ pflegeleicht, weil gestillt. Das sollte sich schnell ändern …
In den nächsten Monaten will ich von meinen Erfahrungen berichten. Meinen Siegen und Niederlagen. Von der phasenweisen Unmöglichkeit Essen auf den Tisch zu bringen, das gesund ist und dem gestrengen Urteil des Buben und des Mädchens standhält. Von der Verzweiflung, in die einen die moderne Lebensmittelindustrie stürzen kann. Und von Möglichkeiten diese zu überwinden. Nicht zuletzt auch davon, wie es mich selbst verändert hat.
Eines ist mir in diesem Zusammenhang wichtig festzuhalten. Ich bin kein Freund von Ideologien. Jeder soll die Dinge so handhaben, wie sie oder er es für richtig halten. Das gilt im Besonderen für alle Aspekte, die mit Kindern und deren Erziehung und Versorgung in Verbindung stehen. In diesem Sinne möchte ich auch diese Kolumne verstanden wissen.
Über den Autor: Martin Forster ist verheiratet und Vater eines Sohnes (7) und einer Tochter (1). Nach 35 Jahren als überzeugter Städter lebt er mit seiner Familie seit rund 2 Jahren auf dem Land. Momentan befindet er sich in einjähriger Väterkarenz und steht damit vor Herausforderungen auf die ihn das bisherige Leben nicht vorbereitet hat. Im Berufsleben ein chronisches Opfer schlechter Essensgewohnheiten gilt es nun die schwierige Aufgabe zu bewältigen, den Nachwuchs und sich selbst gesund und vernünftig zu ernähren ohne an der modernen Lebensmittelindustrie zu verzweifeln.