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Hitzschlag

Sommer, Sonne, Sonnenschein! Daraus kann sich unbedacht aus dem Aufenthalt draußen ein Notfall in Form des Hitzschlags entwickeln – schneller als man denkt!

Hitzschlag - Erste Hilfe

Letzte Woche waren es die Kinder die einem Sorgen bereitet haben, gestern war ich es dann ausnahmsweise einmal selbst. Denn man kann noch so gut vorbeugen, manche Dinge bleiben einem nicht erspart. So kam es gestern, als bei uns 36°C waren, dazu, dass mir einmal kurz ein wenig schwarz vor Augen wurde, sich ein vorübergehendes Pfeifgeräusch in meinen Ohren einstellte und mir schwindelig wurde. Was war passiert? Mein Körper war überhitzt, nicht etwa wegen der Temperatur, die ich eben nannte, sondern wegen weitaus höheren Temperaturen in unserer anliegenden Fahrzeughalle, in der sich die Hitze auf über 40°C angestaut hatte und in der kein einziges verirrtes Lüftchen wehte. Und da kann dann, trotz guter Vorbeugung und Getränken, manchmal auch der standfesteste Mensch dazu neigen, dass sein Körper solche Eskapaden nicht mehr mitmachen möchte. Durch die Handlung meiner aufmerksamen Kollegen blieb mir immerhin eine Ohnmacht und der Aufschlag auf asphaltiertem Boden erspart und so konnte ich mich halbwegs wieder fangen um mich heute, passend und zweckmäßig, an meinen Kolumnenbeitrag der Woche zu setzen: Der Hitzschlag! – eine Sache von der Kinder als auch Erwachsene betroffen sein können und die im Extremfall lebensbedrohlich werden kann.

Bei einem Hitzschlag, steigt nicht wie bei einem Sonnenstich die Temperatur im Schädel, sondern im ganzen Körper. So erreicht unsere Körperkerntemperatur, statt den üblichen ca. 37°C optimaler Betriebstemperatur, gut und gerne Werte oberhalb der 40°C-Marke. Ab 41°C aufwärts wird es dann lebensgefährlich, denn nur ein Grad mehr und die körpereigenen Eiweiße, deren Hauptaufgabe es unter Anderem ist die Flüssigkeit im Körper und in den Gefäßen zu halten, beginnen dann zu stocken und können ihre Funktion nicht mehr erfüllen. Letztendlich ist das ein Zustand der ohne schnelle Behandlung zum Tod führen kann.

Zu so einem Temperaturanstieg kann vor allem extreme Hitze führen, die wir ja innerhalb der letzten Tage in weiten Teilen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, mehr als genug zu spüren bekamen. Wenn dann noch eine körperliche Anstrengung in Form von Arbeiten jeglicher Art, Sport, aber auch bloßes Rumtoben hinzu kommt, wird das Risiko für einen Hitzschlag enorm gesteigert.

Die Körpertemperatur beginnt zu steigen und unser naturgegebenes Kühlsystem, das Schwitzen, versagt. Es kommt zu einem Wärmestau im Körper, was uns dazu führt, dass die Hitze ohne aktives Zutun unsererseits nicht abgebaut werden kann und wir oder unsere Kinder stark beeinträchtigt sind, da unser Verstand nur bis zu gewissen Temperaturen arbeitsfähig ist und irgendwann, bei 40°C (erinnern wir uns einfach kurz an unseren letzten heftigen Fieberschub: Außer Gefecht gesetzt, trifft es meistens am ehesten) langsam den Betrieb einstellt.

Während der Körper von Kleinkindern bis hin zum Erwachsenen versucht, einem solchen Geschehen, vorzubeugen, indem u.a. Melanine gebildet werden, was dafür sorgt, dass wir im Hochsommer einen schönen bräunlichen Teint annehmen, der wiederrum dafür sorgt, dass wir nicht so licht- und wärmeanfällig werden, sind Neugeborene und Säuglinge vermehrt gefährdet, da bei ihnen die Melaninproduktion noch nicht ausreichend vorhanden ist und Sie somit nur wenig bis keinerlei Schutz aufbauen können.

Wie äußert sich ein Hitzschlag?

Typische Symptome die bei einem Hitzschlag auftreten können, sind mit denen eines Sonnenstichs gleichzusetzen: Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Schwindelgefühle.

Statt einem hochroten Kopf und Hals ist es diesmal aber der ganze Körper der gerötet erscheint und zudem eine warme trockene Haut aufweist (wie erwähnt: die Schweißproduktion, die unseren Körper abkühlen würde, versiegt).

Ein weiteres Symptom, welches man nicht direkt mit dem Sonnenstich sondern mit dem Hitzschlag in Verbindung bringen sollte, ist eben die hohe Körpertemperatur von 40°C.

In ausgeprägten Stadien kann es zu Bewusstseinseintrübungen (ihr Kind scheint wie weggetreten), Krampfanfällen (durch Überreizung des Gehirns), zu vollständiger Bewusstlosigkeit und im schlimmsten aller Fälle, unbehandelt, bis zum Tod kommen.

Sollten Sie solche Symptome an ihrem Kind, Partner, Freunden oder an sich selbst feststellen ist einmal mehr Handeln angesagt:

Falls nicht bereits geschehen -> sofort raus aus der Sonne und an einen kühlen und schattigen Ort. Der gesamte Körper sollte langsam runtergekühlt werden. Das kann man wunderbar mittels kalter Umschläge im Kopf,- Hals-, Handgelenks-, Waden- und Leistenbereich bewerkstelligen.

Da der Körper wegen der Hitze und Aktivität viel Flüssigkeit verloren hat, bietet es sich an dem Betroffenen Flüssigkeit zuzuführen und die sollte nach Möglichkeit nicht zu kalt sein. Etwas Lauwarmes wäre ideal. Warum? Wenn ich dem Körper kalte Flüssigkeit zuführe, versucht dieser mittels Muskelkontraktionen, die wir selbst gar nicht wirklich wahrnehmen, die Flüssigkeit und/oder Speise auf „Betriebstemperatur“, von 37°C, zu bringen. Energieaufwand = Flüssigkeitsverlust = Verlust von überlebenswichtigen Salzen. Deswegen lieber etwas lauwarmes Trinken (das gilt übrigens prinzipiell für jeden bei heißem Wetter, denn dann schwitzt man deutlich weniger! Ich weiß, dass das leichter gesagt als getan ist und nichts über etwas Kaltes bei solcher Hitze geht, aber unserem und dem Körper unseres Kindes tun wir damit nachhaltig keinen Gefallen)!

Um die Atmung und somit Sauerstoffaufnahme zu fördern, sollte man den Oberkörper, sofern keine Bewusstseinseintrübung vorliegt, hochlagern.

Sollte unser Nachwuchs bereits eingetrübt oder bewusstlos sein, sollte man sein Kind unbedingt in die stabile Seitenlage bringen und unabhängig davon ob der Gesamtzustand sich bessert gehört eine Fahrt in das nächste Krankenhaus zum Pflichtprogramm. Am besten also im Fall der Fälle die 112 anrufen und den Notruf absetzen.

Zur Vorbeugung: Auch wenn Sonnenwetter schön ist, nicht zu lange mit den Kids draußen verweilen, auf UV-geschützte und luftdurchlässige Kleidung achten (Omas gestrickter Wollpulli sollte also nicht angezogen werden), die Zeit die draußen verbracht wird im Schatten verbringen und durchgängig auf genug Flüssigkeits- und Zuckerzufuhr achten. Ein kleiner Hinweis sei mir noch gestattet: kommen Sie niemals, wirklich NIEMALS!, auf die Idee ihr Kind bei solchen Temperaturen alleine im Fahrzeug zu lassen, um kurz irgendwo reinzuhuschen, wie es so schön ausgedrückt wird. Die Temperaturen in Fahrzeugen (und seit gestern bin ich mir sicher, auch in Fahrzeughallen) steigen deutlich schneller und höher, die Hitze kann nicht entweichen und Sie setzen ihren Nachwuchs der Gefahr der körperlichen Überhitzung aus. Was für die eigenen Kinder gilt, gilt natürlich auch für jeden anderen Familienangehörigen (auch die böse Schwiegermutti), Bekannte und für Tiere. Das läuft ganz getreu dem Motto: „Was du nicht willst das man dir tut, das füg‘ auch keinem andern zu!“ – schließlich würden wir selbst ja auch nicht freiwillig kochen lassen.

In diesem Sinne: Genießen Sie das Wetter, aber nur in Maßen.
Ihr leicht angeschlagener Rescuedad!

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Autor: Slawomir Ernst (Rescuedad) ist verheiratet und Vater von vier Söhnen. Zurzeit ist er als Schulleiter einer Berliner Rettungsdienst-Akademie und Ausbilder in der Breitenausbildung (Bereich Erste Hilfe, Erste Hilfe am Kind und Lebensrettende Sofortmaßnahmen) tätig. Ab und zu trifft man ihn auch noch auf einem Rettungs- oder Krankenwagen.

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