Magazin
Tracking Apps für das Smartphone deines Kindes im Vergleich
Die Gründe warum Eltern Tracking Apps verwenden sind vielfältig: Man kann damit den aktuellen Standort des Kindes anzeigen, ein Bewegungsprofil erstellen, den Browserverlauf kontrollieren, Apps sperren oder zeitlich limitieren und noch vieles mehr. Wir haben einige dieser Trackings Apps für Smartphones ausprobiert und stellen euch, jene die uns am besten gefallen haben hier vor. Darunter sind: FamiSafe Child Tracker, ESET Parental Control, Norton Family parental control, Find My Kids – Child Locator und Kaspersky SafeKids.
Tracking Apps für mehr Sicherheit ©shutterstock.com/Newman Studio
Das erste Smartphone für das Kind - Freiheit und/oder Überwachung
Smartphones bieten viele Möglichkeiten, an der Frage ab welchem Alter man seinem Kind eines dieser Dinger kaufen sollte, scheiden sich die Geister. Noch komplexer wird es, wenn es um Tracking Apps geht. Einerseits will man schon gerne wissen, wo sich sein Kind gerade aufhält. Andererseits sind Datenschutz und Privatsphäre ein großes Thema und man muss sich nicht nur genau überlegen, welche App man auf dem Handy seines Kindes installiert und in welchem Umfang man sie nutzt, man sollte seine Kinder bei dieser Entscheidung auch mit einbeziehen. Es gibt unter den Tracking Apps wahre Überwachungsmonster, die sich George Orwell in seinen kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können und die Honecker feuchte Träume beschert hätten, zudem kann der Schuss böse nach hinten losgehen, wenn ihr eine dieser Apps heimlich auf dem Gerät eures Kindes installiert und Sohnemann/Tochter kommt durch Zufall dahinter.
Erkläre deinem Kind, warum du eine Tracking App installierst
Es ist sehr wichtig, seinem Kind klarzumachen, dass man so eine App auf seinem Handy installiert und vor allem was die Beweggründe dafür sind. Außerdem sollte man sich selber Grenzen stecken. Ich habe im eigenen Umfeld schon erlebt, dass für Eltern das Tracken ihrer Kinder zu einer Obsession wurde und sie im Viertelstunden-Takt nicht nur den Standort, sondern auch die Browsing-History, Nachrichten und Telefonate gecheckt haben. Wo man hier die Grenze zieht, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Seit wir Kind waren, haben sich die Zeiten natürlich geändert, aber aus uns wurden auch ohne Vollzeitüberwachung verantwortungsbewusste Erwachsene, die sich heute um das Wohl ihrer Kinder sorgen, was uns nun zu diesem heiklen Thema führt.
Die getesteten Tracking Apps im Überblick:
Im Folgenden möchte ich euch ein paar der Apps vorstellen, die auf mich persönlich einen guten Eindruck gemacht haben und das Thema GPS Smartwatch für Kinder bewusst vermeiden, da diese zum Teil ein nicht unerhebliches Sicherheitsrisiko darstellen und schnell zur Wanze umfunktioniert werden können – und zwar für jedermann, nicht nur für euch als Eltern.
Vorneweg: Ich werde hierfür nicht bezahlt, keiner der Devs hat mich kontaktiert um ihn zu bewerben, ich habe lediglich ein paar dieser Apps ausprobiert und berichte hier lediglich über meine persönlichen Erfahrungen.
FamiSafe Child Tracker
FamiSafe Child Tracker ist nicht nur eines der umfangreichsten Tools, das mit laufenden Updates stetig verbessert wird, sondern auch eines der beliebtesten, um die Sicherheit seiner Kinder zu gewährleisten. Neben den üblichen Funktionen wie Standort-Tracking (live und als Zeitachse) und Geofencing mit Alarm, sollte das festgelegte Gebiet verlassen werden, bietet FamiSafe noch viele weitere Funktionen, die sich nicht nur auf dem eigenen Smarphone, sondern auch per Website im Browser bedienen lassen.
- Screen On Time – Wieviel Zeit verbringt dein Kind mit dem Handy
- App-Verlauf: Wieviel Zeit verbringt dein Kind mit welcher App
- Browserverlauf checken
- Explizite Inhalte entdecken: Automatisches Erkennen von Erwachseneninhalten in Social Media Apps und Messengern wie Facebook, Whatsapp, Snapchat etc. sowie Hilfe beim Erkennen von Cybermobbing. Schlüsselwörter um einen Alarm zu triggern, können von den Eltern selbst ergänzt werden.
- Webfilter – Websites mit pornographischen Inhalten oder Glücksspielen werden in einer Datenbank erfasst und blockiert
- Apps sperren oder zeitlich limitieren. Sohnemann spielt unter der Bettdecke weiter? Töchterchen will nach Schlafenszeit noch mit Freundinnen texten? Kein Problem, Apps können ab einer bestimmten Uhrzeit deaktiviert werden, damit die lieben Kleinen auch ausreichend Schlaf bekommen. Nicht gerade die beliebteste Funktion bei Kindern, macht aber durchaus Sinn, wenn Regeln nicht eingehalten werden.
Weitere Infos und eine Live Demo findet ihr auf der Website von FamiSafe. Natürlich kostet guter Service und stetige Weiterentwicklung Geld, im Falle von FamiSafe wären das € 9,90 pro Monat. Selbstverständlich kauft man nicht die Katze im Sack, man kann den vollen Umfang der App 3 Tage lang kostenlos testen, das Abo ist jederzeit kündbar. FamiSafe gibt es für iOS und Android Devices und war unter den getesteten Apps mein persönlicher Favorit.
ESET Parental Control
ESET Parental Control bietet einen ähnlichen Funktionsumfang, ist in der Basisversion allerdings gratis und in der Premiumversion mit € 1,99 pro Monat wesentlich günstiger.
Zum Funktionsumfang gehören:
- Checken der Web History
- Kontrolle des Suchverlaufs
- Altersgerechter Webschutz. Sperren von Pornographie und Glücksspiel
- Download von Apps aus dem PlayStore kann entsprechend dem Alter eures Kindes eingeschränkt/gesperrt werden
- Kontrolle der App-Nutzung. Welche App wird wie oft und wann benutzt
- Anzeigen des aktuellen Standortes über die Website Parentalcontrol.
Gefallen hat mir bei ESET die Transparenz. Die Kinder werden auf ihrem Smartphone darüber informiert, dass man gerade den Standort oder andere Informationen abruft und können außerdem über die App eine Anfrage an die Eltern stellen, um eine bestimmte App für einen festgelegten Zeitraum zur Nutzung freizugeben. ESET Parental Control gibt es für Android im PlayStore und läuft auch auf Smartwatches. Anders als bei der ESET Virenschutzlösung für Notebooks und PCs hat mich dieses Produkt nicht vollkommen überzeugt. Apps waren teilweise trotz Sperre weiterhin nutzbar, Nutzungszeiten einzelner Apps stimmten nicht überein und arbeitet auf den Geräten einzelner Hersteller unzuverlässiger als auf anderen, auf Devices von Huawei oder Sony scheinen Probleme häufiger vorzukommen. Mein persönliches Fazit: preislich zwar attraktiver, Support aber auch unzuverlässiger.
Norton Family parental control
Norton Family parental control ist verfügbar für iOS und Android und bietet im großen Paket zusätzlich zu den Features der anderen gängigen Apps:
- Schutz vor Viren und Malware
- Identitätsschutz
- Support für 10 Geräte
- Automatisches Backup
- 25 GB Cloud-Speicher
- Web-Aktivitäten nach Altersgruppen unterteilt(unter 8 Jahren, 8-11 Jahre, 12-14 Jahre, 15-18 Jahre), Einstellungen sind individuell anpassbar, Inhalte können komplett blockiert werden oder wahlweise lediglich eine „Warnung“ auf dem Device der Eltern triggern, die einen darauf aufmerksam macht, doch mal genauer hinzuschauen.
- Video-Überwachung(zeigt an, welche Videos die Kinder auf YouTube oder Hulu anschauen, Netflix und Amazon Prime werden nicht unterstützt).
Diese erweiterten Features beziehen sich auf das Paket Norton Family Premier, das derzeit für das erste Jahr gratis erhältlich ist und zusätzlich zum Smartphone auch die Aktivitäten der Sprösslinge auf dem Windows-Notebook kontrollieren lässt. Nach Ablauf des ersten Jahres kostest das Abo € 39,99 pro Jahr. Vom Funktionsumfang abgesehen ist Norton ein fettes Stück Software, das etwas Finetuning am Interface vertragen könnte, gelegentlich träge reagiert und manchmal Änderungen an den Einstellungen nicht sofort übernimmt. Erwähnen sollte man auch, dass der Inhalt von per MMS versandten Medien nicht kontrolliert werden kann. Macht zwar kaum noch jemand, könnte für den Nachwuchs allerdings interessant werden, wenn er diese Lücke bemerkt. Social Media Aktivitäten können nur auf dem Notebook kontrolliert werden, Facebook-Posts via Handy werden von Norton nicht erfasst. Angesichts dessen, dass Kinder heutzutage fast ausschließlich via Handy kommunizieren, nicht sonderlich gut durchdacht. Darüberhinaus werden unter iOS nicht die selben Features angeboten wie unter Android.
Find My Kids – Child Locator
Find My Kids hingegen läuft sowohl unter Android, als auch unter iOS konstant und bietet den selben Funktionsumfang. Find My Kids läuft zudem auch – wie ESET - auf GPS-Uhren. Der Funktionsumfang von dieser App beschränkt sich allerdings ausschließlich auf das Orten des Standortes, was die App sehr sympathisch macht, weil sie im Auge des Kindes keine ständig überwachende Datenkrake darstellt. Weder kann die App heimlich installiert, noch ohne Zustimmung des Kindes eingesetzt werden. Features:
- GPS-Ortung, Kontrolle des aktuellen Aufenthaltsortes sowie Bewegungsprofil des Tages.
- Geofencing: automatisch eine Nachricht erhalten, wenn das Kind in der Schule(oder einem anderen festgelegten Standort eintrifft)
- Family Chat – direkt in der App Nachrichten an die Kids versenden und erhalten
- Akkustand überwachen – sinkt der Ladezustand des Akkus unter ein bestimmtes Level, erhalten die Eltern automatisch eine Nachricht
- Ringer/Pinger - ist das Handy im Chaos des Kinderzimmers verschollen, können Eltern von ihrem Gerät aus einen lauten Signalton triggern, um das Smartphone des Kindes zu finden. Eignet sich natürlich auch hervorragend dafür, den lieben Kleinen ein wenig auf die Nerven zu gehen, wenn man ihr Handy zwischendurch mal ein wenig herumplärren lässt ;-)
- SOS-Taste – sollte sich dein Kind nicht sicher fühlen oder einer Gefahrensituation ausgesetzt sein, braucht es nur einen kurzen Druck auf die SOS Taste, um die Eltern zu informieren
- Mitlauschfunktion – creepy, aber manche Eltern hören gern, was sich im Umfeld ihres Kindes gerade abspielt. Kann genauso nützlich wie unheimlich sein und ist eines der eingangs erwähnten Features, die von Hackern attackiert werden können.
Find My Kids kostet für 3 Geräte € 16,99 pro Jahr oder € 25,99 für eine lebenslange Lizenz(wobei sich „lebenslang“ hier wohl eher auf das angebotene Service bezieht, Firmen und StartUps kommen und gehen) und ist die abgespeckte Variante der AIO-Überwachungstools von Norton&Co mit den Basisfunktionen.
Kaspersky SafeKids
Kaspersky als Unternehmen muss man wohl nicht weiter vorstellen. Als einer der ersten AV-Anbieter aus den Urzeiten des World Wide Webs und mit einem etwas dubiosen Gründer (Ja, es gibt wirklich Typen, die noch dubioser sind als McAfee) lässt es sich natürlich nicht nehmen, auch eine „SafeKids“ App zur Verfügung zu stellen, die hat zwar ihre Stärken und Schwächen wie alle anderen auch, ist unterm Strich aber ganz gut gelungen.
Features:
- Blockiert schädliche Websites und Inhalte
- Limitierung der Nutzung diverser Apps
- Zeitlimit für SOT(Screen On Time)
- Standort-Tracking
- Green Zone(Geofencing) mit Alarm bei Verlassen ebendieser
- Akkuanzeige des Gerätes
- Kann – im Gegensatz zu Norton – Facebook auch via Smartphone spiegeln
- Real Time Tracking
Unterm Strich ist es schwierig, zwischen den einzelnen Anbietern noch Unterschiede hervorzuheben, da sich Features und Funktionalität 1:1 deckten. Kaspersky Safe Kids gibt es für Android und iOS, zeichnet sich dadurch aus, dass die Grundfunktionalität auch in der free version schon relativ umfangreich ist. Für € 14,99 pro Jahr werden sämtliche Limits aufgehoben und die App ist auf einer unbegrenzten Anzahl von Devices nutzbar.
Bottom line: Bei der Anzahl an entsprechenden Apps mit gleicher Funktionalität ist es unmöglich, die gesamte Thematik abzudecken, daher habe ich mich in diesem Bericht lediglich auf die „beliebtesten“ Apps konzentriert. Wobei auch „beliebt“ hier wiederum sehr subjektiv gesehen werden muss, denn die Bewertungen in den Stores sind da wie dort mit Sorgfalt zu genießen und letztlich muss man selbst austesten, welche dieser Apps die persönlichen Ansprüche erfüllt.
Aber egal für welche App man sich entscheidet: Da wie dort zählt aus meiner Sicht die Transparenz. Wenn ihr auf dem Smartphone eures Kindes eine dieser Apps installiert, sollte das keine Black Op werden. Unterhaltet euch mit eurem Nachwuchs darüber, erklärt ihm eure Beweggründe und steckt Grenzen ab, um die App gar nicht erst aktiv nutzen zu müssen.
Apps dieser Art sollten kein Instrument sein, um einen Kontrollfetisch zu befriedigen oder Ängste zu schüren, sondern lediglich als Absicherung dienen.
Welche Apps benutzt ihr? Für Hinweise, Anregungen, Tipps oder Wünsche, eine bestimmte App mal genauer unter die Lupe zu nehmen, wären wir dankbar. Gerne in den Kommentaren hier auf Freshdads, auf Facebook oder Twitter.
Magazin Tags: