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"KISS - Keep it small and simple"

In ein paar Wochen neigt sich mein Karenzjahr seinem Ende zu. In diesem Jahr hat sich viel verändert, ich habe mich verändert. Das offenkundigste Upgrade besteht darin, dass ich in der Lage bin eine vierköpfige Familie mit vernünftigem Essen zu versorgen. Zumindest sind mir in den letzten Wochen keine gröberen Beschwerden mehr diesbezüglich zu Ohren gekommen.  
Kolumne | Martin Forster.

Gesundes Kochen für Kinder - Kolumne

So weit zu kommen, war nicht leicht. Was tun wir Männer, wenn wir mit einem Thema konfrontiert sind, von dem wir wenig bis keine Ahnung haben und das uns restlos überfordert? Wir versuchen Zeit zu gewinnen, decken uns mit allem ein, was es zu dem Thema zu finden gibt und ziehen dann möglichst wenige, möglichst einfache Schlüsse. Die sind dann in der Folge natürlich unumstößlich …

So viel wie möglich selbst und frisch kochen.

Nur so hat man unter Kontrolle, was im eigenen Essen landet. Für mich ist das der größte und wichtigste Schritt in Richtung einer vernünftigen Ernährung. Von selbst kommt ja niemand auf die Idee, seinem Essen allerlei dubiose Zusatzstoffe beizugeben, die mit dem ursprünglichen Zweck des Lebensmittels nichts zu tun haben. 

Selber kochen. „Haha, können vor Lachen!“ höre ich einige rufen. Klar, dafür braucht man Zeit. Aber es ist meist weniger Zeit als man im ersten Moment dafür veranschlagen würde. Außer natürlich man hat das 7-Gänge-Sonntags-Menü vor sich, um die Schwiegermutter zu beeindrucken …

Bei mir selbst habe ich irgendwann festgestellt, dass es (auch früher) gar nicht die fehlende Zeit war, sondern viel eher ein Mangel an Können und Plan. In beiden Fällen ein behebbarer Mangel. Man muss nur müssen.

Kauf nichts, in dem mehr als drei verschiedene Inhaltsstoffe enthalten sind.

Lebensmittel, auf deren Verpackung eine Vielzahl von Inhaltsstoffen angeführt sind, kommen meistens nicht ohne Zusatzstoffe aus, die mit dem ursprünglichen Zweck des Lebensmittels nicht zu tun haben. Sie machen es haltbarer, cremiger, etc. Von künstlichen Aromen will ich erst gar nicht anfangen. Ich will dieses Zeug nicht im Essen meiner Familie haben.

Ganz besonders problematisch in diesem Zusammenhang sind die inflationären Light-Produkte. Von denen versuche ich prinzipiell die Finger zu lassen.

Oft kommt es auch vor, dass ich Sachen im Regal liegenlasse, weil ich einfach nicht verstehe, wie das jeweilige Produkt erzeugt worden ist. Wenn ich das nicht nachvollziehen kann, geht es meistens nicht mit rechten Dingen zu.

Benutz‘ Deinen Verstand (und das ist ein anderer als der in der Werbung so oft beschworene Hausverstand)

Meine ersten Expeditionen zum Zwecke der Lebensmittelbeschaffung haben diesen Namen wirklich verdient. Gerüchten zufolge war die Kindesmutter einmal kurz davor eine Vermisstenanzeige aufzugeben, weil ich so lange unterwegs war.

Nach einiger Zeit wurde mir klar, warum ich zum Scheitern verurteilt war. Ich versuchte meinen Verstand im Supermarkt einzusetzen. Die Benutzung des Verstandes innerhalb eines Supermarktes funktioniert nicht! Von Seiten der Marketingstrategen wird alles unternommen um den Verstand im Supermarkt selbst auszuschalten oder zumindest unwirksam zu machen.

Da hilft nur eines. Möglichst weit entfernt von den Hallen der Verführung sich Gedanken zu machen, einen Plan zu fassen und sich dann in der Durchführung, sprich beim Einkaufen sklavisch daran zu halten.

Pizza Globale

Wer sich einen groben Überblick darüber verschaffen will, wie es in der modernen Lebensmittelindustrie zugeht, dem sei das Buch „Pizza Globale“ von Paul Trummer empfohlen. Im Buch werden anhand des Klassikers Tiefkühlpizza die Mechanismen dargelegt, nach denen die industrielle Erzeugung von Lebensmitteln funktioniert.

Was man so erlebt als Mann mit zwei Kindern im Supermarkt

Abschließend noch meine Lieblingsanekdote des vergangenen Jahres, weil sich diese auch im Supermarkt zugetragen hat. Wursttheke, die Kleine beim Einkaufen dabei, irgendwann am Vormittag unter der Woche. Neben uns eine ältere Dame, die immer wieder zu uns herüberblickt. Eingenommen, wie ich nun mal bin von meinem Nachwuchs versuche ich mich im Smalltalk: „Die Kleine hilft mir!“. Darauf die Dame: „Ja, wenn man arbeitslos ist, ist das gut wenn man Unterstützung hat!“.

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Über den Autor: Martin Forster ist verheiratet und Vater eines Sohnes (7) und einer Tochter (1). Nach 35 Jahren als überzeugter Städter lebt er mit seiner Familie seit rund 2 Jahren auf dem Land. Momentan befindet er sich in einjähriger Väterkarenz und steht damit vor Herausforderungen auf die ihn das bisherige Leben nicht vorbereitet hat. Im Berufsleben ein chronisches Opfer schlechter Essensgewohnheiten gilt es nun die schwierige Aufgabe zu bewältigen, den Nachwuchs und sich selbst gesund und vernünftig zu ernähren ohne an der modernen Lebensmittelindustrie zu verzweifeln. Weitere Erfahrungen rund um die Zeit zuhause bei den Kindern hält er in seinem Blog "BabyBusiness - Einjährig freiwillig" unter www.babybusiness.at fest.

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