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(Schein)Kampf gegen Kinderpornographie




Tochter: „Du, Papa? Wenn du das Licht abdrehst zum Schlafen, kommt ein Monster aus dem Schrank.“
Vater: „Wenn du die Augen ganz fest zumachst, dann verschwindet es von ganz allein.“
So oder ähnlich dürften wohl die Dialoge und Diskussionen der EU-Kommission ablaufen, wenn es um das Thema „Kampf der Kinderpornographie“ geht. Nicht anders ist zu erklären, dass die EU sämtliche Mitgliedsstaaten zu einer Maßnahme verpflichten will, welche von Experten nahezu einstimmig als „nicht zielführend“ bezeichnet und in Deutschland bereits abgelehnt wurde – nämlich den Netzsperren.
Im Klartext: Um "mit den dunklen Ecken des Internets und den kriminellen Bildern von Kindesmissbrauch aufzuräumen" (Zitat EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström), möchte man künftig Websites, welche kinderpornographisches Material anbieten oder zur Schau stellen, mit einem Stoppschild blockieren. Nein, man will diese Websites nicht löschen, denn länderübergreifend sei dies eine „äußerst komplizierte Angelegenheit“, man möchte sie mit einer Blockade bekämpfen – was uns zu obigem Dialog zwischen Tochter und Vater führt.
„Blenden wir den Mist einfach aus, dann existiert er nicht mehr“ scheint die Devise unserer Politiker zu lauten – und jedem mit einem Funken Restverstand dürfte klar sein, dass es sich dabei um Heuchelei auf Kosten missbrauchter Kinder handelt, denn das Ausblenden von Websites mit kinderpornographischen Inhalten bringt genau – NICHTS.
Warum:
1. Netzsperren sind einfach zu umgehen. Im Web sind massig Anleitungen zu finden, die auch der DaU (der Dümmste anzunehmende User) begreift. Videoanleitungen und Leitfäden zeigen einem, wie man mit wenigen Mausklicks jede blockierte Website aufrufen kann.
2. Sperrt man diese Websites, existieren sie ja weiterhin. Sie sind nicht verschwunden. Den dort zur Schau gestellten Kindern wird in keinster Weise geholfen – man(unsere Politiker) schließt lediglich die Augen, um sie nicht mehr zu sehen.
3. Bleibt die Frage: Wenn man gewillt und in der Lage ist, zum Beispiel gegen Raubkopierer geeint vorzugehen – denn da stellt die internationale Zusammenarbeit kein Problem dar – WARUM schafft man es dann nicht, zum Zwecke des Kampfes gegen Kinderpornographie und zum Schutz für die Kinder ein multilaterales Abkommen zu verabschieden?
Stehen etwas Mp3-tauschende Teenager in der Prioritätenliste unserer Politiker weiter oben, als sexuell missbrauchte Kinder? Vermutlich, denn Missbrauchsopfer haben keine Lobby. Man kann mit ihnen kein Geld verdienen, keine schmierigen Typen machen sich im Europaparlament an die „Volksvertreter“ heran, um ihnen mit finanziellen Zuwendungen und Schmankerln den Kampf gegen Kindesmissbrauch/Kinderpornographie schmackhaft zu machen.
Führen wir uns doch mal einen Kommentar der deutschen Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen vor Augen: „Es wird immer mehr über kommerzielle Websites verbreitet. Da werden Millionenbeträge verdient. Pornographische Videos, auf denen Kinder gequält und gefoltert werden, werden allein in Deutschland bis zu 50.000 Mal im Monat heruntergeladen. Die Bandbreite reicht vom Pädokriminellen bis zum User, der wahllos sucht und ignoriert, dass er sich gerade die Einstiegsdroge besorgt.“
Na, ist das nicht eine fundamentierte Argumentation? Abgesehen davon, dass Frau von der Leyen einer Vielzahl von Webusern unterstellt, Interesse an Kinderpornographie zu zeigen, erfindet sie auch gleich die Sexualität neu, weswegen man nicht eine der verantwortlichen Meldestellen kontaktiert, wenn man über kinderpornographisches Material stolpert, sondern angefixt wird und das Verlangen nach Mehr (Kinderpornographie) sich stetig steigert.
Männer – wegschauen, wenn euer Kind gewickelt wird oder nackt durch die Wohnung flitzt – das könnte schnell zur Einstiegsdroge werden und ehe ihr euch verseht, seid ihr pädophil.
Angesichts dieser Argumentation bleibt es verständlicherweise auch bei einer vollkommen sinnlosen Maßnahme, die – ausgetragen auf dem Rücken missbrauchter Kinder – einem ganz anderen Zweck dienen dürfte: Nämlich die Infrastruktur für weitreichende Zensurmaßnahmen zu schaffen, dank derer man sich ungeliebter Texte und Publikationen im Netz entledigen kann.
Und die Kinder? Die bleiben auf der Strecke.
Links:
http://www.stopline.at/index.php?id=244&L=0
http://mogis-verein.de/
http://futurezone.orf.at/stories/1643289/
http://ak-zensur.de/2010/03/malmstroem-unfug.html
Das Video auf http://www.rettedeinefreiheit.de erklärt auch sehr anschaulich, wie sinnvoll die geplante Stoppschildaktion ist.
Wie seht ihr das? Diskutiere darüber im Forum.
by thumbsuck3r
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