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Ein Vater über seine dreimonatige Elternzeit

Väter von heute, wollen nicht auf die Zeit mit ihren Kindern verzichten. Das zeigt auch dieser Bericht aus dem Alltag eines Vaters, der drei Monate Elternzeit in Anspruch nahm. Patrick Bugner ist ein stolzer Vater, der seine Elternzeit nicht schnell hinter sich bringen möchte, sondern diese gemeinsame Zeit mit seiner Tochter intensiv erleben will. Hier ein Auszug des Berichtes, der in voller Länge online in der FAZ.NET nachzulesen ist.

Anfang Oktober begann Patrick Bugners Elternzeit, das ist zwei Wochen her. Er ist jetzt drei Monate lang Vollzeit-Vater und diese Zeit mit Sophie will er nutzen und nicht möglichst schnell hinter sich bringen, wie es manche Väter tun, die lieber Golf spielen als zum Babyschwimmen zu gehen. Dazu gehört für Patrick Bugner zum Beispiel mit Sophie die Vater-Kind-Gruppe zu besuchen, die, wie der Name sagt, nur für Väter und nicht für Mütter ist. Die Gruppe trifft sich jeden Montag Nachmittag in Frankfurt-Bornheim zum Spielen und Reden. Patrick Bugner und Sophie besuchen sie heute zum ersten Mal. „Ich bin gespannt“, sagt er...

Väter in der Vater-Kind-Gruppe: Niemand erzählt von seinem Beruf. Die Männer führen exakt dieselbe Art von Gesprächen, die Frauen führen, wenn sie mit ihren Kindern Spielgruppen besuchen, als wären sie mit der Vaterzeit Mütter geworden. Patrick Bugner sagt: „Es beruhigt, dass sich andere dieselben Gedanken machen“. Ein Vater fragt: „Kann Sophie eigentlich schon laufen?“ „Wir laufen an der Hand“, sagt Bugner „sitzen können wir aber noch nicht“.

Als Patrick Bugner Kind war, hätten Begriffe wie Baby-Yoga oder Baby-Musizieren nach einem Scherz geklungen. Mit seinem Vater ging Patrick Bugner draußen spielen, sie streiften durch den Wald, wanderten, bauten Lager an einem Fluss. Da der Vater geschäftlich viel reiste, nahm er seinen Sohn mit, wenn es irgendwie ging. Patrick Bugners Vater war während dessen Kindheit nicht abwesend, er war aber auch nicht so anwesend wie er selbst.

Seine Tochter hat kein eigenes Kinderzimmer: Patrick Bugner lebt mit seiner Frau und seiner Tochter im Frankfurter Nordend. Die Wohnung liegt im dritten Stock, sie ist ruhig, hat einen dunklen Flur und ein helles, gemütliches Wohnzimmer. Patrick Bugner und Eva Jedrysek sind seit drei Jahren ein Paar und werden heiraten. Sie mögen die Malerei der Impressionisten, was die Nachdrucke an den Wänden verraten. Sophies Spielsachen sind im Wohnzimmer untergebracht, da sie kein Kinderzimmer hat, das soll einmal das Ankleidezimmer werden, irgendwann. Ihr Gitterbett steht im Moment noch im Schlafzimmer. „Wir können uns nicht von ihr trennen“, sagt Patrick Bugner.

Er hat Wirtschaftsinformatik studiert, leitet Projekte und hat Personalverantwortung: Er ist neununddreißig Jahre, um den Mund hat er einen jungenhaften Zug. Sein dunkles Haar lichtet sich an den Rändern und zwischen seine Brauen hat sich eine Zornesfalte gegraben, die ihm allerdings keinen bösen Gesichtsausdruck verleiht. Im Gegenteil, er sieht aus wie jemand, den man im Zug bitten würde, einen Blick aufs Notebook zu werfen, während man im Speisewagen isst. Patrick Bugner hat Wirtschaftsinformatik studiert und arbeitet bei einer IT-Firma, für die er in Deutschland und im Ausland unterwegs ist. Er leitet Projekte und hat Personalverantwortung.

Seine Frau arbeitet in der Commerzbank: Seine Frau ist ein Jahr jünger als er und stammt aus Polen, deshalb wächst Sophie zweisprachig auf. Sie ist eine ruhige, distanzierte Frau mit einem blonden Bob, die weiß, was sie will und dies auch sagt. Vor vier Wochen endete ihre sechsmonatige Elternzeit, seitdem arbeitet sie wieder in der Verwaltung der Commerzbank. Vier Tage die Woche, mittwochs hat sie frei, damit ihr Mann nicht länger als zwei Tage hintereinander mit Sophie allein ist. ...

Er wirkt wie ein stolzer Vater: Patrick Bugner ist ein Perfektionist, er möchte nicht nur alles richtig, sondern auch recht machen. Er sagt: „Meine Frau erwartet das.“ „Und die Gesellschaft erwartet das auch.“ Genau genommen hatte Patrick Bugner gar keine Wahl, trotzdem wirkt er nicht, als hätte er sich mit seinem Schicksal arrangiert. Er wirkt wie ein stolzer Vater. „Es ist schön, Sophie aufwachsen zu sehen“, sagt er. ...

Quelle: FAZ

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