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Martin Forster - ein Vater in Elternzeit im Interview

Immer mehr Väter gehen in Elternzeit und nehmen für mehr Zeit mit ihren Kindern eine Auszeit von ihrem Beruf. Auch Martin Forster (38 Jahre) hat sich bei seinem zweiten Kind für diese berufliche Auszeit entschieden, um zuhause die Kinderbetreuung zu übernehmen. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern, einem Buben mit 7 Jahren und einem Mädchen mit bald 11 Monaten. Bis zum Beginn seiner Karenz im Herbst 2012 war er Technischer Leiter bei einem mittelständischen Technologieunternehmen. Zuletzt war er dort für das Qualitätsmanagement verantwortlich. Ursprünglich hat er Technische Physik studiert und ist dann über die Jahre immer weiter auf die Managementlaufbahn geraten. Dann hat er seinen Managerjob für mehr Zeit mit seinen Kindern auf Eis gelegt. Seine Erfahrungen als Karenzvater hält er in seinem Blog babybusiness.at fest. Wir freuen uns sehr, dass Martin Forster zukünftig auf Freshdads die Kolumne "Ich mag das nicht!" schreiben wird. 

Martin Forster - Vaterkarenz

FD: Sie schreiben das Blog „Babybusiness.at“. Wie kamen Sie zum Bloggen und auf den Namen Babybusiness?

Martin Forster: Ich wollte schon seit längerer Zeit ein Blog schreiben. Was mir fehlte war ein Thema, das genug Stoff dafür lieferte. Außerdem wollte ich die Gelegenheit nutzen, um ein wenig mit Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Twitter zu experimentieren.

Der Name BabyBusiness sollte eine Referenz auf den Wechsel aus der Welt des Business&Managements in die Welt der Kinderbetreuung sein.

FD: Zukünftig werden Sie auf Freshdads.com Ihre eigene Kolumne mit dem Titel „Ich mag das nicht!“ schreiben. Auf was dürfen wir uns freuen?

Martin Forster: Ein Thema, das mich im Laufe des letzten Jahres immer mehr beschäftigt hat, ist das der Lebensmittel und Ernährung. Zu Beginn natürlich sehr fokussiert auf die Kinder, aber im Laufe der Zeit auch immer allgemeiner. Problem bei der Sache ist, dass, wenn man einmal begonnen hat sich damit zu beschäftigen, findet das kein Ende. Die moderne Lebensmittelindustrie ist extrem schwer zu durchschauen, es ist äußerst schwierig zu erfassen, was man da eigentlich gerade zu sich nimmt.

Dazu kommt, dass es Kindern ja völlig egal ist unter welchen Umständen das Essen auf den Tisch kommt. Hauptsache es schmeckt gut. Das resultiert dann klarerweise in jeder Menge kleinerer und größerer Konflikte. Die Kolumne soll den Weg nachzeichnen, den wir gemeinsam als Familie zu einer besseren und im großen Zusammenhang nachhaltigeren Ernährung zu gehen versuchen.

Ich werde versuchen dies auf halbwegs unterhaltende Weise nach der Art von BabyBusiness.at zu tun.

FD: Sie leben mittlerweile gerne auf dem Land, waren aber ein überzeugter Städter. Häufig sind es die Kinder, die Eltern dazu bewegen auf das Land zu ziehen, war es bei Ihnen auch so bzw. was waren Ihre Beweggründe auf das Land zu ziehen?

Martin Forster: Meine Frau ist in der Steiermark sehr ländlich aufgewachsen und war die treibende Kraft dahinter auf das Land zu ziehen. Das hatte natürlich auch mit den Kindern zu tun. Das Aufwachsen in der Stadt bedeutet für ein Kind bestimmte Erfahrungen entweder überhaupt nicht oder nur sehr eingeschränkt und artifiziell machen zu können.

FD: Wenn Sie das Stadt- dem Landleben gegenüberstellen, welche großen Unterschiede sehen Sie für Eltern und Kinder?

Martin Forster: Für uns Eltern gibt es natürlich nicht mehr so viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Andererseits haben wir mit den Kindern ohnehin nicht mehr die Zeit, die wir früher dafür hatten. Insofern geht es uns nur selten wirklich ab.

Für die Kinder ist sicher der Zugang zu einigermaßen erhaltener Natur der größte Unterschied zum Stadtleben. Es gibt zwar auch in einer Stadt wie Wien viele Möglichkeiten ins Grüne zu kommen, aber hier beginnt der Wald vor der Haustür.

FD: Wir möchten von Ihnen aber auch gerne etwas über Sie als Vater erfahren. Wie alt waren Sie als Sie zum ersten Mal Vater wurden? Waren Ihre Kinder geplant?

Martin Forster: Beim ersten Kind war ich 31 Jahre alt. Beide Kinder waren geplant.

FD: Sie sind Vater von zwei Kindern, ist damit Ihre Familienplanung zu Ende oder möchten Sie noch mehr Kinder?

Martin Forster: Wir haben uns nach dem ersten Kind relativ viel Zeit genommen bis wir unser zweites bekommen haben. Momentan sind wir der Meinung, dass es mit 2 Kindern reicht. Aber wer weiß wie wir in weiteren 6 Jahren darüber denken.

FD: Waren Sie bei der Geburt Ihrer Kinder dabei? Wie war das für Sie?

Martin Forster: Ich war bei beiden Kindern bei der Geburt dabei. Wir haben eine sogenannte ambulante Geburt gemacht. Man fährt zur Geburt ins Krankenhaus und wenn alles gut geht und auch mit dem Kind alles in Ordnung ist kann man gleich wieder nach Hause fahren. Man wird dann eine Woche lang von einer Hebamme betreut, die täglich vorbeikommt. Das war unser Kompromiss zwischen ‚klassischer‘ Spitalsgeburt und Hausgeburt.

FD: Aktuell sind Sie in Vaterkarenz. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Waren Sie auch bei Ihrem ersten Kind in Vaterkarenz? Wie sind Ihre Erfahrungen als Karenzvater?

Martin Forster: Meine Frau und ich haben das neutral diskutiert und es hat sich dann so ergeben. Das war eigentlich keine große Sache.
   
Beim ersten Kind war ich nicht in Vaterkarenz. Mit den damaligen Varianten für das Kinderbetreuungsgeld und unserer damaligen Situation war das einfach nicht machbar. Mit der gehaltsabhängigen Variante heutzutage ist das um vieles leichter.

Die Erfahrungen sind mannigfaltig. Es sind andere Dinge als im Berufsleben, die wichtig sind. Es ist auch viel schwerer, eigentlich unmöglich sich hinter seiner Rolle zu verstecken. Das geht ja im Berufsleben bis zu einem gewissen Grad.

FD: Wie hat es Ihr Arbeitgeber aufgefasst, als Sie ihm mitteilten, dass Sie für ein Jahr Vaterkarenz nehmen werden? Welche Reaktionen gab es von Ihren Arbeitskollegen, Freunden, Familie?

Martin Forster: Der Arbeitgeber hat das relativ neutral aufgenommen, zumindest war das mein Eindruck. Es war aber auch klar, dass ich damit vorerst ‚raus aus dem Spiel‘ bin. Ich bin aber der Meinung, dass das bei einer Führungsposition, die viel persönliche Präsenz erfordert, gar nicht anders möglich ist.

Die Reaktionen aus dem Kollegen-, und Freundeskreis und der Familie waren meistens positiv. Ab und zu gab es skeptische Blicke oder Kommentare, jedoch meist von Leuten, die aus irgendwelchen Gründen mit dem Thema selbst wenig anzufangen wussten.  

FD: Haben Sie darüber nachgedacht, ob Ihre Vaterkarenz einen „Karriereknick“ nach sich ziehen wird?

Dass es den „Karriereknick“ geben wird, war mir von Anfang an klar, wobei ich das nicht negativ sehe. Die Zeiten einer kontinuierlichen Berufskarriere sind ohnehin vorbei. Sich ein Jahr lang etwas gänzlich anderem zu widmen, gibt einem die Gelegenheit über die Dinge gründlich nachzudenken und so manche Perspektive zu verändern. Man wird sehen, wie es nach dem Ende der Karenz weitergeht.

Ich halte den „Karriereknick“ auch nicht für ein Problem der Frauen, wie es oft in der Diskussion über Gleichberechtigung und dergleichen dargestellt wird, sondern für ein Problem aller, die sich eine gewisse Zeit ausschließlich den Kindern widmen.

FD: Wie sieht Ihr Alltag als Karenzvater aus? Was unternehmen Sie?

Martin Forster: Ich hab mal auf BabyBusiness.at ein ‚Anforderungsprofil für Papas“ gepostet. Das hat dann so ausgesehen:

Generaldirektor, Architekt, Strategischer Einkäufer, Mediator, Taxiunternehmer, Kinderpsychologe, Koch, Reinigungskraft, Waschweib, Notfallsanitäter, Nachhilfelehrer, Fahrradmechaniker, Kraftsportler, Ausdauersportler, Lagerarbeiter, Wasserträger, Sendung mit der Maus, Geschichtenerzähler, DJ, VJ, Good Cop, Bad Cop, Komplize, Räuberhauptmann, Räuber, Gefangener, Meister Eder, Märchenonkel, Captain Future, Höhlenforscher, (Extrem-)Bergsteiger, Batman, Robin, Joker, Hund, Katze, Pferd, Kuh, andere diverse Säugetiere, Dinosaurier, Clown, Christkind, Nikolaus, u. v. m. …

Obwohl sich die Tage schon sehr gleichen, wird einem nicht langweilig.

Wir versuchen viel draußen zu sein, auch bei schlechtem Wetter. Schlechtes Wetter gibt es ja bekanntlich nicht, nur schlechte Kleidung. Wir fahren mindestens einmal in der Woche in die Bücherei und leihen dort Bücher, Hörbücher und DVDs aus. 

FD: Vielleicht gewähren Sie uns auch einen Einblick in Ihr soziales Netzwerk? Sind Sie mit anderen Karenzvätern vernetzt? Gibt es bei Ihnen Papa-Kind-Treffen mit anderen Vätern z.B. am Spielplatz oder zum Spazieren?

Martin Forster: Momentan hält sich das sehr in Grenzen. Der Bub ist aus dem klassischen Spielplatzalter draußen, das Mädchen ist noch zu klein. Das bedeutet, momentan sind wir eher weniger auf Spielplätzen unterwegs. Außerdem beginnt der Spielplatz bei uns ja vor der Haustüre.

FD: Worin sehen Sie die besonderen Aufgaben eines Vaters für eine gelingende Entwicklung der Kinder?

Martin Forster: Ich bin der Meinung das Kinder ihre Eltern „spüren“ müssen. Das betrifft natürlich in erster Linie solche Aspekte wie Zuneigung und Sicherheit. Ich halte es aber für mindestens genauso wichtig den Kindern Orientierung zu geben und Grenzen aufzuzeigen und auch nicht allzu viele Kompromisse einzugehen wenn es einmal schwierig wird.

FD: Sehen Sie Hürden und besondere Herausforderungen wenn man ein aktiver Vater sein will?

Martin Forster: Für mich persönlich eigentlich nicht. Ich kann mir aber vorstellen, dass es aus den verschiedensten Gründen schwierig sein kann, dem vermeintlichen Anspruch an einen modernen Vater gerecht zu werden. Ich glaube, es ist auch als Vater wichtig authentisch zu bleiben, alles andere ist auf Dauer nicht durchzuhalten.

FD: Haben Sie Tipps für andere Väter? Was sollte sich kein Vater entgehen lassen?

Martin Forster: Damit tu ich mir schwer. Jeder Vater hat andere Möglichkeiten und Lebensumstände, jeder muss da auch seinen eigenen Weg finden.

FD: Ganz spontan, was war einer der schönsten Momente mit Ihren Kindern?

Martin Forster: Das ist schwer zu sagen. Es gibt so viele schöne Situationen. Für mich sind immer die sogenannten kleinen Momente des Alltags jene die mich am stärksten an das Glück zwei gesunde Kinder zu haben erinnern. Wenn zum Beispiel die kleine Schwester den großen Bruder tröstet, dann ist das schwer zu übertreffen.

FD: Wir haben noch einige Begriffe vorbereitet und es wäre toll, wenn Sie uns ein kurzes Statement zu jedem Begriff geben würden.

Martin Forster:

Kinder …Halten einem den Spiegel vor.

Vater sein…  Vater ist man sein Leben lang.

Vorbilder …    Nicht unwichtig, aber nicht über zu bewerten.

Gleichberechtigung …    Selbstverständlichkeit.

Wir danken für das interessante Interview und freuen uns zukünftig von Ihnen in Ihrer eigenen Kolumne auf Freshdads zu lesen.

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Martin Forster ist verheiratet und Vater eines Sohnes(7) und einer Tochter(1). Nach 35 Jahren als überzeugter Städter lebt er mit seiner Familie seit rund 2 Jahren auf dem Land. Momentan befindet er sich in einjähriger Väterkarenz und steht damit vor Herausforderungen auf die ihn das bisherige Leben nicht vorbereitet hat. Im Berufsleben ein chronisches Opfer schlechter Essensgewohnheiten gilt es nun die schwierige Aufgabe zu bewältigen, den Nachwuchs und sich selbst gesund und vernünftig zu ernähren ohne an der modernen Lebensmittelindustrie zu verzweifeln. Weitere Erfahrungen rund um die Zeit zuhause bei den Kindern hält er in seinem Blog "BabyBusiness - Einjährig freiwillig" unter www.babybusiness.at fest. 

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